Nur ein kleines Bischen
fünfhundert Jahren
keinen Wolf mehr verwandelt«, antwortet Lupine. »Es wären nur neue Mäuler, die gefüttert werden müssen.
Es würde das Rudel zerstören. In den Orden des
Grauen Wolfs kommt man nur durch Geburt.«
Ich kratze mich am Kopf. Das ergibt keinen Sinn.
Wenn sie Menschen nicht in Werwölfe verwandeln,
wie wurde die Truppe dann angesteckt?
»Besteht die Möglichkeit, dass jemand außerhalb
eures Rudels einen nicht autorisierten Biss oder so etwas vorgenommen haben könnte?«
Wieder unterhalten sich die Männer untereinander.
»Was ist mit dem >Einsamen Wolf«, höre ich einen von ihnen fragen.
»Dem was?«
»Da war ein Junge, der Lupine herausgefordert hat, unser Alphamännchen«, erklärt der Mann. »Er litt unter Größenwahn. Hat beschlossen, dass er das
Rudel übernehmen wollte. Er ist natürlich besiegt worden.« Die Männer blicken alle dankbar zu Lupine hinüber und ich vermute, dass er derjenige war, der diesem Burschen in den Hintern getreten hat. »Und wir haben ihn mit eingeklemmtem Schwanz wegge—
schickt.«
»Aber als er fortging, hat er Rache geschworen. Er sagte, er würde sein eigenes Rudel gründen und uns am Ende zerstören.«
»Vielleicht hat er Ihre Mädchen gefunden und
beschlossen, sie zu seinen Weibchen zu machen.«
Lupine ballt die Hände zu Fäusten. »Ich wusste, ich hätte ihn nicht am Leben lassen sollen.«
In meinem Magen steigt langsam ein krankes,
aufgeregtes Gefühl auf. »Das muss es sein. Irgendwie muss er alle Cheerleader gebissen haben, während sie hier auf Tour waren.«
»Er müsste nicht mehr tun, als sie zu küssen«, erklärt ein bärtiger Mann in der vorderen Reihe.
»Lykanthropie wird durch Speichel übertragen.«
Ich erinnere mich daran, dass Shantel von der Party gesprochen hat, die sie alle besucht haben. Dass sie anschließend zu betrunken waren, um sich daran zu erinnern, wie sie nach Hause gekommen sind.
»Aber warum würde er sie dann nicht hier in England behalten? Warum hat er sie nach Amerika zurückgehen lassen?«
»Er ist schwach. Nicht zum Alphatier geboren. Er war vielleicht nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Aber Sie können sicher sein, dass er ihnen telepathische Nachrichten geschickt hat. Und sobald er größere
Kraft gewonnen hat, wird er sie rufen. Und sie werden kommen.«
»Die Situation ist in der Tat ernst«, sagt Lupine und kneift seine gelblichen Augen besorgt zusammen.
»Untrainierte Wölfe, die frei herumlaufen. Sie
könnten schwerwiegende Probleme machen, wenn der
Mond voll ist.«
»Ja, das tun sie bereits. Das ist der Grund, warum ich hier bin. Wir müssen eine Möglichkeit finden, sie zu heilen. Gibt es eine?« Ich drücke die Daumen und bete um eine positive Antwort,
Glücklicherweise nickt Lupine. »Es gibt ein
Gegenmittel«, sagt er. »Wenn unsere Welpen heran—
reifen, lassen wir ihnen die Wahl. Sie können beim Rudel bleiben oder den Rest ihrer Tage als Mensch leben. Jene, die Menschlichkeit wählen, bekommen
das Gegenmittel und werden in die Welt hinausge—
schickt, um nie mehr zurückzukehren.«
Hoffnung flammt in mir auf. »Wunderbar! Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden!«, rufe ich.
»Haben Sie etwas Gegenmittel übrig, das ich nach
Amerika mitnehmen kann?«
»Wir können welches für Sie anfertigen, kein
Problem. Dazu brauchen wir nur ein wenig von der
alten, geheimen Zutat«, sagt Lupine. Die Männer
kichern und ich frage mich, welchen Scherz ich da gerade verpasst habe.
»Geheime Zutat?«
»Die Pisse des Alphawolfs«, erklärt Lupine.
Ich starre ihn an. »Hä? Iih!«
Die Männer lachen.
»Keine Sorge, Schätzchen«, sagt Lupine. »Wir
destillieren sie und in dem fertigen Gegenmittel macht sie nur noch einen Teil von einer Million aus. Sie werden sie nicht einmal mehr riechen können.«
»Oh-kay. Ich vertraue Ihnen«, sage ich. Tatsächlich finde ich die Vorstellung, den Cheerleadern Wolfs-pisse zu trinken zu geben, durchaus erheiternd. »Also, wie wird das Gegenmittel verabreicht?«
»Lokal. Es muss nur auf die Haut gelangen, dann wird es aufgenommen und entfaltet seine Wirkung.«
»Das klingt einfach.«
»Was es aber eigentlich nicht ist. Verstehen Sie, es kann nur angewandt werden, wenn Sie ihre Wolfsgestalt tragen.«
»Oh.« Ja, ich begreife, dass das ein wenig anspruchs-voller wäre. Was soll ich tun? Bis zum Ehemaligentag warten und dann versuchen, sie alle im selben Raum gefangen zu setzen? Die alte Super Soaker hervor-holen und sie damit
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