Nur ein Kuss von dir
ihn ansehen musste.
»Alle finden dich toll, Max, und das weißt du auch.«
»Aber ich will nicht alle, Alex. Ich will nur dich.«
Endlich sah ich ihm ins Gesicht und erwartete sein übliches Grinsen, doch er sah mich so offen und ernsthaft an, dass ich seinen Anblick kaum ertragen konnte. Er war so nett, und ich hatte ihn nur in die Irre geführt. Plötzlich schämte ich mich schrecklich. »Es tut mir so leid«, flüsterte ich mit kratziger Stimme.
Max zog mich in seine Arme und hielt mich fest. »Sei jetzt bitte nicht böse«, flüsterte er in meine Haare.
Seine Freundlichkeit war zu viel, und für einen Augenblick ließ ich die aufgestauten Gefühle frei. Ich schluchzte auf und spürte, wie er beschützend seine Arme fester um mich legte.
»Es tut … es tut mir so leid«, murmelte ich wieder in sein T-Shirt, überwältigt von dem plötzlichen Gefühl von Sicherheit, das ich empfand.
»He, ganz ruhig. Keine Angst. Es ist deine Entscheidung.« Ganz sanft streichelte er mir über die Haare, was mich an eine andere Berührung erinnerte. Schnell machte ich mich mit abgewandtem Gesicht frei.
»Das wollte ich nicht. Es tut mir leid.«
»Das hast du schon ein paar Mal gesagt«, meinte Max weich und hob mein Gesicht, damit ich ihn ansehen musste. Leidenschaft brannte in seinen samtig braunen Augen, und ich schnappte nach Luft. Da beugte er sich zu mir und drückte seine Lippen auf meine. Sie waren weich und schmeckten ein bisschen salzig. Ich musste ihn einfach auch küssen, ganz kurz, ehe ich wieder zur Besinnung kam. So fest ich konnte, stieß ich ihn von mir. Er hob den Kopf und blickte mich mit einem betrübten Lächeln an.
»Tut mir leid, Max, aber das ist es nicht, was ich will.«
»Bist du dir sicher? Ich hätte schwören können …«
»Ich bin mir absolut sicher. Du bist ein toller Typ, Max, und unter anderen Umständen, na ja, wären die Dinge vielleicht anders gelaufen, aber ich bin nicht frei.«
»Callum ist jetzt gerade sehr weit weg. Kann ich dich nicht ein winziges bisschen vom Pfad der Tugend wegführen, bevor wir morgen wieder ins Flugzeug steigen müssen?« Er sprach ganz ernsthaft, doch in seinen Augen lag ein freundliches Zwinkern.
Ich lächelte ihn an. »Das ist natürlich mächtig verführerisch, aber ich gehöre nur einem allein. Das ist einfach so.«
Er zog mich wieder in seine Arme, doch diesmal war es eine ungestüme Umarmung. »Verdammt! Ihr Mädchen! Wie tickt ihr denn eigentlich?«
»Treu ticken wir, du frecher Kerl.« Ich drückte ihn auch, ließ aber gleich meine Arme wieder fallen. Schnell machte er das Gleiche, und wir sahen uns nicht an, als wir etwas zurücktraten. »Wollen wir jetzt nicht die Drinks holen? Die anderen werden sich schon fragen, wo wir abgeblieben sind.«
»Glaub ich auch«, stimmte er zu, und wir gingen weiter über den Strand. Ich versuchte, mich locker zu unterhalten, doch dabei kämpfte ich die ganze Zeit gegen mein Gefühl von Scham und Schuld an, das mich zu überwältigen drohte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich ihn auch geküsst hatte, obwohl ich Callum doch so sehr liebte. Ich liebte Callum doch – oder?
5. Heimkehr
Wir brachen alle am nächsten Morgen auf, um nach Heathrow zu fliegen, allerdings von verschiedenen Flughäfen aus. Max’ und Sabrinas Vater bildete sich mächtig was darauf ein, dass die Flüge, die er von Sevilla aus gebucht hatte, nur halb so teuer waren wie unsere von Málaga aus. Aber sie mussten lange vor uns losfahren, und ich seufzte innerlich erleichtert auf, als ich mich von Sabrina und Max in der Eingangshalle des Hotels endlich verabschieden konnte. Er gab mir einen schnellen Kuss auf beide Wangen, sagte aber sonst nichts, und ich grinste so unbeschwert wie möglich und versicherte eifrig, wie toll es gewesen war und wie schön es wäre, wenn wir uns alle noch in diesem Jahr wieder treffen könnten.
Ich sah zu, wie sie zum Wagen gingen, und verstand immer noch nicht so richtig, warum die Tatsache, dass er ging, mich so elend stimmte, wo mich doch Callum in wenigen Stunden erwartete. So sehr ich mich dagegen wehrte, wanderten meine Gedanken ständig zwischen dem dunkelhaarigen stabilen und verfügbaren Max und dem blonden ätherischen und gefangenen Callum hin und her.
Der Flug schien endlos lange zu dauern, doch tatsächlich landeten wir in Heathrow etwas früher als vorgesehen. Als der Flieger endlich vor einem Gate zum Halt kam und alle Passagiere aufstanden, rief ich leise Callums Namen. Innerhalb von
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