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Presse zu machen“, Kopfnicken in Richtung der Reporter, „zumindest vorerst. Dieser Fall wird in den nächsten Tagen einiges aufwühlen, daher wird das Medieninteresse sicher noch zunehmen. Kommen Sie doch bitte morgen im Lauf des Vormittags in meinem Büro vorbei, dann nehmen wir ihre Aussage zu Protokoll. Anschließend können Sie Ihre Geschichte selbstverständlich an den Meistbietenden verkaufen“, sagt er augenzwinkernd und überreicht mir eine Visitenkarte.
„ Ihre Aussagen habe ich ja schon aufgenommen, vielen Dank noch mal“, wendet er sich an George und Florian, anschließend verabschiedet er sich und verschwindet wenig später im Getümmel der Reporter.
Bevor ich überhaupt den Mund aufmachen kann, erklärt George, dass wir den Rat auf der Stelle in die Tat umsetzen werden und uns hier schleunigst aus dem Staub machen sollten. Er hakt sich bei mir unter, Florian geht auf der anderen Seite neben mir, und wir verlassen die Werkstatt durch den Hinterausgang. Mein Abgang ist ähnlich wie meine Ankunft – eingeklemmt zwischen zwei Männern – aber es liegen Welten dazwischen.
Als wir ins Freie treten, muss ich kurz stehenbleiben. Auf dem Parkplatz herrscht ein ganz schöner Trubel, Polizisten, Passanten, mehrere Krankenwagen, massenhaft Reporter. Gerade werden wir von letzteren entdeckt, doch dann wird eine Trage aus dem Gebäude heraus- und in einen der wartenden Krankenwagen hineingeschoben, und die Meute hetzt dorthin.
Ich kann zwar nicht erkennen, wer auf der Trage liegt, aber es sieht schlimm aus. Auf jeder Seite laufen zwei Sanitäter nebenher und halten alle möglichen Kabel, Schläuche und Instrumente; der Verletzte wird beatmet und steckt in einem Korsett, aber er lebt. Ist es Markus? Oder Wiesenthal? Der Arbeiter vielleicht? Oder jemand ganz anderes? Wurde einer der Polizisten verletzt?
„ Komm, wir gehen“, höre ich Georges Stimme und er zieht mich sanft mit sich. Ich folge ihm wie in Trance, nehme um mich herum kaum etwas wahr. Wir laufen nur eine kurze Strecke bis an einen Taxistand und ich merke, dass dieses Gehen an der frischen Luft mir richtig gut tut. Von dort aus nehmen wir ein Taxi in unser Hotel und ich verdränge den Gedanken, dass ebendieses Hotel Wiesenthal gehört. Der ist – auf welche Weise auch immer – vorerst außer Gefecht gesetzt, warum soll ich mich nicht in seinem Hotel von dem erholen, was er mir angetan hat?
Im Taxi fällt mein Blick zufällig auf die im Armaturenbrett eingelassene Uhr. Kurz vor zwölf. Das kann doch nicht sein!
„ George, wie spät ist es?“, frage ich George, der neben mir auf der Rückbank sitzt. Florian hat vorne auf dem Beifahrersitz platzgenommen und ist ungewohnt schweigsam, auch er scheint müde zu sein.
„ Kurz vor zwölf“, kommt ohne zu zögern die Antwort, „warum fragst du?“ Absolut unmöglich! Ich schüttele energisch den Kopf.
„ Ist nicht wahr. Und welchen Tag haben wir heute?“
„ Freitag“, antwortet er mir und fügt dann an Florian gewandt hinzu: „Florian, meinst du nicht, wir sollten Hilda doch besser ins Krankenhaus bringen?“ Warum das denn, spinnt er jetzt?
„ Nein, warum ins Krankenhaus? Mir geht’s doch gut! Du hast doch gehört, was die Ärztin gesagt hat, ich brauche Ruhe und gutes Essen, und beides bekomme ich im Krankenhaus nicht“, protestiere ich heftig. Florian dreht sich mit besorgtem Gesichtsausdruck zu uns nach hinten um.
„ Stimmt was nicht? Warum soll sie ins Krankenhaus?“, will er von George wissen, eine Spur Nervosität in der Stimme.
Mein armer George macht nun einen fast hysterischen Eindruck. „Sie ist desorientiert, sie weiß nicht, wie viel Uhr es ist und welchen Tag wir haben, das können Anzeichen für eine ernste Gehirnverletzung sein, hat die Ärztin gesagt! Wir sollen mir ihr sofort ins Krankenhaus fahren, wenn sich ihr Zustand verschlechtert! Sie muss unbedingt zur Computertomografie“, insistiert er, gestikuliert wild, hält mir sogar eine flache Hand an die Stirn, gerade so als ob man durch Handauflegen das Ausmaß einer Kopfverletzung spüren könnte.
„ Ach George“, sage ich kichernd und streiche ihm mit der Hand übers Haar.
„ Ich glaube dir schon, dass es Freitag und kurz vor zwölf ist. Es kommt mir nur so vor, als wäre ich eine Ewigkeit bei diesem Irren gewesen. Aber wenn ich das durchrechne, dann waren es nur achtzehn Stunden oder so. Das ist alles. Ich fühle mich, als wäre ich unendlich lange weg gewesen und kann kaum glauben, dass es nur
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