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beginnt, mit den Zähnen zu knirschen.
„ Also überlass das mal bitte mir, wie ich mich wem gegenüber verhalte. Und ob er das verdient hat oder nicht, entscheide auch ich.“ Er sieht mich nicht an, sondern blickt stur vor sich auf den Boden. Seine Hände sind zu Fäusten geballt und stecken tief in den Hosentaschen. Ein paar Haare hängen ihm tief in die Stirn, weil er den Kopf leicht nach vorne gebeugt hält. In dieser Pose wirkt er wie ein trotziger kleiner Junge. Ein bisschen verloren. Würde es jetzt noch regnen, hätte man den perfekten Sanostol-Werbespot.
„ Ja, aber ich meine doch nur, dass er dir nichts getan hat. Und sonst bist du zu allen lieb und aufgeschlossen, da weiß ich halt nicht, warum du gerade zu ihm so – so – so – abweisend sein musst“, bringe ich den Satz mit Mühe zu Ende.
„ Pffff. Scheint dir ja ziemlich wichtig zu sein, dass alle nett zu diesem Mr. Ego sind“, presst er durch die zusammengebissenen Zähne hervor.
„ Ist mir doch egal. Aber wenn du ihn so wenig ausstehen kannst, dann brauchst du ja auch nicht mitzukommen. Nur um dann deine schlechte Laune an ihm auszulassen“, gebe ich hitzig zurück. Dann beschleunige ich meinen Schritt und schließe auf zu George, der ganz angestrengt so tut, als hätte er unsere Diskussion nicht mitbekommen. Auch ich möchte nicht weiter darüber reden, also gehen wir schweigend nebeneinander her, Florian bleibt ein paar Schritte hinter uns.
Schließlich erreichen wir ein großes Grundstück, das von einer hohen Mauer umschlossen ist. Ein riesiges gusseisernes Tor versperrt zwar den Durchgang, gibt aber den Blick frei auf einen imposanten Garten und das in der Mitte thronende Haus. Der Garten ist eigentlich eher ein Park mit gepflegtem Rasen und fein säuberlich in Form geschnittenen Sträuchern.
Hier wird offensichtlich nichts dem Zufall überlassen; selbst die Blüten der Bäume und Büsche sehen aus, als wären sie ganz bewusst an Ort und Stelle platziert worden. Und das Haus ist tatsächlich eine richtige Villa, wobei selbst das es nicht genau trifft. Das Gebäude hat drei Stockwerke, das untere scheint viel höher zu sein als die darüber liegenden, sofern man dies an der Größe der Fenster abschätzen kann.
Das Grundstück erscheint mir wie der Sommersitz einer Königin, das Haus könnte durchaus einer königlichen Familie als schmucker „Ferienpalast“ dienen.
Markus kommt auf dem Kiesweg auf uns zu, winkend, strahlend, ein großer Hund läuft schwanzwedelnd neben ihm her. Was für ein Bild. Der Mann. Das Haus. Das Grundstück.
Wie glücklich die Frau sein wird, die eines Tages an Markus‘ Seite hier wohnen wird und die er dann nach der Arbeit so ans Tor begrüßen kommt wie uns in diesem Moment. Oder gibt es diese Frau vielleicht schon in seinem Leben?
Während ich noch meinen Gedanken nachhänge, hat Markus die beiden Männer schon begrüßt. Nun kommt er auf mich zu.
„ Hilda, wie schön, dass du da bist!“
Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer und außer einem dämlichen Grinsen bringe ich nichts zustande.
Er führt uns durch den Garten und unterhält sich dabei angeregt mit George. Ich trippele hinterher und kann mich gar nicht sattsehen an der Schönheit und Perfektion, die hier von allen Seiten auf mich einströmen. Wir betreten das Haus, die Villa, den Palast durch eine gläserne Flügeltür, die die Terrasse mit dem Wohnzimmer verbindet. Wohnzimmer. Eher nicht.
Mir fällt das altmodische Wort ‚Salon‘ ein und ich sehe in Gedanken Frauen in Sissi-Kleidern vor mir, die auf den samtenen Sofas sitzen und Tee trinken. Die Decken sind enorm hoch und es herrscht eine Atmosphäre, die mich einerseits entzückt – alles so elegant – die mich andererseits erschaudern lässt. Ich fühle mich mit einem Mal total gehemmt und traue mich fast nicht, einen Fuß vor den anderen zu setzen, aus Angst, ich könnte den kostbaren Marmorboden ruinieren.
Markus ist ganz der weltmännische Gastgeber, er bietet uns etwas zu trinken an und macht Konversation. Man ist es wohl in diesem Haus gewöhnt, Gäste zu haben und dass es den Gästen die Sprache verschlägt.
„ Mein Vater hat dieses Haus von seinem Vater, also von meinem Großvater, geerbt. Schon seit Generationen sammelt meine Familie Bücher, Bilder, Schmuckstücke und sogar Waffen, also alles, was in irgendeiner Art und Weise mit den Nibelungen in Verbindung gebracht wird. Die Sammlung ist im ganzen Haus verteilt, wir werden uns also fast jeden Raum ansehen
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