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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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nach, die Li immer aufgesetzt hatte, wenn sie mich zu einem Geständnis zwingen wollte, ob ich Musik gehört hatte. Es schien zu funktionieren, obwohl ich mich mehr wie ein Streifenhörnchen fühlte, das das Wort an einen Raum voller Wölfe richtete. »Wir sind hier, um eine Geburt zu feiern. Wenn ihr dazu nicht in der Lage seid, nur weil es eine Neuseele ist, könnt ihr gerne gehen.«
    Weitere Leute verließen den Raum. Mehr als zuvor. Einige hatten den Anstand, beschämt zu wirken. Ich machte mir nicht die Mühe, den Abscheu zu verbergen, den ich für sie empfand.
    Auf der anderen Seite des Raumes stand Merton mit verschränkten Armen da, sein Gesicht dunkelrot und wutverzerrt. Er schritt auf mich zu.
    Alle beobachteten die Szene, und Sam schob sich an meinen Stuhl heran, aber als Merton mich erreichte, funkelte er mich nur an und ging um mich herum – zur Tür.
    Ich versuchte, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Wenn er mich angegriffen hätte, hätten meine Freunde nur wenig ausrichten können. Merton war groß und stark.
    Aber für den Moment war er fort. Ich konzentrierte mich aufs Atmen und bemühte mich, nicht unter den Blicken der Geburtsassistentinnen, der Beobachter und Freunde zusammenzubrechen. Die meisten der feindseligen Besucher waren vor Merton gegangen, warum also beschleunigte sich mein Herzschlag jetzt ? Ich sollte doch eigentlich in der Lage sein, vor Leuten, die mich nicht abgrundtief hassten, zusammenhängende Sätze zu sprechen.
    »Ich glaube, dass man traditionell Neugeborene willkommen heißt.« Oder zumindest ihre Rückkehr begrüßt. Aber dieses Neugeborene war noch nie hier gewesen. Es war wie ich. Eine Neuseele. »Ich werde den Anfang machen.« Ich hatte Mitleid mit ihm, mit diesem namenlosen Kind, dem die gleiche Existenz wie mir bevorstand. Zumindest würde es nicht das einzige sein.
    Sam hielt mir die Hand hin, um mir von dem Stuhl zu helfen, und ich nahm sie. Das Letzte, was ich brauchen konnte, war, mich auf die Nase zu legen.
    Während ich mich Lideas Bett näherte, stellte ich mir die Szene bei meiner eigenen Geburt vor, als die Seelenkundler verkündet hatten, dass ich niemand sei. Wahrscheinlich waren weniger Menschen im Raum gewesen. Und alle Freunde Cianas würden dort gewesen sein.
    Ciana, die ich ersetzt hatte.
    Ich bezweifelte, dass irgendjemand mich in der Welt willkommen geheißen hatte.
    Ich blieb an Lideas Bett stehen. Irgendjemand hatte ihr den Schweiß vom Gesicht gewischt, obwohl es weiter vor Hitze und Wut und den Anstrengungen der Geburt gerötet war. Schwarzes Haar hing ihr in Strähnen über den Schultern; die Hand des Babys griff nach nichts und verlor sich in den Locken.
    Sam stand neben mir, und alle anderen bildeten hinter ihm eine Schlange. Alle bis auf Wend – er war ihr nicht von der Seite gewichen.
    Ich suchte nach den richtigen Worten, aber was sagte man zu jemandem, der eine Neuseele geboren hatte? Eine Entschuldigung erschien mir falsch, denn es war nichts Schlimmes, und ich hatte nichts damit zu tun. Es tat mir nur leid, dass sie von allen bereits so gehasst wurde.
    »Danke.« Lideas Lächeln war angestrengt. »Dafür, dass du sie zum Aufhören gebracht hast. Dafür, dass du sie zum Gehen gebracht hast.«
    »Ich konnte sie nicht so weitermachen lassen.« Was, wenn sie ihm etwas angetan hätten? Er war klein, bestand nur aus fleckiger roter und brauner Haut, und sein Gesicht war vom Stress der Geburt zerknittert.
    Sie senkte den Blick. »Die Vorstellung, eine Neuseele zu haben – war beängstigend. Und …«, ihre Stimme brach bei der Beichte, »… demütigend. Aber wenn ich ihn jetzt so im Arm halte, bin ich froh, dass er da ist. Ich liebe ihn von ganzem Herzen.«
    Es schnürte mir die Kehle zu, weil ich Tränen unterdrückte. »Er hat Glück, dass er dich hat.«
    »Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass es ihm gut geht. Ich werde ihn beschützen.«
    Das würde ich auch. »Ich möchte ihn gern willkommen heißen. Wirst du ihm einen Namen geben?«
    »Ich dachte daran, ihn nach dir zu benennen, um deinen Einsatz für ihn zu ehren.« Sie hatte nur Augen für das Baby. Sie sah nicht, wie mir das Kinn herunterklappte. »Aber das wäre verwirrend, und ich möchte keinen Trend anfangen, dass alle Neuseelen Ana sind.«
    Bloß nicht. Li hatte mir erzählt, dass sie meinen Namen ausgewählt habe, weil er ein Teil von Cianas Name war und das Leben symbolisieren sollte, das ich ihr genommen hatte. Der Name

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