Nur eine Ohrfeige (German Edition)
und Tratsch widmen, lachen, ein bisschen shoppen, vielleicht ins Kino gehen. Anouk war schon leicht angetrunken und fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag richtig wohl.
Als sie nach Hause kam, war alles dunkel. Sie bestellte beim Thailänder etwas zu essen, schenkte sich einen Gin ein und begann, das Skript neu zu schreiben. Sie arbeitete schnell und effizient, reduzierte den Verlauf der Geschichte auf die Exposition und ein paar kurze Handlungsbögen, die elegant in Werbepausen endeten, und peppte die banalen Dialoge mit lockerem, austauschbarem Slang auf. Sie kam sich wie eine Verräterin vor, aber es war ihr egal. Aus ihrer intriganten, rachsüchtigen Teenagerin wurde wieder ein schwachsinniges Opfer, und aus dem Lehrer ein hilfsbereiter Mitläufer, der sämtliche Plattitüden über Opferrechte und Girlpower runterleierte. Die einzige Figur, für die sie so etwas wie Zuneigung empfand, war der Vergewaltigervater.
Als sie die ausgedruckte neue Fassung las, kam Rhys nach Hause.
»Ihr habt ja lange gedreht.«
»Ich war noch im Fitnessstudio.«
Sie wischte sich einen Fettfleck am Hals weg, wo er sie hingeküsst hatte, nachdem er einen Bissen von dem Grünen Thai-Curry gegessen hatte. Er setzte sich neben sie auf die Couch, legte ihr Bein auf seinen Schoß und fing an, ihren Fuß zu massieren und ihren Knöchel zu küssen. Sie tat so, als lese sie. Seine Hand wanderte an ihrem Schenkel hoch. Das Telefon klingelte, dann hörten sie die atemlos flehende Stimme ihrer Schwester auf dem Anrufbeantworter. Er ließ ihr Bein los.
»Lass«, flüsterte sie, als könnte ihre Schwester sie hören. »Ich ruf sie morgen an.«
Als Nächstes klingelte ihr Handy. Sie lachten beide.
»Ich muss sie unbedingt kennenlernen. Die wiedergeborene Jüdin, wie du sie nennst.« Seine Finger strichen über ihre Haut, siehatte das Skript aus der Hand gelegt und die Augen geschlossen. Er war ein fantastischer Liebhaber, seine Hände sanft, aber entschlossen, eine Kombination, die ihr nur selten bei einem Mann begegnet war. Als sie die Augen kurz öffnete, sah sie ihn lächeln. Sie war beeindruckt von seiner Jugend, es war überwältigend, wie weich seine Haut war. Es erregte sie und machte sie gleichzeitig traurig. Sie wollte nicht, dass er ihre Schwester kennenlernte. Seine Schönheit und Jugend würden sie nur misstrauisch machen. Anouk ertrug es nicht, sich rechtfertigen zu müssen. Sie drückte den Rücken durch und schob sich ihm entgegen, während Rhys’ Finger mit ihrem Kitzler spielten und in sie eindrangen. Seine Lippen waren an ihrem Hals, ihrer Wange, ihrem Kinn, auf ihrem Mund. Sie machte den Reißverschluss seiner Jeans auf und tastete nach seinem Schwanz, zog seine freie Hand auf ihre Brust und stöhnte, als er ihre Nippel drückte. Jeder Zentimeter ihres Körpers war erregt. Als wäre sie aus einem jahrelangen Schlaf erwacht; erholt, aber hungrig. »Fick mich«, flüsterte sie Rhys ins Ohr. Sie bebte und zitterte, als er seinen Schwanz in sie hineinschob. Sie wollte ihn beißen, kratzen, ihn verschlingen. »Fick mich«, forderte sie ihn jetzt entschlossener auf. War es das, was Männer vom Sex erwarteten?, fragte sie sich. Dieses unbändige, animalische Verlangen? Sie kam vor ihm und dann gleich nochmal. Und als er anfing zu zucken, aus ihr herausglitt und seinen warmen Samen über ihre Schenkel pumpte, griff sie nach seinem Schwanz, spürte das Blut darin pulsieren und erschauderte noch einmal.
Sie lief geradewegs aus der Praxis, ohne auf den Lärm und den Verkehr auf der Clarendon Street zu achten, und stieg in das erstbeste Taxi. Der Fahrer rauchte eine Zigarette und beeilte sich, die Kippe auszutreten, bevor er sich auf seinen Sitz quetschte.
»Sie können ruhig weiterrauchen«, murmelte sie gedankenverloren. »Ich habe damit kein Problem. Ich glaube, ich rauche sogar selbst eine.«
»Tut mir leid, das geht nicht, sonst muss ich Strafe zahlen.«
Sie hörte nicht zu. Sie schaute aus dem Fenster. Eine ältere Dame, wie man sie kaum noch auf der Straße sah, das Haar blau gefärbt, mit übergroßem Einkaufsroller, stand blinzelnd an der Ampel.
»Wohin möchten Sie?« Der Mann hatte geduldig auf Anweisungen gewartet.
Sie entschuldigte sich und nannte ihr Fahrziel. Sie klopfte mit den Fingern auf den Kunststoffbezug. Wie gern hätte sie jetzt eine geraucht. Scheiß auf die Vorschriften, diese dämliche staatliche Bevormundung und dieser beschissene puritanische Protestantismus. Verdammt! Warum war dieses Land
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