Nur Fuer Schokolade
mehr hinhören. Es ekelte mich, ständig neue Grausamkeiten zu erfahren, die sich ein normaler Mensch nicht vorstellen kann.
Es schreckte mich ab. Auch hatte ich ständig Angst davor, zuviel von ihm zu wissen, vielleicht würde er mich gerade deshalb einmal umbringen. Nie hat er ein Opfer bedauert, nie, daß er so viele Menschen getötet hat.
Er bedauerte nur eines, nämlich daß er Bernadetta, die 51jährige Bäuerin, nicht umgebracht hat. Sie brachte eigentlich alles ins Rollen, man hat ihn erwischt, weil sie zur Polizei ging.
Die Polizei hätte ihn sonst nie geschnappt, dessen war er sich sicher. Er hatte nie das Gefühl, daß er ein Opfer verletzt hatte.
Nie hat er sich damit auseinandergesetzt. Er wollte ein Opfer haben. Das war sein Eigentum. Jedes hat ihm gehört, nach der ersten Berührung. Leszek konnte nie verstehen, warum sie sich gewehrt haben.
Wozu haben sie sich gewehrt? Sie haben doch alle mir gehört, wozu haben sie geschrien, sie wollten sich mir nicht hingeben. Das sagte er ständig. Manchmal denke ich, wenn sich die Frauen nicht gewehrt hätten, könnten viele von ihnen noch leben. Einmal habe ich mir eine Geschichte ausgedacht und war gespannt, wie er darauf reagiert. Ich erzählte ihm von einem Taxifahrer, der mit Hilfe eines Betäubungsgases seine Opfer ruhig stellte. Leszek hörte mir genau zu und sagte: Der war schlauer als ich. Aber ich hatte ja kein Gas und hätte auch 89
nicht gewußt, wo ich mir eines hätte besorgen können. Er erzählte mir alles über seine Taten, auch seine schlechten Erinnerungen. Von den ,Vorfällen’, aus denen nichts wurde, weil er überrascht wurde und nichts anstellen konnte. Er wurde böse, wenn er davon erzählte, wenn er seine Opfer schon so weit hatte und dann flüchten mußte. Oder wenn er Leichen nicht vergewaltigen konnte, wie er sich das vorgestellt hatte. Er tötete sehr berechnend, hatte immer Mordgegenstände zur Hand. Er hatte viele seiner Morde vorher nicht geplant und doch immer eine Waffe, sei es nur einen Stock, bei sich und war vorbereitet. Am Anfang tötete er immer mit Gegenständen, die er fand. Fand er einen Hammer, tötete er mit diesem. Hatte ein Mädchen einen Gürtel an ihrer Hose, wurde dieser benutzt.
Später trug er immer einen Stock bei sich und schlug die Opfer damit auf den Kopf.«
Nach dreijähriger Untersuchungshaft des Angeklagten entscheidet man endlich, am 6.12.1995 beim Gericht die Anklageschrift einzureichen. Aktenzeichen: 1 Ds 1/93. Diese Anklageschrift wirft Leszek Pekalski 17 Morde sowie drei Vergewaltigungen vor, die die Opfer schwerverletzt überlebten. In 67 Aktenordnern mit zusammen 13.400 Seiten geht man sehr genau auf die einzelnen Umstände der Taten ein. Jede Handlung des Täters an den Opfern wird detailliert beschrieben, so genau, daß man sie in der Presse in Polen nicht veröffentlicht. Man will den Angehörigen das Leid ersparen, auch noch zu erfahren, wie grauenhaft ihre Verwandten wirklich ums Leben kamen und wie schrecklich sie mißhandelt und verstümmelt wurden.
Ein bekannter Redakteur einer großen Illustrierten, dem ebenfalls, wie dem Autor, eine Kopie des Originalgeständnisses vorliegt, sagt: »Es ist das Schrecklichste, das Unmenschlichste, das ich je gelesen habe.«
Der gesamte Polizeiapparat, der mit den Ermittlungen beauftragt ist. versteht die Welt nicht mehr, als die Arbeit abrupt gestoppt wird. Keiner der Beamten kann verstehen, warum die Anklage auf nur siebzehn Morde begrenzt wird.
»Die Liste der Taten ist lächerlich kurz«, sagt daraufhin ein leitender Polizeibeamter. Viele gehen noch weiter: »Der Staatsanwaltschaft ist es doch egal, ob er wegen 17 oder 170 Morden verurteilt wird. Die Strafe ist dieselbe.« Ein weiterer Beamter ist der Meinung: »Die Staatsanwaltschaft wurde während der Ermittlungen vom Justizministerium gestoppt.«
Viel zu viel Geld sei schon in diesem Fall verschwendet worden, hieß es. Das Land könne diese Summen für viel wichtigere Dinge gebrauchen als für diese Ermittlungen. Einer sagt vielleicht die ganze Wahrheit, die hinter dem Rückzieher steckt: »Muß denn die ganze Welt erfahren, daß ausgerechnet ein Pole der größte Massenmörder der Geschichte ist?« Viele Fragen, auf die es wohl nie eine Antwort geben wird. Fest steht, daß sich Leszek Pekalski zunächst wegen 17 Taten zu verantworten hat.
Aus dem Originalgeständnis von Leszek Pekalski:
Später fuhr ich ein Stück aus Warschau hinaus nach Pruszkow. In Pruszkow ging ich zwei Tage
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