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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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hereingelassen werden. Wir haben eben viel zuwenig Beamte hier«, lautet seine Entschuldigung und dabei geht er wieder zur Eingangstür. Schüchtern wird ein Name durch die Eisenklappe hereingerufen und der Beamte erwidert nach außen: »Eine Stunde, dann hole ich Sie wieder ab.«
    Eine Frau wird eingelassen. Sie ist etwa 35 Jahre alt und hat zwei kleine Kinder dabei. Verlegen blickt sie um sich.
    Ein neuer Beamter kommt in das Besucherzimmer und teilt mit, daß der Direktor nicht im Hause sei, aber sein Vertreter lasse zu sich bitten. Das Team wird hingeführt, der Vertreter stellt sich kurz vor und spricht gleich von dem Vorfall der letzten Nacht: »Kein Problem mit gestern abend wegen der Kleidung des Gefangenen Leszek Pekalski. Ich habe mit dem Direktor gesprochen und Sie können selbstverständlich die Kleidung, wie Ihnen zugesagt, behalten.« Dabei muß er lachen,
    »Aber es war schon eine riesige Aufregung hier im Haus gestern abend, wir alle glaubten wirklich, Leszek wollte ausbrechen. Wer konnte auch ahnen, daß es einen Menschen gibt, der die Kleidung dieses Mannes haben will. Hat Ihnen der Herr Direktor sonst noch etwas versprochen?« fragt er mit sarkastischer Stimme und ist vermutlich froh, daß dem nicht so ist. »Aber ich hätte an Sie eine Bitte und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese erfüllen könnten. Kann ich ein wenig in den Aufenthaltsraum gehen, um die Gefangenen mit den Besuchern zu sehen?«
    Undeutlich stimmt er zu und kann sich dabei diesen neuen Wunsch nicht erklären. Leszeks Betreuer wird gerufen, und er begleitet den Neugierigen in den Besucherraum. Es ist genau das Zimmer, in dem Leszek gestern vor der Kamera stand.

    Nur eine lange Tischreihe trennt die Besucher von den Gefangenen. So können sie sich die Hände reichen, die Väter sind in der Lage, ihre Kinder auf den Schoß zu nehmen. Vor allem bei den kleinen Kindern kann man bemerken, wie unbedarft sie die Situation hinnehmen, wo doch die älteren schon mit verstohlenen Blicken im Raum umherschauen und sich nicht so ganz glücklich fühlen.
    Die Väter indes begutachten die mitgebrachten Waren und streicheln ihren Frauen über die Wangen, wenn das Richtige dabei ist. Große Ansprüche können sie nicht stellen, die Frauen dürfen vieles gar nicht mitbringen. Ein gelungener Besuchstag ist für die Gefangenen, wenn genügend Rauchwaren und Kaffee dabei sind, denn dafür können sie sich von den anderen Mitgefangenen alles kaufen. Nicht immer nur selbstgedrehte Zigaretten zu rauchen, sondern »Aktive« aus der Schachtel ist etwas Besonderes für sie.
    Vor allem die Großzügigkeit der Beamten verwundert doch sehr: oft genug sehen sie weg, wenn die Frauen ihren Männern Gegenstände in die Jackentaschen stopfen. Wen wundert es da, daß in diesem Gefängnis Rauschgift ein großes Problem und beliebtestes Zahlungsmittel ist? Die Frauen, die hier ihre Männer besuchen und ihnen den Eindruck vermitteln, als würde dies an einem anderen Platz stattfinden, beeindrucken den unbefangenen Besucher. Er bemerkt, wie all diese Frauen bemüht sind, ihre Männer zu trösten, und offensichtlich sind sie froh, daß der Kontakt zwischen Vater und Kindern aufrechterhalten bleibt. Man kann sehen, wie wichtig ihnen dieser kurze Besuch ist, und wer weiß schon, was diese Frauen während der anderen Tage erleben.
    Die Blicke der Nachbarn, das Verhalten der Freunde und der Familie, welche Last müssen diese Frauen ertragen, nur weil sie diese Männer lieben, die die Väter ihrer Kinder sind. Die Männer indes haben mit der Situation offensichtlich keine Probleme, es scheint fast, ihre Frauen würden sie in einem Krankenhaus besuchen und nicht in einem Gefängnis. Was mag Leszek Pekalski an solchen Tagen denken, wenn alle Gefangenen vom Besuchstag sprechen und er in all den vier Jahren noch nie auch nur eine Person aus seiner Familie zu Gesicht bekam? Einmal sagte er ja: »Vor allem hätte ich meine Zwillingsschwester gerne einmal wiedergesehen.« Doch Leszek Pekalski, den Gefangenen von Zelle 53 des Gefängnisses, will niemand sehen, nicht einmal seine Schwester. Er ist ein Monster, das niemand sehen will. Eine Bestie, an deren Händen Blut klebt. Und doch will er besucht werden, Geschenke empfangen, plaudern.

»Warum hast du das getan?«
    Der Vater von Sylwia R. wird an diesem Tag noch Besuch empfangen: das Fernsehteam hat sich angekündigt und will mit seiner Frau und ihm über den Tod ihrer Tochter sprechen. Dem Team war bekannt, daß die Eltern ihr

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