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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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»Unmöglich, das ist ein Gerichtsprotokoll, wie stellen Sie sich das vor«, wird übersetzt.
    Im selben Augenblick kommt der Polizeibeamte, der die Reporter zum Verhandlungssaal geführt hat, zum Eingang des Gerichtssaales. Er übergibt dem wartenden Staatsanwalt einen Aktenordner.
    Einem der anwesenden Reporter wird in diesem Moment klar, daß er über den Polizeibeamten an viele, wichtige Informationen kommen könnte. Wenn er sich jetzt nur richtig anstellt. Er lächelt und schickt die Dolmetscherin vor.
    »Wofür braucht er denn dieses Blatt?« will der Beamte wissen und als ihm die Dolmetscherin anvertraut, daß er ein verrückter Sammler solcher Dinge sei, flüstert er ihr ins Ohr:
    »Warten Sie, bis die Verhandlung wieder begonnen hat, dann gebe ich es Ihnen.«
    »Ach, seien Sie doch so nett und nehmen es ab, wir holen es uns dann in Ihrem Zimmer.«
    Der Beamte nickt, lacht ein wenig und denkt dabei sicher an ein kleines Entgelt, das er hier vor Zeugen nicht hätte annehmen können. Die Kamera ist längst im Gerichtssaal aufgebaut und die Scheinwerfer sind installiert. Alles wartet auf den neuerlichen Auftritt von Leszek Pekalski, der von drei Polizeibeamten vorgeführt wird. Mit gesenktem Kopf betritt er den Saal und stellt erfreut fest, daß eine Kamera auf ihn gerichtet ist.
    Sofort wirft er sich in Pose und lacht in die Kamera. Er kann kaum erwarten, daß man ihn zu seinem Platz führt, um sich wieder in Szene setzen zu können. Er fühlt sich wie ein Star.
    Keinen Augenblick läßt er von der Kamera ab, oft genug muß ihn der Vorsitzende ermahnen, der Verhandlung zu folgen.
    Leszek posiert, achtet kaum auf das, was Richter und Staatsanwälte zu sagen haben. Klugerweise schaltet der Kameramann, der im Raum ist, die Beleuchtung aus und läßt Leszek glauben, daß nicht mehr gefilmt wird. Sein Interesse läßt nach.
    Er beginnt, sich den Zuhörern zuzuwenden, und sucht nach neuen Gesichtern. Als er den Mann erblickt, von dem er am Vorabend seinen neuen Jogging-Anzug erhalten hat, verändern sich seine Gesichtszüge. Er starrt ihn an, sein Gesicht wird hart, böse glitzern seine Augen. Sie sind kalt, unbeweglich, seine Stirn liegt in Falten und er schnaubt leise. Sein Blick läßt nicht von ihm ab. Der Mann wundert sich: Leszek, den er bisher bei einigen Gelegenheiten getroffen hatte, der ihn sonst immer schüchtern und vorsichtig angelächelt hatte, ist zornig –
    warum, weiß er nicht. Erst als ein wichtiger Zeuge, der Freund von Anika C., in den Zeugenstand gerufen wird, läßt Leszek von dem Mann im Zuschauerraum ab und nimmt den anderen ins Visier.
    Der Staatsanwalt und Leszek wissen, daß es mit dem Auftritt dieses Mannes einen neuen Beweis geben könnte. Als der Zeuge jedoch zugeben muß, daß er wegen Raubes vorbestraft ist, scheint zumindest seitens des Gerichts das Interesse an ihm nachzulassen. Erst der Staatsanwalt stellt die alles ent-scheidende Frage: »Erkennen Sie im Angeklagten den Mann wieder, der mit Ihrer Freundin Anika auf der Straße weiterging?«

    »Nein, dazu war es viel zu dunkel, und Anika war auch schon zu weit von mir entfernt, als daß ich den Mann hätte erkennen können.«
    Da hilft auch das Nachbohren der Staatsanwaltschaft nicht, ob dieser Mann denn wohl die Größe des Angeklagten gehabt hätte, dabei wird Leszek aufgefordert, sich zu erheben. Leszek braucht nicht aufzustehen, denn der Vorsitzende Richter unterbricht:
    »Das hat doch keinen Sinn, Herr Staatsanwalt. Sie haben doch gehört, daß er ihn nicht erkannt hat.«
    Niedergeschlagen setzt er sich. Der Richter ordnet die Mittagspause an. »Er sagte doch vor der Polizei aus, er könnte es gewesen sein«, versucht der Staatsanwalt den Beweiswert der Zeugenaussage zu erklären. Er diskutiert aufgeregt mit einem Prozeßbeobachter, den er kennt, als aus der Tür, durch die man Leszek abgeführt hat, ein Polizeibeamter auf das Grüppchen zugeht.
    »Leszek Pekalski will Sie unbedingt beide sehen, er ist ganz wütend.«
    Er deutet auf den Mann, den Leszek zu Beginn der Verhandlung nicht aus den Augen ließ – und auf seine Begleitung, eine Dolmetscherin. Der Staatsanwalt verspricht, auf die beiden zu warten, und so folgen sie, überrascht, dem Beamten.
    Ein Stockwerk tiefer betreten sie einen kleinen Raum, in dem drei weitere Polizisten sitzen und sie lachend empfangen.
    Sie deuten auf die andere Seite des Raumes, wo sich drei Zellen befinden. Als Leszek den Mann sieht, fängt er an zu toben:
    »Ich hatte gestern Nacht

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