Nur in deinen Armen: Roman
aufzusehen, sie korrigierte eine Zahl, dann entfernte sich das Licht von Mr Filings Lampe. Einen Augenblick später hörte sie seine Schritte auf der Treppe, und dann drang das Geräusch der Kirchentür, die geschlossen wurde, an ihre Ohren.
Sie war allein.
Schweigend arbeitete sie die nächsten fünf Minuten und addierte die Zahlen, dann rechnete sie die Zahlungen an die Männer aus. Zufrieden lehnte sie sich zurück und betrachtete ihre Arbeit.
Ein Schatten fiel über das Buch.
Mit einem Aufkeuchen wirbelte sie herum …
Lucifer stand neben der Lampe, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt, seine Augen waren zusammengezogen. Sie starrte ihn an, das Herz klopfte laut in ihrer Brust.
»Würdest du mir erklären, was hier los ist?«
Sie holte tief Luft, dann sah auch sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Nein. Da du die Absicht hast, dich in diesem Dorf hier niederzulassen, würdest du besser daran tun, nicht mitten in der Nacht hier herumzulaufen und die Dorfbewohner um den Verstand zu bringen!« Mit ruhiger Stimme hatte sie zu sprechen begonnen, doch dann war ihre Stimme immer schriller geworden. Sie wandte sich ab und starrte wieder in ihr Kontobuch, dann konzentrierte sie sich darauf, ruhig zu atmen. Sie griff nach einem Stück Löschpapier und legte es auf ihre Eintragungen.
Es dauerte einen Augenblick, ehe er antwortete. »Du hast dich im Augenblick vielleicht erschreckt, aber um den Verstand habe ich dich sicher nicht gebracht. Und du kannst mir genauso gut jetzt gleich sagen, was hier los ist, denn du weißt ganz genau, dass ich nicht eher hier verschwinden werde, bis ich es erfahren habe.«
Das wusste sie ganz genau, so leicht würde er sich nicht abwimmeln lassen. Und es gab wirklich keinen Grund, warum er die Wahrheit nicht erfahren sollte, schließlich hatte er vor, in Colyton zu bleiben. Sie schloss das Kontobuch und stellte es in die Nische zurück. »Ich führe hier ein Importgeschäft.«
Er zögerte einen Augenblick. »Ist das der neue Name für Schmuggel?«, fragte er dann.
»Es ist alles vollkommen legal.« Sie suchte in der Nische, dann zog sie ein Stück bedrucktes Papier hervor und reichte es ihm.
Er nahm es und las. »Die Colyton Import Gesellschaft.« Dann sah er auf. »Eine legale Gesellschaft, die ihre Geschäfte mitten in der Nacht macht?«
Sein ungläubiges Staunen war nicht zu übersehen, mit hoch erhobenem Kopf stand sie von ihrem Stuhl auf. »Es gibt kein Gesetz, das so etwas verbietet.«
Sie griff an ihm vorbei nach der Lampe - er hatte es vorhergesehen und hob die Lampe hoch. Dann legte er das Papier auf den Sarkophag und deutete zur Treppe. Mit hoch erhobenem Kopf ging sie an ihm vorbei, und er beobachtete den anmutigen Schwung ihrer Hüften, als sie vor ihm her die Treppe hinaufging. Sie schloss die kleine Tür zu der Gruft, er löschte die Lampe, stellte sie beiseite und zog vorsichtig die Kirchentür auf. Zusammen gingen sie in die Nacht hinaus.
Hinter sich schloss er die Tür. Sie fühlte seinen Blick auf ihrem Gesicht.
»Erkläre es mir.«
Phyllida ging auf den Dorfanger zu. Er holte sie ein, und seine Gegenwart war eher beruhigend als bedrohlich. Er wiederholte seinen Befehl nicht, denn wenn er das getan hätte, hätte sie ihm vielleicht nicht gehorcht. »Wir leben hier an einer Küste der Schmuggler. Es hat hier schon immer Schmuggler gegeben, die Waren hierher gebracht haben, auf denen hohe Zölle lagen oder deren Einfuhr in letzter Zeit wegen des Krieges mit Frankreich verboten war. Nach dem Ende des Krieges lebte der Handel wieder auf, und die Waren, deren Einfuhr zuvor verboten war, konnten wieder frei importiert werden.«
Sie hatten den Friedhof verlassen und gingen jetzt über den Dorfanger. »Praktisch über Nacht gab es keinen Schmuggel mehr, weil er sich nicht länger lohnte. Geschmuggelte Waren zu verkaufen wurde schwierig, weil die Händler die gleiche Ware auch ganz legal zu einem vernünftigen Preis verkaufen konnten - es gab keinen Grund mehr, ein Risiko einzugehen. Die meisten der Schmuggler waren Landarbeiter - sie hatten sich dem nächtlichen Handel zugewandt, um ihr Einkommen aufzubessern und ihre Familien zu ernähren. Plötzlich fehlte dieses zusätzliche Einkommen.« Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Das ganze Gleichgewicht der Dinge stand auf dem Spiel.«
Sie überquerten die Straße, und Phyllida wartete, bis sie im Wald waren, ehe sie weitersprach. »Die einzige Möglichkeit, ihnen zu helfen, war es, die Colyton
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