Nur nicht aus Liebe weinen
„Bitte geh noch nicht. Ich weiß, es ist kindisch, aber ich habe solche Angst.“
„Glaubst du wirklich, dieser Clemmens könnte auch nur in deine Nähe kommen? Niemals, Laine. Du bist jetzt in Sicherheit.“
„Dann beschütz mich bitte heute Nacht.“ Laine erschrak darüber, wie eindringlich ihr Wunsch klang. Nach einem langen Schweigen gab er leise, aber bitter zu
rück: „Um Himmels willen, Laine, was verlangst du von mir?“ Doch dann legte er sich neben sie auf das Bett und zog sie wieder an sich.
In seinen Armen kam Laine endlich zur Ruhe. Doch gleichzeitig sehnte sie sich danach, Daniel noch näher zu sein. Endlich alles, was sie je getrennt hatte, zu vergessen.
Vorsichtig wagte sie einen Versuch. „Möchtest du …?“
„Ich möchte nur, dass du jetzt schläfst und nicht träumst.“
Laine seufzte und lehnte ihren Kopf wieder an Daniels Brust. Sein ruhiger, gleichmäßiger Herzschlag wiege sie in den Schlaf.
Am nächsten Morgen erwachte sie früher als sonst. Seit ihrer Rückkehr hatte sie sich nicht so erholt und entspannt gefühlt. Doch mit einem Schlag entsann sie sich der schrecklichen Ereignisse der vergangenen Nacht.
Sofort war sie hellwach. Das kann nicht sein, ich kann unmöglich so dumm gewesen sein, ihn anzuflehen, dachte sie voller Panik. Es musste ein weiterer übler Traum gewesen sein.
Aber die Falten auf der anderen Seite des Bettes bestätigten ihre Befürchtung ebenso wie das benutzte Kissen.
Daniel hatte zweifelsfrei die Nacht in ihrem Bett verbracht. Bei ihr, aber ohne mit ihr zu schlafen. Als ob es nicht ohne hin schon schlimm genug ist.
Wie er wohl auf die Wahrheit reagieren würde? Sollte sie ihm wirklich erklären, dass für einen Moment alles um sie herum so hoffnungslos ausgesehen hatte? Welchen Sinn würde es machen, ihm zu gestehen, dass sie ohne seine Nähe verzweifelt wäre? Denn offensichtlich empfand er nicht dasselbe für sie.
Es war vermutlich das Beste, ihm klarzumachen, wie unangenehm es ihr war, ihn mitten in der Nacht mit ihren kindischen Problemen behelligt zu haben. Sie wollte ihm versichern, dass so etwas nicht wieder vorkommen würde.
Vielleicht ist es an der Zeit, ihm einen Waffenstillstand vorzuschlagen, dachte Laine und eilte ins Bad.
Auf dem Weg in die Küche entnahm sie den Geräuschen aus Daniels Zimmer, dass auch er bereits auf den Beinen war.
Innerhalb kürzester Zeit zauberte sie ein herzhaftes Frühstück. Genau richtig, um sich nach einer langen Nacht zu stärken.
Doch als Daniel plötzlich im Türrahmen stand, schien er nicht gerade begeistert von ihrer Idee zu sein.
Dennoch begrüßte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln. „Guten Morgen. Ich habe dir Frühstück gemacht.“
Daniels Miene blieb ernst. „Du hältst dich nicht an unsere Abmachung, Laine!“
„Na ja, ich möchte mich eben auf diese Weise bei dir bedanken. Es war sehr nett, dass du dich gestern Nacht um mich gekümmert hast.“
„Nett? Ich würde eher sagen, es war außerordentlich nobel von mir.“
„Und dafür bin ich dir sehr dankbar.“
„Und nun soll ich so tun, als wäre es einfach selbstverständlich? Vergiss es!“
Laine biss die Zähne zusammen. „Mach es mir doch nicht so schwer, Dan.“
„Ehrlich gesagt wünschte ich, es wäre gar nicht erst so weit gekommen.“
„Was meinst du damit?“
„Mit deiner Unschuldsnummer gestern Nacht bist du eindeutig zu weit gegangen. Aber darauf falle ich ganz sicher nicht noch einmal herein. Lass es lieber nicht darauf ankommen.“
„Glaub mir, ich hatte wirklich Angst, Daniel.“
„Holst du dir etwa bei jedem üblen Traum den erstbesten Mann ins Bett, um ihn dann am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen?“ Zornig verschränkte er die Arme vor der Brust.
„So etwas ist mir noch nie passiert, ich …“
„Und das wird es auch hoffentlich nie wieder.“ Er trat gefährlich nahe an sie heran und hob unsanft ihr Kinn. „Hör mir gut zu, Laine! Ich bin weder dein Bruder noch dein Kindermädchen. Wenn eine Frau mich in ihr Bett zerrt, erwarte ich etwas anderes als Händchenhalten. Ist das klar?!“
Laines Körper war wie elektrisiert von seinem festen Griff. Sie riss sich von ihm los, hielt aber seinem Blick stand. „Es tut mir leid, falls ich dich in deiner Männlichkeit gekränkt habe. Vermutlich erinnerst du dich nicht mehr daran, aber du hast mal gesagt, du wärst glücklich, wenn du mich nur in deinen Armen halten könntest.“
„Ich habe in dieser schrecklichen Hochzeitsnacht doch wirklich
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