Nur nicht aus Liebe weinen
geglaubt, es liegt daran, dass meine Braut noch sehr jung ist. Du warst so unsicher und vor allem so unschuldig. Anscheinend habe ich mich gründlich getäuscht. Und ich hätte dir sogar verziehen. Ich dachte ernsthaft, bis zum Ende der Flitterwochen wärst du endlich ganz und gar meine Frau geworden.“
Wäre da nicht dieser schreckliche Brief gewesen.
„Wie kann man sich nur so in einer Person täuschen?“ Laine versuchte leichtfertig zu klingen.
„In deinem Fall überrascht mich gar nichts mehr. Vermutlich ging es deinem Freund da ähnlich. Womöglich wollte er dir einen Gefallen damit tun, dich für diesen Clemmens freizugeben.“
Sämtliche Farbe wich aus Laines Gesicht. Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Wie kannst du es wagen. Verdammt noch mal, dieses Monster hätte sich beinahe an mir vergangen!“
Gleichgültig zuckte Daniel mit den Schultern. „Warum hast du ihm nicht einfach gesagt, du würdest lieber sterben, als von ihm berührt zu werden? Soweit ich mich erinnere, hat das doch schon einmal funktioniert.“
Laine holte aus, sie wollte ihm ebenso wehtun wie er ihr. Doch Daniel packte ihre Hand mitten im Schlag. „Das wirst du schön bleiben lassen.“ Er umfasste ihr
Handgelenk noch fester und fügte zögerlich hinzu: „Meine Worte waren vielleicht etwas zu hart, also entschuldige.“
Als er sie losließ, wich Laine zurück und versuchte sich zu beruhigen.
„Dan, ich habe letzte Nacht sehr viel von dir verlangt, und das ist kaum zu entschuldigen. Aber du warst für lange Zeit der Einzige, der wirklich zu mir gehalten hat. Und gestern brauchte ich so dringend etwas Halt.“
„Ich kann sehr gut verstehen, dass einen die Einsamkeit manchmal zur Verzweiflung bringt. Aber du bist kein hilfloses Mädchen mehr, Laine. Du bist schon lange eine Frau. An deinem siebzehnten Geburtstag durfte ich es aus erster Hand erfahren.“
Sprachlos blieb sie in der Küche zurück und ließ ihn gehen.
9. KAPITEL
Erleichtert trat Laine am Montag ihren neuen Job an.
Während der Busfahrt zu ihrem künftigen Einsatzort erfuhr Laine alles über die zahlreiche Gebrechen, die ihre neue Kollegin Denise quälten.
„Die jungen Leute heutzutage sind ja immer das ganze Wochenende am Feiern. An deiner Stelle würde ich es lieber ruhig angehen lassen, damit du nicht schon am Anfang der Woche schlapp machst“, riet Denise, während sie Laine durch die Kellerräume des Apartmentgebäudes führte. „Ich komme ja vor lauter Schmerzen manchmal kaum noch aus dem Bett.“
Keine Sorge, meine Wochenendgestaltung entspricht wohl kaum meinem Alter, dachte Laine. Daniel war erst am Sonntagabend zurückgekehrt. Und so war ihr genug Zeit geblieben, um über ihren schrecklich peinlichen Auftritt nachzudenken. Ob er wohl deswegen geflohen war?
Ohne ihn war es entsetzlich still und einsam in der Wohnung.
Auch Jamies Anruf vermochte nicht, sie aufzuheitern. Da er eigentlich etwas mit Daniel besprechen wollte, gestaltete sich das Gespräch mit Laine eher stockend.
Daher ging sie früh genug schlafen, um Daniel nicht zu begegnen, und verließ am nächsten Morgen aus demselben Grund rechtzeitig das Haus. Sie hoffte sehnlichst, bei der Arbeit auf andere Gedanken zu kommen.
„Montags ist es immer am schlimmsten“, fuhr Denise fort.
„Wie kann man in nur zwei Tagen eine solche Unordnung anrichten?“
Im Vergleich zu der Arbeit bei meiner Mutter oder auf dem Boot ist es hier das reinste Zuckerschlecken, dachte Laine.
Die Apartments waren offenbar gerade erst sehr aufwendig renoviert worden, und die elegante, minimalistische Einrichtung machte die Arbeit leicht.
„Ehrlich gesagt dachte ich, du wärst viel zu zimperlich und würdest dir sicher deine Finger nicht schmutzig machen wollen. Aber ich muss zugeben, du bist wirklich gut. Wo hast du das gelernt?“, lobte Denise in der Mittagspause.
„Sagen wir mal, ich habe vor einiger Zeit einen Intensivkurs belegt“, erwiderte Laine mit einem Lächeln.
„Also, mir gefallen Wohnungen wie die in Greenlaw Mansions mehr. Als ich bei City Clean anfing, haben wir fast ausschließlich diese riesigen Luxusapartments gereinigt.“
Ich weiß, um ein Haar hätte ich dort mit dem Mann mei ner Träume ein glückliches Leben begonnen. Der Gedanke versetzte Laine einen Stich, und sie wechselte schnell das Thema.
Völlig erschöpft, aber erleichtert kehrte Laine am Abend nach Hause zurück. Wenigstens bei der Arbeit würde sie keine Schwierigkeiten haben.
Nachdem sie im Wohnzimmer einen
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