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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Gehöften vorbei, vor denen rostige Gerätschaften herumlagen, während die Straße weiter in Schlangenlinien den Konturen der Bergflanke folgte. Und dann tauchte nach einer Kurve plötzlich ein weiß verputztes Haus mit Nebengebäuden vor ihnen auf, eng an den Berg geschmiegt, der, wie Hazel Gemma erklärt hatte,
Carn More
genannt wurde. »Das ist es«, flüsterte sie nun. »Carnmore.«
    Gemma parkte, stieg aus und blickte sich neugierig um. Bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass sowohl das Haus als auch die Brennereigebäude dahinter leer standen. Aus den Schornsteinen stieg kein Rauch auf; Fenster mit zerbrochenen Scheiben blickten sie an wie tote Augen; Brennnesseln überwucherten den einst sauber gepflasterten Hof.
    Hazel stand da und starrte stumm das Bild der Verwüstung an, die Arme vor der Brust verschränkt, als fröre sie. »So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt.« Sie klang entsetzt. »Ich war einmal mit Donald hier, aber damals hat mein Vater noch gelebt, und das Haus war vermietet.«
    »Dein Vater hat das Anwesen nicht verkauft?«
    »Man zieht nicht
in
die Braes«, entgegnete Hazel trocken. »Wer einigermaßen klug ist, zieht hier
weg.
«
    Gemma sah Hazel überrascht an. »Hazel, sag bloß, das alles gehört noch dir?«
    »Ach Gott, ja, ich denke schon. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir die ganzen Papiere durchzulesen, als meine Mutter starb… das war mir einfach zu viel. Tim hat sich um alles gekümmert –« Sie bemerkte Gemmas Blick und schüttelte den Kopf. »Tim kann es nicht ohne mein Wissen verkauft haben, wenn du das meinst. Und außerdem hat es doch gar keinen Wert.«
    »Außer für dich.«
    Hazel zuckte bedauernd mit den Achseln. »Das hätte ich aber nie zugegeben… bis heute.« Sie probierte, ob die Haustür sich öffnen ließ, fand sie verschlossen und spähte durch die Fenster. »Auf jeden Fall dürfte es Wasserschäden geben.«
    »Was ist mit der Brennerei?« Im Gegensatz zu Benvulin waren die Gebäude hier schlicht und schnörkellos, nach Gesichtspunkten der Zweckmäßigkeit und nicht der Ästhetik errichtet. Hier gab es keine pittoresken Pagodendächer auf den Darröfen.
    »Papa hat das Inventar an andere Brennereien verkauft, und natürlich auch den Lagerbestand. Diese Gebäude sind nur noch leere, leblose Hüllen. Donald hat wohl davon geträumt, dass wir nach unserer Heirat –
wenn
wir geheiratet hätten – hier alles renovieren würden.« Hazel ging langsam auf die Brennereigebäude zu, und Gemma folgte ihr.
    Die Sonne blitzte immer wieder durch die Lücken in der Wolkenbank, die sich am Himmel aufzutürmen begann, und Schatten jagten über die Hänge, während aus der Heide Vogelgezwitscher ertönte. Hazel blieb an einer Eberesche stehen, die mitten auf dem Hof wuchs, und befühlte die Blätter. »Die Ebereschen habe ich immer geliebt, besonders im Herbst.«
    »Hazel, du sagtest doch, Donalds Vater sei gegen eure Beziehung gewesen. Aber anscheinend habt ihr ja schon vom Heiraten gesprochen – wart ihr denn eigentlich verlobt?«
    »Ach ja, das war so eine Geschichte«, antwortete Hazel mit erzwungener Ironie, doch ihre Augen röteten sich. »Einen Tag, einen herrlichen Tag lang, mit Ringen und allem Drum und Dran. Und dann nahm Donald mich mit nach Hause, um mich seinem Vater vorzustellen.
    Bruce Brodie war berüchtigt für sein aufbrausendes Temperament, und das mit gutem Grund. Er hat mir nicht nur wortwörtlich gesagt, ich solle mich nie mehr in seinem Haus blicken lassen, sondern er drohte Donald auch, ihn zu enterben, falls er nicht von seinen Heiratsplänen abließe. Und das war nicht nur so dahergeredet – es war sein blutiger Ernst, und das wusste Donald.«
    »Und was dann?«, fragte Gemma vorsichtig nach, da Hazel nichts mehr sagte.
    »Donald zauderte. Ich sah die Panik in seinen Augen – ich wusste, was es für ihn bedeutet hätte, Benvulin zu verlieren. Und ich wusste, dass er es mir nie verziehen hätte, wenn ich ihn zu einer solchen Entscheidung gedrängt hätte. Damit hätte ich nicht leben können.« Hazel sah Gemma an, ihre Stimme klang flehentlich. »Das kannst du doch verstehen, nicht wahr?«
    »Du hast ihn verlassen, hab ich Recht?«, sagte Gemma. Plötzlich war ihr alles klar. »Du hast ihm gar keine Chance gegeben, sich zu entscheiden.«
    »Ich hatte das Gefühl, dass ich es so oder so nicht ertragen hätte. Entweder verstoßen zu werden oder daran schuld zu sein, dass er alles verloren hätte, was ihm lieb und teuer war. Aber er hat mir

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