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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Augenblicken war das Dorf aus dem Rückspiegel verschwunden, als ob es nie existiert hätte. »Bist du da nicht manchmal durchgedreht, wenn ihr monatelang eingeschneit wart?«
    »Nein. Ehrlich gesagt, ich habe es genossen. Es ist, als ob die ganze Welt zusammenschrumpft… alle Details treten irgendwie deutlicher hervor… Das Leben hier kann ziemlich hart sein, aber die Leute sind erstaunlich zäh und unabhängig – jedenfalls, solange man sie nicht entwurzelt. Mein Vater –« Hazel schüttelte den Kopf. »Für meine Mutter war es nicht so schlimm, von hier wegzugehen; sie stammte aus Braemar in der Nähe von Balmoral. Aber mein Vater hatte sein ganzes Leben in den Braes verbracht. Ich habe zugesehen, wie er allmählich verfiel und schließlich starb – und ich habe mir geschworen, dass es mir nie so ergehen würde.«
    »Warst du deshalb so fest entschlossen, alle Brücken hinter dir abzubrechen, dass du den Kontakt mit Heather abgebrochen hast und nie mehr zurückgekommen bist?«
    »Das arme Kind«, sagte Hazel leise. »Sie war immer schon so ernsthaft und hat sich alles sehr zu Herzen genommen. Und sie hat Carnmore so leidenschaftlich geliebt, wie man es bei einem Kind nur selten erlebt – noch mehr als ich, fürchte ich. Ich glaube, sie hat meinem Vater nie verziehen – und mir auch nicht.«
    »Aber dein Vater hatte doch keine andere Wahl –«
    »Das interessiert einen als Kind nicht besonders. Und Wahlfreiheit ist doch ein relativer Begriff, oder? Gut, die Whiskybranche steckte damals in einer Krise, aber mein Großvater Will hat noch viel Schlimmeres durchmachen müssen und hat trotzdem nie aufgegeben.«
    Gemma sah ihre Freundin von der Seite an und stellte fest: »Du hast deinem Vater auch nie verziehen.«
    Hazel dachte darüber nach. »Nein, da hast du wohl Recht. Wir Schotten sind bekanntlich sehr nachtragend.«
    »Das ist das erste Mal, dass du dich in meiner Gegenwart selbst als Schottin bezeichnest.«
    Hazel wich ihrem Blick aus. »Das da ist das
Pole Inn
, der letzte Vorposten der Zivilisation vor den Braes. Hier müssen wir rechts abbiegen.«
    Aus dem Schornstein des Pubs stiegen einladende Rauchwölkchen auf, doch Gemma ignorierte sie und folgte Hazels Anweisung. Sie bogen in eine einspurige Straße ein, die sich um einen mit Nadelhölzern bewachsenen Hügel wand und dann durch Wiesen und Weiden dem Lauf eines fröhlich dahinplätschernden Bächleins folgte, bis sie den kleinen Weiler Chapeltown erreichten. Gemma sah einige verstreute Häuser, eine Kirche, die der Ortschaft vermutlich ihren Namen gegeben hatte, und die weiß verputzten Gebäude einer Brennerei. Sie zeigte mit dem Finger darauf und sagte: »Ist das –«
    »Nein. Das ist Braeval. Chivas Regal hat die Brennerei in den Siebzigerjahren gebaut, um Whisky für seine Blends zu produzieren. Im Gegensatz zu Carnmore konnten diese Großbrennereien mit den mächtigen Konzernen im Rücken die Marktschwankungen mühelos überstehen.«
    »Und was ist das für eine Kirche?«
    »Sie heißt
Our Lady of Perpetual Succor
und wurde um die letzte Jahrhundertwende auf den Fundamenten eines älteren Gotteshauses erbaut. Diese Gegend war früher fest in katholischer Hand«, erklärte Hazel. »Ein Zufluchtsort für Jakobiten und Schmuggler.«
    »Schmuggler?«, fragte Gemma fasziniert nach. »Was haben die denn geschmuggelt?« Die Teerstraße war plötzlich zu Ende, und nachdem Hazel ihren fragenden Blick mit einem Nicken beantwortet hatte, lenkte Gemma den Wagen nervös über einen holprigen Feldweg, der aussah, als müsse er irgendwo in den Bergen, die sich vor ihnen erhoben, im Nichts enden.
    »Schwarz gebrannten Whisky. Das hier sind die Ladder Hills, die sind von einem ganzen Netz von Schmuggelpfaden durchzogen. Wir sind da im Sommer immer entlanggelaufen, Heather und ich… in der Hoffnung, auf versteckte Schwarzbrennereien zu stoßen. Das war unsere Version von
Cowboy und Indianer
 – Schmuggler und Steuerbeamter.«
    »War deine Familie denn auch katholisch?«, fragte Gemma, die sich an Hazels frühere Bemerkung erinnerte.
    »Auf dem Papier ja. Aber mein Großvater Will hatte es nicht mit der Religion, also wurde mein Vater nicht katholisch erzogen; und meine Mutter war Presbyterianerin.«
    »Hast du deinen Großvater noch kennen gelernt?«
    »Nein. Ich hätte es mir wirklich gewünscht. Aber er hat spät geheiratet, und als mein Vater und mein Onkel geboren wurden, war er schon über fünfzig. Er starb noch vor meiner Geburt.«
    Sie kamen an

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