Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
Du hast doch sowieso keine Ahnung, und du machst alles nur noch schlimmer, wenn du dich darüber auslässt.«
»Schlimmer?« Martins Stimme überschlug sich. »Wie kann man denn etwas schlimmer machen, indem man Fragen stellt? Mein Gott, Louise, wenn man dich so hört, könnte man meinen, dass du selbst glaubst, John hätte es getan –« Er starrte sie an, und seine Augen weiteten sich. »Du glaubst es tatsächlich, hab ich Recht? Du glaubst ernsthaft, dass dein eigener Mann Donald erschossen hat!«
»Du hast ja keine Ahnung, was ich denke.« Louise spie die Worte wutentbrannt hervor. »Und ich habe es satt, wie du dich hier in meinem Haus breit machst, als ob es dir gehört, und zu allem und jedem deinen Senf dazugibst, als ob deine Meinung irgendwen interessieren würde. Wenn John wieder hier ist –«
»Louise –«, setzte Hazel an, doch in diesem Moment sprang Martin so heftig auf, dass er an den Tisch stieß und die Suppe auf das Tischtuch überschwappte.
»Okay. Das reicht. Ich bin weg – und wenn John zurückkommt, darfst
du
ihm erklären, warum ich nicht mehr da bin.« Martin drängte sich an Louise vorbei zur Tür hinaus, und einige Sekunden später hörten sie ihn die Treppe hinaufpoltern.
»Louise«, sagte Hazel wieder, doch Louise wirbelte herum und stürmte in die Küche zurück.
Die drei Verbliebenen sahen einander an, und nach einer Weile sagte Gemma leise: »Wohin soll er denn gehen? Er hat ja kein Dach über dem Kopf.«
»Vielleicht sollte ich mal ein paar freundliche Worte mit ihm wechseln.« Kincaids Angebot kam so prompt, dass Gemma vermutete, er habe nur nach einer Gelegenheit gesucht, hinauszugehen und es noch einmal bei Ian zu versuchen.
Nachdem er gegangen war, ließ Hazel das Gesicht in die Hände sinken. »Und ich sollte mit Louise reden«, sagte sie mit erstickter Stimme.
»Du hast im Moment selbst genug am Hals«, erwiderte Gemma sanft. »Geben wir ihr noch ein paar Minuten Zeit, sich zu beruhigen, und dann gehe ich rein. Aber vorher würde ich gerne noch mit dir reden.« Sie hatten noch keine ungestörte Minute gehabt, seit Hazel in der Scheune mit Heather gesprochen hatte. »Hazel, hat Heather dir gesagt –«
»Ja.« Hazel ließ die Hände sinken und sah Gemma aus rot geränderten Augen an. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
»Hast du irgendeine Erklärung dafür, wieso Donald dir seine Anteile vermacht hat?«
»Nein.« Hazel schüttelte konsterniert den Kopf. »Besonders, wenn man bedenkt, was sein Vater von mir hielt. Ich bin der letzte Mensch, dem Bruce Brodie sein Unternehmen überlassen hätte.«
»Könnte vielleicht gerade das der Grund sein, weshalb Donald sich für dich entschieden hat?«
»Um seinem Vater eins auszuwischen? Aber Bruce ist doch schon viele Jahre tot.«
»Und wenn Donald das Gefühl hatte, sein Vater hätte sein Leben ruiniert, als er dich davonjagte… ein bisschen weit hergeholt, ich geb’s zu«, fügte Gemma seufzend hinzu. Sie dachte einen Moment lang nach. »Aber wenn Donald es nun als Geste verstanden hat, mit der er demonstrieren wollte, dass er zu eurer gemeinsamen Zukunft stand? In diesem Fall muss er die Absicht gehabt haben, dir zu sagen, was er getan hatte.« Gemmas Herz setzte einen Schlag lang aus, als ihr dämmerte, wohin ihre Spekulationen führten. »Hazel, Donald hat es dir doch nicht gesagt, oder?«
Hazel sah sie entsetzt an. »Natürlich nicht! Du kannst doch unmöglich denken, dass ich –«
»Nein, nein! Es tut mir Leid.« Gemma beugte sich vor und ergriff Hazels Hand. »Das war dumm von mir. Aber wenn Donald es nun jemand anderem erzählt hat?«
»Du glaubst, dass er deswegen ermordet wurde? Aber warum sollte irgendjemand Donald töten, weil er
mir
seine Anteile vermacht hat?«
»Ist es denkbar, dass irgendjemand davon profitiert, dass du nun im Besitz der Brennerei bist?«, fragte Gemma. »Zum Beispiel Heather?«
»Nein. Heather ist diejenige, die durch diese Sache am meisten verloren hat, nach allem, was sie für ihn getan hat. Außer, wenn ich –« Hazel senkte den Blick, und es schien, als nähme der nächste Bissen plötzlich ihre volle Konzentration in Anspruch.
»Was? Sag mir, was du gerade sagen wolltest!«, forderte Gemma sie auf.
»Nichts. Es war nichts. Wir sollten aufessen«, fügte Hazel mit betont munterer Stimme hinzu. »Die Suppe wird allmählich kalt.«
»Hazel, lass den Quatsch.« Gemma sah Hazel fest in die Augen. »Wenn du mir irgendetwas vorenthältst, kann ich dir nicht helfen. Du
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