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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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du denn
heiraten
?«, schrie Kit, der es jetzt erst so richtig begriffen hatte. »Mum ist gerade mal ein Jahr tot –«
    »Kit! Es reicht!«, unterbrach ihn Ian gereizt. »Hör mal«, fuhr er mit ruhigerer Stimme fort, »ich verstehe ja, dass das ein Schock für dich ist, aber du weißt doch, dass deine Mutter und ich uns schon längere Zeit nicht mehr verstanden hatten, bevor sie dann… starb. Es ist an der Zeit, dass ich die Vergangenheit hinter mir lasse, mich auf die Lebenden konzentriere. Und das bedeutet, dass du ein neues Zuhause in Kanada haben wirst, wenn du uns besuchen kommst.«
    »Ich will aber nicht –«
    »Das wollte ich dir auch noch sagen, Kit. Ich weiß, wir haben darüber gesprochen, dass du während deiner Ferien im Juli rüberkommst, aber da werden Melinda und ich gerade auf Hochzeitsreise sein. Ich bin sicher, dass wir einen neuen Termin finden werden, irgendwann später im Som…«
    Kit hörte nicht mehr, was Ian noch alles geplant hatte, denn zum ersten Mal in seinem Leben hatte er mitten im Gespräch mit einem Erwachsenen einfach den Hörer aufgelegt. Als das Telefon erneut klingelte, ging er gerade zur Haustür hinaus. Erst nachdem er um die Ecke gebogen war, verstummte das aufdringliche Läuten endlich.
    Seine Füße trugen ihn wie von selbst den vertrauten Weg entlang bis zur Schule, doch als er dann vor dem Tor stand, sah er, dass niemand mehr im Hof war. Es hatte schon zur ersten Stunde geläutet, und die Vorstellung, in den Unterricht hineinzuplatzen und der Lehrerin vor versammelter Klasse seine Verspätung zu erklären, kam Kit plötzlich ebenso utopisch vor wie ein Mondspaziergang.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging den ganzen Weg zurück durch die ruhigen Straßen bis nach Notting Hill Gate, wo er in die Bayswater Road einbog. Irgendwann zog er die Jacke seiner Schuluniform aus und stopfte sie in den Rucksack, denn es war warm, und außerdem waren ihm die neugierigen Blicke der Passanten aufgefallen, die sich wohl fragten, wieso ein Junge in seinem Alter an einem gewöhnlichen Montagmorgen nicht in der Schule war.
    Immer wieder musste er daran denken, dass nun eine fremde Familie in dem Cottage in Grantchester wohnte, doch obwohl er noch einmal für ein paar Monate mit Ian dort gewohnt hatte, bevor er nach London gezogen war, wollte es ihm nicht gelingen, sich das Haus ohne seine Mutter vorzustellen.
    Einen kurzen Moment lang – als er geglaubt hatte, Ian käme zurück – hatte er mit dem Gedanken gespielt, wieder dort zu wohnen. Nicht etwa, weil er Duncan, Gemma und Toby verlassen wollte – nein, ganz und gar nicht –, sondern weil er seine alte Schule und seine Freunde vermisste, besonders Colin. Er hatte sich dort aufgehoben gefühlt, und dieses Gefühl war ein Teil von ihm gewesen, genau wie seine Erinnerungen an das Leben, das er vor dem Tod seiner Mutter geführt hatte.
    Und jetzt sah es so aus, als wollte Ian ihm das auch noch wegnehmen. Kit
wollte
keine neue Familie; er konnte es nicht ertragen, Ian mit einer anderen Frau zu sehen, einem Ersatz für seine Mutter. Hatte Ian deswegen den Vaterschaftstest angeregt? Wollte er endgültig mit seiner Vergangenheit abschließen, um unbeschwert sein neues Leben mit seiner neuen Familie beginnen zu können – ohne die Belastung durch einen Sohn, den er sowieso nie als sein eigenes Kind betrachtet hatte?
    Kit ging weiter. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den anderen, und erst als er plötzlich aufblickte und den Marble Arch vor sich aufragen sah, merkte er, dass er bis zum Ende des Hyde Parks gelaufen war. Er drehte sich um und blickte auf den Park hinaus. Beim Anblick der Spaziergänger mit ihren Hunden musste er an Tess denken, und sein Herz krampfte sich zusammen.
    Aber Tess würde schon ohne ihn klarkommen, redete er sich ein. Wes würde sich um sie kümmern. Er vermisste sie, sie und auch Geordie, Gemmas Cocker-Spaniel, aber er konnte einfach nicht in das Haus in Notting Hill zurückgehen. Er konnte nicht ruhig und gelassen am Küchentisch sitzen und Wesley erzählen, dass sein Dad wieder heiraten wollte. Und was würde er sagen, wenn Duncan anrief, oder Gemma? Selbst wenn er ihnen nicht von Ian erzählte, würde er erklären müssen, wieso er die Schule geschwänzt hatte – und wo sollte er eine glaubwürdige Ausrede hernehmen?
    Ein 73er-Bus brauste vorbei und bog in die Oxford Street ein. Die 73 fuhr zu den Bahnhöfen Euston und King’s Cross Station.
    King’s Cross.
Kit kramte das Taschengeld hervor, das

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