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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wäre, wenn er überlebt hätte.
    »Hört sich ziemlich schwierig an«, sagte Louise und holte Gemma damit in die Gegenwart zurück. »Aus einem solchen Beziehungsgeflecht eine Familie zu formen, meine ich.«
    »Ist es auch manchmal. Aber wohl auch nicht schwieriger als in den meisten anderen Familien.« Gemma sah ihre Chance. »Louise, da wir gerade von Familien reden – wieso sind Sie eigentlich so schlecht auf Martin zu sprechen? Er ist doch schließlich Johns Bruder.«
    »Halbbruder«, verbesserte Louise sie. »Und das nutzt er weidlich aus. Immer hat er irgendeine traurige Geschichte parat – obwohl ich diesmal nicht so recht weiß, worum es eigentlich geht. John hat schon immer für sich selbst gesorgt – wieso sollte er sich verpflichtet fühlen, Martin ein ums andere Mal aus der Patsche zu helfen?«, fügte sie verbittert hinzu.
    »Ich nehme an, dass John sich verantwortlich fühlt, weil Martin so viel jünger ist als er«, vermutete Gemma, während sie sich insgeheim fragte, ob vielleicht die Tatsache, dass John und Louise keine Kinder hatten, auch eine Rolle spielte. »Louise, haben Sie wirklich keine Ahnung, wo John gestern Morgen gewesen sein könnte? Könnte es irgendetwas mit Martin zu tun gehabt haben?«
    Louise runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, was. Ich habe gesehen, dass John allein weggegangen ist, und Martin war die ganze Zeit hier.«
    »Sie hätten es mitbekommen, wenn Martin das Haus verlassen hätte?«
    »Na ja.« Louise schien zu zögern. »Ich denke schon. Aber ich habe im Garten gearbeitet und war auch öfter mal kurz im Schuppen, also kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, was Martin und John so früh am Morgen zusammen hätten anstellen sollen.«
    »Vielleicht waren sie ja angeln?«, meinte Gemma, die sich an ihr Gespräch mit Callum MacGillivray erinnerte.
    Louise sah sie verständnislos an. »Wovon reden Sie eigentlich? John hat doch keine Zeit, angeln zu gehen.«
    »Aber Callum MacGillivray hat mir gesagt, dass er, John und Donald zusammen geangelt hätten.«
    »Sie haben mit Callum gesprochen?«, fragte Louise überrascht.
    »Heute Nachmittag, nachdem ich Duncan vom Bahnhof abgeholt hatte. Ich hatte zuvor Alison Grant aufgesucht, die Frau, die am Samstagabend hier war und mit Donald gesprochen hat, und sie sagte mir, sie habe von Callum erfahren, dass Hazel hier sein würde.«
    »Und was hat Callum Ihnen gesagt?«
    »Er habe Alison demonstrieren wollen, dass Donald nicht ernsthaft an ihr interessiert sei.« Gemma dachte an ihr Gespräch mit Hazel im Esszimmer zurück und stellte fest, dass ihr ein Aspekt völlig entgangen war. »Louise, wissen Sie, ob John Alison Grant kennt?«
    Die Petroleumlampe warf flackernde Schatten auf Louises Gesicht, sodass Gemma Schwierigkeiten hatte, ihre Miene zu deuten. »Falls es so ist«, antwortete Louise bedächtig, »dann hat er es mir jedenfalls nie erzählt.«
    Beim Abendbrot mit seiner Tante und seinem Vater in der Küche des Bauernhauses hatte Callum nur lustlos in seinem Essen herumgestochert, während in Tante Janets altem Schwarzweißgerät auf der Anrichte die Nachrichten gelaufen waren. Die Polizei hatte Donalds Namen bekannt gegeben, und sie hatten alle drei gebannt auf das unscharfe Fernsehbild gestarrt, als sie Donald bei der Eröffnung der letztjährigen regionalen Highland-Spiele erblickt hatten. Das Fernsehteam hatte die Aufnahmen aus dem Archiv hervorgekramt und Bilder von Benvulin und der Menschenmenge vor der Einfahrt von Innesfree mit dem davonfahrenden weißen Leichenwagen dazwischengeschnitten.
    Die Bilder ließen den Schmerz und die Trauer in Callum wieder aufwallen, und mit Entsetzen dachte er daran, dass Alison und Chrissy vielleicht in diesem Moment in ihrem Wohnzimmer ebenfalls vor dem Fernseher saßen.
    Sein Vater, wie üblich vom Gin benebelt, fragte ein ums andere Mal: »Ist das Donald Brodie? Ich dachte, du hättest gesagt, er ist tot.«
    »Er
ist
auch tot, Tom«, sagte Janet geduldig. »Das ist bloß ein Film.«
    Callum musste gegen eine plötzliche Anwandlung von Hysterie ankämpfen – er wusste nicht, ob er einem Lachanfall oder einem Weinkrampf näher war. Er zwang sich, seiner Tante einen Kuss auf die Wange zu geben und seinem Vater einen Gutenachtgruß zuzunicken, bevor er sich mit Murphy im Schlepptau in den Hof flüchtete.
    Sie hatten ungewöhnlich spät gegessen, weil sie noch auf den Tierarzt gewartet hatten, der sich eines der Pferde anschauen musste, und

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