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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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führst und ich den Bus fahre?« Auf diese Weise würde er seine eigenen Pläne wenigstens nicht ganz über den Haufen werfen müssen. »Ein bisschen frische Luft würde dir auch ganz gut tun«, fügte er hinzu, womit er ihr ein Lächeln abtrotzte.
    Janet sah ihn kopfschüttelnd an. »Ts, ts – du bist einfach unverbesserlich, Junge«, sagte sie mit einer Mischung aus Sympathie und Verärgerung. »Du wirst noch mal eine Frau in den Wahnsinn treiben, das sag ich dir. Also gut, ich übernehme die Reitgruppe morgen, aber dafür darfst du heute Abend allein die Pferde versorgen.«
    »Das macht mir nichts aus«, antwortete Callum ehrlich. »Danke, Tante Janet.«
    Er warf ihr einen zärtlichen Blick nach, als sie zum Haus hinüberstapfte. Dann ging er in den Stall, um den Pferden ihr abendliches Futter zu geben. Murphy machte es sich mit einem zufriedenen Seufzer im Heu bequem, und die Pferde in ihren Boxen scharrten mit den Hufen und beäugten Callum erwartungsvoll. Staubkörnchen tanzten glitzernd in den schrägen Sonnenstrahlen; in der Luft lag der Duft von warmen Pferdeleibern und frischem Heu, gemischt mit einem Hauch von Mist und dem süßlich-durchdringenden Geruch des Futters. Für Callum war diese Kombination von Gerüchen das Höchste – und das war so gewesen, seit er denken konnte.
    Als er mit allem fertig war, trat er hinaus in den Hof und sah zu, wie die kupferrote Scheibe der Sonne jenseits des Flusses am Horizont versank. Aus dem Schornstein des Bauernhauses stieg träge der Rauch auf, und das Licht im Küchenfenster schien warm. Hinter der Scheune warf der ehemalige Kuhstall, den er zu einem Wohnhaus umgebaut hatte, einen langen Schatten, und noch weiter dahinter senkte sich das Weideland sanft zu der Reihe von Birken ab, die sich glitzernd im Wasser spiegelten. Während er so dastand und schaute, stieg plötzlich ein Reiher aus dem Schilf auf.
    Es war eine kleine Welt, und neunundzwanzig Jahre lang hatte er sie als ideal und vollkommen empfunden. Er hatte nicht das Gefühl gehabt, dass es ihm an Gesellschaft mangelte. Mit amüsierter Distanz hatte er den Gästen zugehört, wenn sie von Kindern, Gatten und Partnern erzählt hatten, und wenn sich einmal die Gelegenheit zu einem kleinen zärtlichen Tête-à-tête ergeben hatte, dann hatte er sie ergriffen, ohne auch nur einen Gedanken an eine feste Bindung zu verschwenden. Selbst schuld, dachte er jetzt und verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln.
    Er würde noch mal eine
    Frau in den Wahnsinn treiben
, hatte seine Tante gesagt. Wie konnte er ihr sagen, dass es diesmal gar nicht um eine Frau ging?
    Schon wieder so spät. Alison Grant knallte die Ladentür hinter sich zu und schloss ab.
Tartan-Souvenirs
stand über der Tür, aber sie sagte
Tartan-Schrott
dazu, wenn sie nicht gerade besonders gnädig gestimmt war, was selten vorkam. Mrs. Witherspoon, die alte Hexe, hatte ihr ausgerechnet heute, am Freitagabend, eine Inventur aufgebrummt, mit der fadenscheinigen Begründung, dass sie vor dem samstäglichen Hochbetrieb alles auf Vordermann bringen müssten.
    Nur dass es am Samstag keinen Hochbetrieb geben würde –
Tartan-Souvenirs
gehörte nun einmal nicht zu der Art von Geschäften, denen die Kunden in Scharen die Tür einrannten. Die Wahrheit war, dass Mrs. Witherspoon, mit ihrer lila Dauerwelle und ihrem Oberlippenbart, sich als Ladeninhaberin für den Herrgott persönlich hielt und dass sie Alison ganz gewaltig auf dem Kieker hatte.
    Nachdem sie die letzten zwei Stunden auf den Knien im Hinterzimmer zugebracht hatte, zwischen staubigen Kartons voller Fingerhüte mit Distelmotiv in Email, Teetassen im Schottenkaro-Design und Kühlschrankmagneten mit der albernen Visage von Bonnie Prince Charlie, juckte es Alison in den Fingern, Mrs. Witherspoon zu sagen, dass sie ihren Krempel in Zukunft alleine machen könnte.
    Sie könnte zum Beispiel am Samstagmorgen zur Abwechslung mal richtig ausschlafen, sich vor die Glotze setzen oder selbst mal einen Einkaufsbummel machen. Alison zündete sich eine Zigarette an und gab sich einen Augenblick lang dem schönen Traum hin, während sie einen tiefen Zug nahm – doch als sie den Rauch ausstieß, hatte die bittere Realität wieder ihr hässliches Haupt erhoben. Es fing schon damit an, dass sie gar nicht das nötige Kleingeld für einen Einkaufsbummel hatte. Sie musste schließlich die Miete bezahlen. Und dann war da natürlich Chrissy.
    Alison zupfte ihre Strumpfhose zurecht, die sich an den Knien ausgebeult

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