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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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der Braes gelegen.
    »Es ist ernst, nicht wahr?«, bestürmte Will ihn, und noch während er sprach, kannte er bereits die Antwort.
    Smith wandte sich zu seinem Helfer Kenneth Baxter um. »Kenny, du läufst jetzt zurück ins Dorf und holst die Krankenschwester, aber schnell. Und du, Will«, fuhr er fort – und jetzt sah er dem Jungen endlich in die Augen –, »du läufst zum Haus zurück. Deine Mutter wird dich brauchen.«
    Ganz allmählich tauchte Gemma aus den Tiefen des Schlafs auf, während die Unruhe ihrer Träume nach und nach wie Schuppen von ihr abfiel. Mit dem Aufwachen kam die kurze Phase der Desorientierung, die so oft auf die erste Nacht an einem fremden Ort folgt. Sie setzte sich auf.
    Innesfree. Die umgebaute Scheune. Hazel. Die Puzzleteile setzten sich in ihrem Kopf zusammen, und sofort ging ihr Blick zu dem anderen Bett. Auf dem Kopfkissen war kein wirrer dunkler Haarschopf zu sehen, und aus dem Bad drangen keine Geräusche. Hazel musste sich schon angezogen und das Zimmer verlassen haben.
    Als Gemma am Abend von ihrem Spaziergang zurückgekommen war, hatte Hazel schon im Bett gelegen, und das Licht war aus gewesen. Gemma hatte zwar nicht recht glauben wollen, dass ihre Freundin schon schlief, doch im Grunde war sie erleichtert gewesen, nicht weiter über das Thema reden zu müssen, ehe sie sich selbst über ihre Reaktion auf Hazels Enthüllungen klar geworden war. Sie hatte Kincaid angerufen in der Hoffnung, sich bei ihm aussprechen zu können, doch zu ihrer Überraschung war die Leitung besetzt gewesen.
    Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und schwang die Beine über die Bettkante. Bei der Berührung mit dem kalten Fußboden zog sie die Zehen ein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie Hazel gestern Abend dazu ermutigt hatte, ihre Beziehung mit Donald Brodie fortzusetzen? Das war nicht nur verrückt, sondern auch gefährlich. Tim Cavendish hätte Hazel zwar niemals ein Haar gekrümmt, wie Gemma sich einredete, um ihr plötzlich wild pochendes Herz zu beruhigen, aber sie hatte zu viele Ehen in die Brüche gehen sehen, als dass sie die Möglichkeit einer gewalttätigen Eskalation so ohne weiteres hätte abtun können.
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es noch eine Stunde bis zum Frühstück war. Sie hatte noch reichlich Zeit, ihrer Freundin ins Gewissen zu reden.
    Nachdem sie geduscht hatte und angezogen war, trat Gemma vor die Tür und blickte sich um. Gestern hatte sie das Grundstück und die Umgebung nur im schwindenden Licht der Abenddämmerung sehen können. Jetzt lag alles im goldenen Glanz der Morgensonne vor ihr. Es war noch recht kühl; vom Fluss stiegen Nebelschwaden auf, und die Vögel zwitscherten die Tonleiter hinauf und hinunter. Die Luft roch nach frischem Grün, und als Gemma sie tief in ihre Lungen sog, war es, als kostete sie süßen Wein.
    Im Garten war niemand zu sehen, und so entschloss sie sich spontan, dem Haus den Rücken zu kehren und den Weg hinunter zum Fluss einzuschlagen. Der Pfad führte an der Wiese entlang, die sich zwischen Straße und Fluss erstreckte, und schlängelte sich dann durch ein kleines Wäldchen aus Birken und Ebereschen. Unter dem Laubdach war es ruhig und still, und nach den ersten paar Metern war Gemma schon ganz in die grüne Schattenwelt des Dickichts eingetaucht. Zu ihren Füßen erblickte sie die eng zusammengerollten Blätter des Zimtfarns und eine Gruppe Glockenblumen. Entzückt beugte sie sich hinab, um die Blumen genauer in Augenschein zu nehmen. Der schwere Geruch feuchter Erde kitzelte sie in der Nase, und als sie den Waldboden etwas genauer betrachtete, entdeckte sie einen schimmernden Käfer, der sich entschlossen einen Weg über einen umgefallenen Baumstamm bahnte. »Kit wäre begeistert«, dachte Gemma, als sie aufstand, und wieder merkte sie, wie sehr sie ihre Familie vermisste.
    Und dieser Gedanke brachte ihr die Sorge um Hazel mit einem Schlag wieder zu Bewusstsein. Im Weitergehen überlegte sie hin und her, was sie ihrer Freundin raten könnte. Schließlich lichtete sich der Wald, und nachdem der Pfad ein Stück durch Heidekraut und Grasbüschel geführt hatte, machte er eine scharfe Biegung nach rechts, um sich dann an einem fast ganz zugewachsenen Weidezaun entlang zum Fluss fortzusetzen. An dieser Stelle verbreiterte sich der Lauf des Spey in einer leichten Kurve, und das flache Wasser nahe dem Ufer war dicht mit Schilf und Sumpfgras bewachsen.
    Als Gemma sich mit zaghaften Schritten dem Flussufer näherte, flog

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