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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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unvermittelt wie ein Gewehrschuss eine Ente aus ihrem Versteck im Schilf auf. Gemma zuckte zusammen und machte instinktiv einen Schritt zurück, wobei sie mit dem Fuß mitten im Morast landete. Sie wollte schon über ihr schwaches Nervenkostüm lachen, als sie aus dem Augenwinkel zur Rechten eine Bewegung registrierte. In einiger Entfernung standen zwei Menschen am Ufer, halb hinter ein paar Bäumen verborgen. Hazel und Donald Brodie.
    Sie standen sich gegenüber, die Köpfe einander zugeneigt, und Gemma sah, wie Donald die Hand hob und Hazels Wange berührte. Das Gemurmel ihrer Stimmen drang an Gemmas Ohren, getragen vom Wind, der sich plötzlich gedreht hatte. Hazel schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück, worauf Donald die Hände nach ihr ausstreckte, ohne sie jedoch an sich zu ziehen.
    Gemma zögerte, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die beiden durch Rufen auf sich aufmerksam zu machen – und so Hazel daran zu hindern, sich derart lächerlich zu machen –, und ihrem Taktgefühl, das sie daran hinderte, in eine offensichtlich so intime Szene hineinzuplatzen. Dann beugte Donald sich zu Hazel herab, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie auf den Mund. Einen Augenblick später schlang Hazel die Arme um seinen Hals.
    Gemma spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie wandte sich ab und machte sich auf den Weg zurück zum Haus. Die Vorfreude auf den Tag war ihr gründlich verdorben.
    Im Gemüse- und Kräutergarten hinter dem Haus traf Gemma Louise Innes an. Sie schnitt Thymianzweige ab und sammelte sie in einem Korb.
    »Das ist für das Frühstücksbuffet«, erklärte sie und deutete auf den Korb. »Und dazu Minze für das Obst.« Sie richtete sich auf und steckte die Schere in eine Tasche der Schürze, die sie unter der Strickjacke trug. »Hatten Sie einen schönen Spaziergang?«
    »Ja, danke«, erwiderte Gemma. Sie blickte sich in dem kleinen Garten um. Vom Haus wehte ihr der verlockende Duft von gebratenem Speck entgegen, doch sie hatte den Appetit verloren.
    Louise musterte sie eingehend und deutete dann auf den Werkzeugschuppen im hinteren Teil des Gartens. »Sie sind ein bisschen blass um die Nase. Wir haben noch etwas Zeit bis zum Frühstück. Kommen Sie doch mit auf eine Tasse Tee.«
    »Was? Da hinten?«, fragte Gemma verwirrt.
    »Das ist mein stilles Eckchen.« Louise ging voran in den Schuppen. Durch zwei Fenster links und rechts fiel gedämpftes Morgenlicht ein; auf Werkbänken lagen Gartengeräte und Werkzeug, und auf einem Campingkocher blubberte ein Teekessel fröhlich vor sich hin. »Das ist der Nachteil, wenn man Zimmer vermietet, wie ich festgestellt habe – man hat keine Privatsphäre mehr. Sicher, wir lassen unsere Gäste nicht in unser Schlafzimmer, aber wir müssen trotzdem immer auf Abruf bereitstehen. Hier habe ich wenigstens die Illusion, dass ich dem Ganzen für eine Weile entkommen kann.«
    »Es ist wie ein Puppenhaus«, meinte Gemma begeistert. »Und Ihre Einladung ehrt mich wirklich.« Sie wandte den Blick von dem filigranen Spinnennetz, das eine der Ecken zierte, und musste ein Schaudern unterdrücken.
    Louise nahm zwei Becher aus einem Regal, wischte sie mit einem Zipfel ihrer Schürze aus und nahm zwei Teebeutel aus einer Dose. Während der Tee zog, stellte sie Gemma einen Hocker hin, den sie unter der Werkbank hervorgeholt hatte, und drehte einen Eimer um. »Die elegantere Sitzgelegenheit ist für Sie«, meinte sie. »Ein bisschen primitiv, das gebe ich zu, aber normalerweise empfange ich hier ja keine Gäste.«
    Gemma nahm ihren Becher entgegen und sah zu, wie Louise die Teebeutel direkt in den Komposteimer warf. »Haben Sie auch schon gegärtnert, bevor Sie hierher gezogen sind?«
    »Nicht in Edinburgh. In der Mietwohnung, die wir dort hatten, war nicht mehr drin als ein Topf mit Geranien am Küchenfenster. Aber als Kind habe ich meiner Mutter im Garten geholfen.«
    Gemma dachte an die Wohnung ihrer eigenen Eltern über der Bäckerei in Leyton. Bei ihrer Mutter war nicht einmal ein Topf mit Geranien drin gewesen. »Sie sind doch Engländerin?«
    »Ja, ich stamme aus Kent. Aber als ich dreizehn war, haben meine Eltern sich scheiden lassen, und ich wurde nach Hampshire ins Internat geschickt. So habe ich Hazel kennen gelernt.«
    Gemma traf eine Entscheidung. »Louise, ich mache mir wirklich Sorgen um Hazel. Ich weiß, Sie sind alte Freundinnen –«
    »Sie sprechen von Donald, nicht wahr? Ich war von Anfang an gegen diese Idee, wenn Sie das

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