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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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den Deckel aufgemacht.«
    »Ja.«
    Sie starrten einander an; keiner wollte nachgeben. Nach einer Weile sagte Gemma: »Sie wird darüber hinwegkommen, wenn Sie sie nur gehen lassen.«
    »Und ist es das, was Sie Ihrer Freundin wünschen – dass sie ihr Leben nur zur Hälfte lebt? Dass sie nicht der Mensch ist, der sie sein könnte?«
    »Ich… Sie sind es doch, der sie nicht so kennt, wie sie wirklich ist.« Die Erinnerungen an all die schönen Stunden, die sie in Hazels gemütlicher Küche verbracht hatte, stürmten auf Gemma ein, und Tränen brannten in ihren Augen. Hazel war der ruhende Pol in einer turbulenten Welt gewesen, und erst jetzt wurde Gemma klar, wie viel ihr das bedeutet hatte.
    »Sie denken wohl eher an sich selbst«, sagte Donald mit unerwarteter Hellsichtigkeit. »Das kann ich Ihnen kaum zum Vorwurf machen, aber es ist auch nicht fair mir gegenüber, oder?«
    Gemma, die nicht zugeben wollte, wie nahe er der Wahrheit gekommen war, änderte ihre Taktik. »Donald, wenn Hazel nach Innesfree gefahren ist, nur um Sie zu sehen, wieso wollte sie dann nicht mit hierher kommen?«
    Er mied ihren Blick und betrachtete stattdessen die aufgereihten Fässer, als ob sie die Antwort auf die Frage enthielten. Schließlich seufzte er und sagte: »Hier drin haben wir meinem Vater gesagt, dass wir heiraten wollten. Er wollte nichts davon wissen. Er verbot ihr, je wieder einen Fuß auf Benvulin-Land zu setzen. Und –« Er brach ab.
    »Und was?«, fragte Gemma.
    »Und er sagte, wenn sie es dennoch täte, würde er mich verstoßen.«

5. Kapitel
    Es gibt mehr Männlein als Weiblein
    In unserem kleinen Tal;
    Bei so viel Junggesellen
    Hat jede Maid die Wahl.
    Unbekannter Verfasser
    »Katarrh«, verkündete Schwester Baird, nachdem sie ihren Patienten untersucht und sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt hatte. Der Ausschlag, von dem Charles Urquharts helle Haut gerötet war, deutete auf ein besonders bösartiges Fieber hin, und ein Blick in seinen Hals hatte ihren schlimmsten Verdacht bestätigt.
    »Dann wird er also wieder gesund?«, fragte Livvy Urquhart. Die Erleichterung ließ ihre Stimme zittern.
    »Es ist eine heftige Infektion, Livvy – das weißt du selbst«, gab die Schwester zu bedenken. Und der arme Mann war ohnehin schon durch seinen Gewaltritt durch den Schnee geschwächt. Nun, sie würde tun, was sie konnte, denn es würde noch Tage dauern, bis der Doktor aus Tomintoul kommen konnte.
    Wie kam es, fragte sich Schwester Baird, dass Geburt, Tod und Krankheit so gerne mit den katastrophalsten Witterungsbedingungen zusammenfielen? Wenn das Gottes Wille war, dann musste sie zugeben, dass sie ihn für ein wenig vernünftiger gehalten hätte.
    Auf dem Höhepunkt des Schneesturms hatte sie gerade Mrs. Stuart geholfen, ihr neuntes Kind zur Welt zu bringen, und das, gleich nachdem sie am anderen Ende des Dorfes der alten Granny Sharp in ihrem letzten Stündlein beigestanden hatte. Sie war eben erst an ihren eigenen Herd zurückgekehrt, wo ihr Kater Sootie sie erwartet hatte, als auch schon Kenny Baxter an ihre Tür gehämmert und gemeldet hatte, dass Mr. Urquhart erkrankt sei.
    Charles Urquhart war ein mageres Würmchen gewesen, als sie ihn vor annähernd vierzig Jahren entbunden hatte – in einem Schneesturm, der diesem hier in nichts nachgestanden hatte –, doch er hatte überlebt. Vielleicht würde er sich jetzt als ebenso zäh erweisen.
    Sie gab zerstoßene Weidenrinde und wilden Knoblauch in den Topf mit heißem Wasser, den Livvy ihr gebracht hatte, und ließ den Aufguss eine Weile ziehen. Wenigstens war Olivia Urquhart eine vernünftige Frau, und sie hatte das Glück, von ihrem Vater in den Grundlagen der Heilkunst ausgebildet worden zu sein. Livvy hatte dafür gesorgt, dass das Zimmer sauber und einigermaßen warm war; Charles war gut zugedeckt und hatte warme Getränke eingeflößt bekommen, die seinen entzündeten Hals beruhigten.
    Aber Livvy war nicht nur eine vernünftige und patente Frau, sie war auch viel zu schön für das harte, entbehrungsreiche Leben in den Braes. Ein zartes Pflänzchen, hatte die Schwester bei sich gedacht, als Charles sie damals nach Carnmore gebracht hatte, mit ihren dunklen Locken und ihrer Alabasterhaut. Und Livvys Schönheit war keineswegs verblüht – wenn überhaupt, war sie noch liebreizender geworden. Es war, als ob die Geburt ihrer Kinder und der Tod ihrer kleinen Tochter sie nicht nur härter gemacht, sondern auch geläutert und veredelt hätte. Eine Rose auf einem stählernen

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