Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
ein paar Artikel auf der Theke zurechtzurücken, und flüsterte dabei: »Verzieh dich, Callum. Ich verliere noch wegen dir meinen Job!«
»Dann erfinde eben irgendeine Ausrede«, bedrängte er sie halblaut. »Es geht um Donald.«
Callum konnte sehen, dass sie schwankte, hin- und hergerissen zwischen Verärgerung und Neugier. Dann deutete sie mit einer hektischen Kopfbewegung zur Tür. »Also gut. Geh schon mal vor, wir treffen uns dann draußen.«
Er folgte ihrer Anweisung, und wenige Augenblicke später kam Alison aus dem Laden heraus. Ihre Absätze klapperten auf dem Pflaster, als sie die Straße hinunterlief und erst stehen blieb, als sie vom Laden aus nicht mehr gesehen werden konnten.
»Ich hab der alten Kuh erzählt, ich müsste mal eben nach Chrissy sehen«, sagte sie, »also mach’s kurz.«
»Wo ist Chrissy?«
»Zu Hause. Was glaubst du denn, wo sie ist? Und was geht dich das überhaupt an?«
»Ich dachte, du könntest sie mal vorbeibringen, damit ich ihr die versprochene Reitstunde geben kann.«
Alison schüttelte ungehalten den Kopf. »Das ist doch jetzt vollkommen unwichtig. Was ist denn nun mit Donald? Ist ihm etwas zugestoßen?«
»Kommt drauf an, wie man es sieht, nicht wahr?«, entgegnete Callum, der seine ungewohnte Macht voll auskostete. »Du hast doch gesagt, er hätte an diesem Wochenende geschäftlich zu tun?«
»Na und? Was ist damit?«
»Ein seltsamer Geschäftstermin ist das. Er ist nämlich bei den Innesens.« Als er Alisons fragenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Hat er dich denn nie mit John und Louise Innes bekannt gemacht? Sie haben den alten Bauernhof ganz in der Nähe von unserem Reitstall gekauft und ihn in eine piekfeine Frühstückspension umgewandelt.«
»Donald übernachtet in einer Pension so nahe bei seinem Haus?«
»Und zwar nicht allein.«
Alison erbleichte unter ihrem Make-up, und ihr Gesicht sah plötzlich spitz und eingefallen aus. »Aber –«
»Sie ist sehr hübsch. Dunkle Haare –«
»Woher willst du wissen, dass es kein Geschäftstermin ist?«, wandte Alison ein. »Er könnte –«
»Was ich von den beiden gesehen habe, war eindeutig.«
Alison funkelte ihn an. »Ich glaube dir nicht. Wie hast du – Wo haben –«
»Ich gehe doch öfter mit John Innes zum Angeln. Er hat mir erzählt, was Donald im Schilde führt, also habe ich ein bisschen die Augen offen gehalten.«
Alison senkte den Blick und verschränkte die Arme unter ihren kleinen Brüsten, als ob ihr kalt wäre. Zum ersten Mal wurde Callum bewusst, wie zierlich sie war – klein und zerbrechlich wie ein Vogel. Und er sah, was ihr Make-up und ihr blondiertes Haar die meiste Zeit kaschierten – ihre Ähnlichkeit mit Chrissy.
Die Befriedigung, die ihm sein momentaner Triumph verschafft hatte, hielt nicht an. »Tut mir Leid, Mädel. Ich wollte dir nicht wehtun.«
»Und warum hast du es mir dann erzählt?«
»Weil es nicht recht ist, dass dieser Mann dich anlügt. Du hast etwas Besseres verdient – du und Chrissy.«
»Und das sollen wir von dir kriegen, wie?«, fragte Alison in provozierendem Ton.
»Ich –«
»Wenn du irgendwann einmal mehr zu bieten hast als Pferdemist, Callum MacGillivray«, höhnte sie, »dann darfst du es mich gerne wissen lassen. Aber bis dahin mischst du dich gefälligst nicht mehr in meine Privatangelegenheiten ein.«
Louise hatte gehofft, dass ein paar ruhige Stunden im leeren Haus ihre Nerven beruhigen würden, aber nachdem die Gäste nach Benvulin aufgebrochen waren, war sie doch nur rastlos zwischen Diele, Esszimmer und Wohnzimmer hin und her gelaufen, hatte überflüssigerweise an Blumengestecken herumgezupft und mit dem Schürzenzipfel den nicht vorhandenen Staub von den Möbeln gewischt.
Sie hatte gesehen, wie Hazel in letzter Minute kehrtgemacht hatte und in ihr Zimmer in der umgebauten Scheune zurückgegangen war, und sie hatte sich unwillkürlich gefragt, was wohl der Grund dafür sein mochte. Es schien, als stünde es zwischen Donald und Hazel nicht zum Besten, doch die Genugtuung, die Louise bei diesen Gedanken empfand, wurde von ihrer Sorge um John überschattet.
Er war verschwunden, gleich nachdem die anderen gefahren waren – wieder eine seiner inszenierten Besorgungen. Diesmal wollte er angeblich beim Gemischtwarenhändler in Grantown eine essenzielle Zutat für das Abendessen holen – eine Zutat, die er beim gestrigen Einkauf absichtlich vergessen hatte, wie Louise vermutete.
Und nicht genug damit, dass er Ausreden ersann, um tagsüber
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