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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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»Eine Leidenschaft für etwas zu haben, meine ich.«
    »Stimmt. Hast du so etwas?«
    »Eine Leidenschaft?«
    »Ja.«
    Ihr Blick schweifte kurz in die Ferne. »Nicht wirklich.«
    »Aber?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht.«
    »Was?«
    »Dass du so nett zu mir bist.«
    Ich seufzte. »Fang jetzt bitte nicht wieder damit an.«
    »Ich bin die fette Kuh, mit der sich niemand abgeben will – die klassische Außenseiterin. Du bist der heiße Neuzugang, auf den sogar Rachel Caldwell einen Blick geworfen hat.«
    »Rachel Caldwell? Meinst du wirklich?«
    Ema verdrehte die Augen. »Gott, ihr Typen seid doch alle gleich.«
    Ich hätte beinahe gelächelt. Es ist schon seltsam, wie es einem manchmal für ein paar Sekunden gelingt, das eigene Elend zu vergessen und sich vorzumachen, alles wäre in Ordnung.
    »Hör zu, wenn hier jemand ein Außenseiter ist, dann ich«, sagte ich. »Ich bin der Neuzugang mit dem toten Vater und der Junkie-Mutter.«
    »Deine Mutter ist ein Junkie?«
    Jetzt hatte ich es schon wieder getan. Seit wann trug ich mein Herz so auf der Zunge? Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder aufmachte, war Ema einen Schritt auf mich zugekommen und sah mich mit unendlich weichem Blick an.
    »Spar dir dein Mitleid«, sagte ich.
    Sie ging gar nicht darauf ein. »Erzähl mir von deiner Mutter.«
    Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich tat es. Vielleicht weil ich noch nie eine Freundin wie Ema gehabt hatte. Das wäre die einfachste Erklärung gewesen. Sie hatte gespürt, dass es mir beschissen ging, und jetzt stand sie um ein Uhr morgens vor mir, um für mich da zu sein. Aber ich glaube, es steckte noch etwas Tieferes dahinter. Ema strahlte so eine Art grenzenloses Mitgefühl aus. Sie verstand einfach. Es war, als wüsste sie schon alles und wollte es einem nur ein bisschen einfacher machen.
    Also setzten wir uns auf den Rasen und ich fing an zu erzählen. Und zwar alles. Als ich fertig war, schüttelte Ema den Kopf und sagte: »Knoblauchbrot. Wow.«
    Genau das meine ich – sie kapierte sofort, worum es ging.
    »Du musst wahnsinnig wütend sein«, sagte sie.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie kann ja nichts dafür.«
    »Blödsinn. Schon mal was von Co-Abhängigkeit gehört?«
    Ja, hatte ich. Co-Abhängigkeit bedeutet, dass man als Bezugsperson eines Süchtigen dessen selbstzerstörerisches Verhalten unterstützt. In gewisser Weise hatte Ema recht. Ich weigerte mich nur, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Aber wie erklärt man jemandem so etwas …?
    »Wenn meine Mutter mich nicht bekommen hätte«, sagte ich zögernd, »hätte sie eine der besten Tennisspielerinnen der Welt werden können. Sie wäre reich und berühmt gewesen, statt als verwitwete Heroinabhängige zu enden … mit nichts.«
    »Nicht mit nichts«, sagte Ema. »Sie hat dich.«
    Ich winkte ab. Ich hatte Angst zu sprechen, weil ich wusste, dass mir die Stimme versagen würde.
    Ema drängte mich nicht. Wieder wusste sie irgendwie, dass es das Falsche gewesen wäre. Ein paar Minuten lang saßen wir einfach nur schweigend nebeneinander. Es war fast zwei Uhr morgens.
    »Machen sich deine Eltern keine Sorgen, wenn du so spät noch unterwegs bist?«, fragte ich schließlich.
    Emas Gesicht wurde verschlossen. Die Stahltür zu einem Hochsicherheitstrakt war nichts dagegen. »Nein.«
    Diesmal drängte ich sie nicht. Ein paar Minuten später verabschiedeten wir uns. Wieder bot ich ihr an, sie nach Hause zu begleiten. Sie warf mir einen stirnrunzelnden Blick zu. »Ich meine es ernst«, sagte ich. »Es ist schon ziemlich spät, und ich habe kein gutes Gefühl, wenn du um diese Uhrzeit allein unterwegs bist. Wo wohnst du?«
    »Ein andermal«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil … ein anderes Mal, okay?«
    »Okay«, fügte ich mich widerstrebend. »Aber nur, wenn du mir etwas versprichst.«
    Emas Blick wurde misstrauisch. »Und was?«
    »Dass du mir eine SMS schreibst, wenn du zu Hause bist.«
    Um ihre Mundwinkel spielte die Andeutung eines Lächelns und sie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich jetzt nicht! Ist das dein Ernst, Daddy?«
    »Entweder du versprichst es mir oder ich begleite dich.«
    »Also gut«, seufzte sie. »Ich versprech’s. Zufrieden?«
    Ema verschwand quer durch den Garten der Nachbarn. Ich blickte ihr nach, wie sie sich leicht geduckt davonstahl, und fragte mich, wie es sein konnte, dass sie mir jetzt schon so viel bedeutete, obwohl ich mir geschworen hatte, mich auf keinen Menschen mehr so sehr einzulassen. Als ich sie

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