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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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nicht mehr sehen konnte, drehte ich mich um und schlenderte zum Haus zurück. Der Basketball lag auf dem Boden. Ich hob ihn auf, ließ ihn auf dem Zeigefinger kreiseln und warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Korb, aber jetzt war es definitiv zu spät, um noch eine Runde zu spielen. Ich hätte die gesamte Nachbarschaft aufgeweckt. Also klemmte ich mir den Ball unter den Arm und streckte gerade die Hand nach der Hintertür aus, als mich ein Geräusch innehalten ließ.
    Ich presste mich mit dem Rücken gegen die Hauswand. Mit wild klopfendem Herzen legte ich den Ball langsam auf den Boden, schob mich ein Stück nach rechts auf die Garage zu und spähte um die Ecke. Ungefähr zweihundert Meter die Straße runter stand eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass es derselbe Wagen war, den ich heute beim Basketball und hinter dem Haus der Hexe gesehen hatte.
    Hektisch dachte über meine nächsten Schritte nach. Mir fiel ein, dass Mr Waters mich gebeten hatte, ihn anzurufen, wenn der Glatzkopf noch einmal auftauchen würde, aber es war zwei Uhr morgens – sein Handy war wahrscheinlich gar nicht eingeschaltet, und wenn doch, würde ich ihn und womöglich seine ganze Familie aufwecken. Falls er sich tatsächlich bereit erklären würde, herzukommen, müsste ich außerdem mindestens eine halbe Stunde auf ihn warten, und bis dahin wäre der Wagen vermutlich längst wieder weg.
    Nein, ich musste das allein regeln.
    Angst hatte ich eigentlich keine, vielleicht überwog auch einfach meine Neugier. Schwer zu sagen. Mit zehn lebte ich für ein Jahr im brasilianischen Regenwald und lernte den dortigen Stammesführer kennen, einen Meister im Zweikampf, der eine brasilianische Variante des Jiu-Jitsu praktizierte. Seitdem mache ich selbst Kampfsport und habe schon in den entlegensten Ecken der Welt trainiert, allerdings hauptsächlich, um mich für Basketball fit zu halten. Bis jetzt hatte ich mein Können erst ein einziges Mal außerhalb einer Trainingssituation eingesetzt. Erfolgreich – womöglich sogar ein bisschen zu erfolgreich.
    Jedenfalls gab mir das Selbstvertrauen, auch wenn es vielleicht ein trügerisches Selbstvertrauen war. Ich huschte an der Rückseite des Nachbarhauses entlang, das den Gorets gehörte. Mein Plan war, mich von Gebäude zu Gebäude bis zum Ende der Straße zu schleichen und dann von hinten an den Wagen heranzupirschen. Drei Häuser lagen noch vor mir. Ich spähte hinter den Azaleen der Gorets hervor und sprintete zu den Greenhalls hinüber. Sie besaßen auch noch eine Farm im Norden und waren selten zu Hause.
    Eine Minute später verbarg ich mich hinter einem Busch, der vielleicht knapp zehn Meter von der schwarzen Limousine entfernt stand. Ich war so nah dran, dass ich das Kennzeichen sehen konnte. A30432. Ich zog mein Handy aus der Tasche und verglich es mit dem, das Ema mir per SMS geschickt hatte. Volltreffer.
    Es war also tatsächlich dieselbe schwarze Limousine.
    Der Motor war aus. Hinter den getönten Scheiben war keine Bewegung zu erkennen. Der schwarze Wagen hätte auch nur dort parken können.
    Was jetzt?
    Einfach rüberschlendern, an die Scheibe klopfen und Antworten verlangen? Warum eigentlich nicht? Das war der direkteste Weg. Andererseits wäre es wahrscheinlich ziemlich dämlich. Sollte ich mich weiter hinter dem Busch verstecken und warten? Und was, wenn der Wagen wegfuhr?
    Während ich noch darüber nachgrübelte, was ich tun sollte, wurde mir die Entscheidung plötzlich abgenommen, weil die Beifahrertür aufging und der Kahlkopf ausstieg. Er hatte wie immer seinen dunklen Anzug an und trug trotz der Uhrzeit die Sonnenbrille.
    Einen Moment lang blieb er mit dem Rücken zu dem Busch, hinter dem ich kauerte, vollkommen reglos stehen. Dann drehte er den Kopf und sagte ruhig: »Mickey?«
    Schluck.
    Mir war unbegreiflich, wie er mich entdeckt hatte, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Ich richtete mich langsam auf. Er sah mich durch die dunklen Gläser der Sonnenbrille an, und obwohl es eine ziemlich warme Nacht war, lief es mir kalt den Rücken herunter.
    »Du hast Fragen«, sagte der Glatzkopf. Er sprach mit einem starken britischen Akzent, der irgendwie angeberisch klang. So als wäre er auf einem englischen Eliteinternat gewesen und wollte sichergehen, dass es auch ja jeder hörte. »Aber du bist noch nicht bereit für die Antworten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es heißt, was es heißt«, entgegnete er.
    Ich runzelte die Stirn.

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