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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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kennengelernt habe, aber Mom und Dad haben wohl ihre Gründe gehabt.
    Meine Großeltern flogen nach Florida zurück, Myron und ich stiegen eine halbe Stunde später in unsere Maschine nach Newark. Das Flugzeug war vollbesetzt. Myron bot mir an, den Platz in der Mitte zu nehmen, damit ich mich ans Fenster setzen konnte. Wir zwängten uns in unsere Economy-Class-Sitze, die definitiv nicht für Menschen unserer Größe konzipiert waren. Vor uns saßen zwei kleine ältere Damen, deren Füße vermutlich kaum den Boden berührten, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihre Rückenlehnen energisch nach hinten zu klappen und gegen unsere Knie zu rammen. Ich verbrachte die vier Stunden Flug mit dem grauen Haarschopf einer alten Frau im Gesicht.
    Einmal hätte ich Myron fast gefragt, wer die dunkelhaarige Frau und Carrie waren, aber dann ließ ich es doch bleiben, weil ich wusste, dass das zu einer längeren Unterhaltung geführt hätte, und mir eigentlich nicht nach Reden zumute war.
    Nach der Landung holten wir Myrons Wagen aus dem Parkhaus und fuhren auf den Garden State Parkway. Auch während der Fahrt wechselten wir kaum ein Wort miteinander. Erst als wir nach ungefähr zwanzig Minuten an unserer Ausfahrt vorbeifuhren, brach ich das Schweigen.
    »Wohin fahren wir?«
    »Das wirst du gleich sehen«, sagte Myron.
    Zehn Minuten später bogen wir auf den Parkplatz eines kleinen Ladenkomplexes. Als Myron den Wagen abgestellt und den Motor ausgemacht hatte, sah er mich lächelnd an. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, dann schaute ich wieder ihn an.
    »Du willst mit mir Eis essen gehen?«
    »Na los, komm mit«, sagte Myron.
    »Das ist ein Scherz, oder?«
    Als wir das SnowCap Eiscafé betraten, begrüßte uns eine Frau in einem Rollstuhl, die ungefähr Anfang zwanzig war und das hübscheste Lächeln der Welt hatte. »Wie schön, dass Sie mal wieder bei uns reinschauen«, sagte sie zu Myron. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Bringen Sie meinem Neffen bitte einen SnowCap-Spezialbecher. Und ich würde gern kurz mit Ihrem Vater sprechen, wenn er Zeit hat.«
    »Na klar. Er ist hinten im Büro.«
    Nachdem Myron uns allein gelassen hatte, streckte die Frau im Rollstuhl mir ihre Hand hin. »Hi. Ich bin Kimberly.«
    »Ich heiße Mickey.«
    »Setz dich doch schon mal da drüben hin, Mickey.« Kimberly deutete auf einen Tisch am Fenster. »Dein Eis kommt sofort.«
    Der SnowCap-Spezialbecher war ungefähr so groß wie ein VW -Käfer. Als Kimberly damit auf mich zugerollt kam, lächelte sie wieder ihr wunderhübsches Lächeln. Ich hätte gern gewusst, warum sie im Rollstuhl saß, wagte es aber nicht, sie danach zu fragen.
    Ich betrachtete mit hochgezogenen Brauen die Riesenportion Eiscreme mit Sahne, Schokosoße und Cocktailkirschen. »Soll ich diesen Monstereisberg etwa ganz allein verdrücken?«
    Sie lachte. »Du könntest es zumindest versuchen.«
    Ich griff nach dem Löffel und legte los. Ich will nicht übertreiben, aber der SnowCap-Spezialbecher war so ziemlich das Köstlichste, was ich je in einer Eisdiele gegessen hatte. Ich verschlang ihn in einer Geschwindigkeit, dass mir schon nach kurzer Zeit von der Kälte die Stirn pochte. Kimberly schien es Spaß zu machen, mir beim Essen zuzusehen.
    »Was will Myron von deinem Vater?«, fragte ich sie.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass deinem Onkel eine der Grundwahrheiten des Lebens klar geworden ist.«
    »Und die wäre?«
    Kimberlys wunderschönes Lächeln erstarb, und ich schwöre, dass ich einen kühlen Hauch im Nacken spürte. »Dass man alles Notwendige tut, um seine Jungen zu schützen.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Irgendwann wirst du es verstehen.«
    »Wie meinst du das?«
    Kimberly blinzelte und wandte den Blick ab. »Vor sechzehn Jahren ist meine ältere Schwester umgebracht worden. Sie war erst sechzehn.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Schließlich fragte ich: »Was hat Myron damit zu tun?«
    »Nicht nur Myron«, sagte sie. »Auch deine Mutter und dein Vater.«
    Ich ließ den Löffel sinken. »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Willst du damit sagen, dass meine Eltern deine …«
    »Um Gottes willen, nein!«, unterbrach sie mich. »Deine Eltern würden niemals jemandem wehtun. Niemals.«
    »Woher kennst du sie?«
    »Ich kenne sie nicht. Aber eines habe ich mittlerweile begriffen, Mickey. Nichts von alldem ist Zufall.«
    Mir schwirrte der Kopf.
    »Bitte erzähl Myron nicht, dass wir uns darüber unterhalten haben, okay?«, bat sie mich.
    Ich

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