Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Bolitar«, knurrte er.
»Hey, hey.« Ich hob in gespielter Kapitulation die Hände. »Immer mit der Ruhe. Du bist doch hergekommen und hast meine Freundin angebaggert.«
Das war zu viel für Troy. Die eine Hand immer noch im Kragen meines T-Shirts verkrallt, ballte er die andere zur Faust und holte weit aus. Es war die klassische Angriffspose, und wenn er Jungs wie Löffel schikanierte, hatte er wahrscheinlich auch Erfolg damit und schüchterte sie so ein, dass sie sofort aufgaben. Aber bei einem ernst zu nehmenden Gegner konnte er nichts Dämlicheres tun. Die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten ist die gerade Linie. Man zielt auf die Schwachpunkte – Nase, Hals, Leiste, Augen – und schlägt sofort zu. Man lässt sich nicht Zeit und holt erst einmal umständlich mit der Faust aus.
Es gab verschiedene Verteidigungstechniken, die ich in diesem Fall hätte anwenden können, aber ich entschied mich für eine, die den geringsten Schaden anrichten würde. Ich blockierte seine in meinen T-Shirt-Kragen gekrallte Hand mit dem Unterarm und umschloss seine Finger. Dann machte ich einen Ausfallschritt nach rechts, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und trat ihm die Beine weg. Was in der Beschreibung wie Zeitlupe klingt, dauerte in Wirklichkeit noch nicht einmal eine Sekunde.
Troy sackte zu Boden.
Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Ob er so blöd sein und aufstehen oder sich auf meine Beine stürzen würde, war aber auf alles vorbereitet.
»Was ist hier los?«
Ms Owens. Ich trat einen Schritt von Troy zurück. Er sprang mit so viel Würde vom Boden auf, wie er in diesem Moment aufbringen konnte, und sah mich an, als wolle er sagen: »Glück gehabt, du Bastard, ich wollte dir nämlich gerade den Arsch aufreißen.« Ich ließ ihm den kleinen Trost.
»Ich habe gefragt, was hier los ist?«
Es wurden jede Menge »Nichts, gar nichts« gemurmelt und schließlich zogen Troy, Buck und ihre Truppe ab. Ms Owens musterte mich noch einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen und ging dann ebenfalls.
Ema trat neben mich und sah mich an. »Du legst dich mit einem der mächtigsten Zwölftklässler der Schule an, bringst eine Lehrerin und den Polizeichef der Stadt gegen dich auf und verbündest dich mit zwei Oberlosern. Wow.« Sie klopfte mir auf die Schulter. »Willkommen an der Highschool.«
Wir hatten immer noch ein bisschen Zeit, bevor es gongte, also kauerten wir uns wieder vor Emas Laptop.
Sie klickte die Datei mit dem Überwachungsvideo an, worauf sich ein Fenster auf dem Bildschirm öffnete, in dem der B-Trakt der Schule zu sehen war. Ich hatte mit einer grobkörnigen Aufnahme in Schwarz-Weiß gerechnet, aber das Bild war gestochen scharf. Ema drückte auf Play, worauf ein Mann in Sicht kam. Es war weder ein Lehrer noch ein Schüler oder eine Reinigungskraft.
Der Typ sah aus wie ein Ganove aus dem Bilderbuch.
Er trug ein ärmelloses T-Shirt, tief sitzende Jeans und einen ungepflegten Stoppelbart. Um seinen Hals baumelten dicke Goldketten und in der rechten Hand hielt er ein Brecheisen.
Außerdem hatte er eine Tätowierung im Gesicht.
Ich sah Löffel an. »Hat Mrs Kent nicht gesagt, der Kerl, der bei ihnen zu Hause eingebrochen ist, hätte eine Tätowierung im Gesicht gehabt?«
Löffel nickte. »Ich nehme an, es ist derselbe Typ.«
Was hatte dieser Gangster mit Ashley zu tun?
Das Video lief ohne Ton und diese Stille erschien mir geradezu ohrenbetäubend. Der Mann mit dem Tattoo blieb vor Ashleys Schließfach stehen und zertrümmerte das Schloss mit dem Brecheisen. Dann öffnete er die Tür und schaute hinein. Seine Miene verfinsterte sich, und auch ohne Ton war klar, dass er wütend fluchte.
Das Schließfach war leer.
Eine Sekunde später war der Typ verschwunden.
Ema hielt den Film an.
»Und was jetzt?«, fragte ich. »Sollen wir das Video der Polizei zeigen?«
Löffel schob seine Brille auf der Nase hoch. »Das ist jetzt nicht dein Ernst?«
»Das ist mit ziemlicher Sicherheit der Kerl, der in das Haus der Kents eingebrochen ist, und wir haben eine Videoaufnahme von ihm.«
»Die ich aus dem Sicherheitsbüro der Schule geklaut habe«, gab Löffel zurück. »Wie sollen wir das den Bullen erklären? Ich traue dem Verein nicht.« Löffel wandte sich an Ema und sagte stolz: »Ich bin nämlich vorbestraft. Stimmt es, dass ihr Mädchen auf gefährliche Männer steht?«
»Kann schon sein. Allerdings liegt die Betonung auf Männer «, antwortete Ema und sah dann mich an. »Er hat
Weitere Kostenlose Bücher