Nuramon
und verbeugten sich sogar, als sie den Sohn des Fürsten und die Ilvaru erkannten. Obwohl sie es zu überspielen versuchten, merkte Gaerigar ihnen ihre Überraschung an. Auf Bjoremuls Rat hin hielt er sich zurück und überließ Waragir das Sprechen. Dieser erzählte knapp, was in Jasbor vorgefallen war, verschwieg aber, wie schwer es Gaerigars Mutter getroffen hatte.
Die drei Männer tauschten unsichere Blicke. Sie mochten ebenso Zeichen des Entsetzens sein wie der Schuldgefühle. »Es ist der Fürstenfamilie doch nichts geschehen?«, fragte einer von ihnen.
»Nein«, antwortete Waragir. »Aber dennoch werden wir uns den Burschen schnappen. Es gibt eine Belohnung.« Letzteres stimmte zwar nicht, aber Gaerigar hätte viel von seinem Geld gegeben, um Waragir nicht als Lügner dastehen zu lassen. Doch die drei Männer gaben an, keinen Fliehenden gesehen zu haben, und Gaerigar war enttäuscht und wütend über diese Lüge.
Waragir bedankte sich, sie machten kehrt und ritten über die Brücke ins Herzogtum Yanarsal zurück. »Nach Hause!«, rief Gaerigar und warf einen Blick zurück auf die drei Grenzkrieger, die ihnen nachstarrten. Leise befahl er seiner Nachhut, ein Auge auf die Gardisten zu haben. Und wie er vermutete, kehrten diese rasch ins Lager ein, und kurz darauf verließen zwei Reiter den Grenzposten und galoppierten gen Süden.
»Helerur«, sprach Bjoremul verächtlich, und Gaerigar wunderte sich darüber, dass der Wyrenar über einen möglichen Verrat des Her zogs von Byrmul nicht erstaunt zu sein schien. »Sollte ich irgendetwas wissen?«, fragte er.
Bjoremul wich seinem Blick aus. »Sprich mit deinem Vater«, sagte er nur.
Als Nuramon den Fürstensaal betrat, drohte Gaerigar gerade Boru gar mit dem Zeigefinger. »Du bist blind!«, schrie er. »Ich sage dir, was ich gesehen habe.« Er zeigte auf Waragir und Bjoremul. »Frag sie! Frag sie, wie sehr ich mich zurückgehalten habe. Vor Kurzem wäre ich dem Schwein noch gefolgt und hätte ihn zur Strecke gebracht. Aber jetzt stehe ich hier vor dir und berichte dir, was ich gesehen habe, und du willst, dass ich einen kühlen Kopf bewahre. Wie soll ich das, wenn du die Augen vor einem Verrat verschließt?«
Borugar ballte die Fäuste und wandte sich kopfschüttelnd an Nura mon. »Erkläre deinem Sohn, wie gefährlich es ist, falsche Schlüsse zu ziehen«, sagte er mit fester Stimme.
Nuramon seufzte, trat zu seinem Sohn, schloss ihn in den Arm und bat ihn, ausführlich zu erzählen, was vorgefallen war. Während Gaerigar berichtete und Helerur als Verräter bezeichnete, tauschte Nuramon immer wieder Blicke mit Bjoremul, Nylma und Yargir. Sie wussten, dass Helerur einst in Merelbyr Meuchelmörder gegen sie ausgesandt hatte. Nylma und Yargir waren dabei gewesen, Bjoremul aber hatte er es in einer ruhigen Stunde offenbart.
Als Gaerigar am Ende seines Berichts war, war Nuramon zwar stolz, dass sein Sohn seine Aufgabe so vortrefflich erledigt hatte, doch die neue Kunde bereitete ihm Sorgen. Er glaubte natürlich, dass der Meuchelmörder bei Helerur Zuflucht gesucht hatte. Und die erwartungsvolle Miene seines Sohnes ließ ihm keinen Spielraum, das Geheimnis, dass sie über die Jahre vor Borugar verborgen hatten, zu bewahren.
Nuramon wandte sich seinem Schwiegervater zu. »Borugar. Ich muss dir etwas zu Helerur sagen.«
Borugar musterte ihn misstrauisch »Wenn es wichtig gewesen wäre, hättest du es mir früher gesagt. Nicht wahr?«
»Daoramu hat uns zum Schweigen verpflichtet«, entgegnete er kopfschüttelnd.
Binnen eines Wimpernschlags verschwand der Zorn aus dem Gesicht des Fürsten. Nun wirkte er besorgt. »Warum sollte sie das wollen?«, fragte er.
Nuramon schaute sich nach Jaswyra um, aber sie war nicht da. Gewiss war sie, wie so oft in diesen Tagen, bei Yendred. Wäre sie nun an Borugars Seite gewesen, hätte sie ihm die Wahrheit vielleicht sanft offenbaren können. Und auch Jasgur, der im Osten in seinem Herzogtum war, hätte gewiss passende Worte gefunden, um seinem Herrn das zu erklären, was nicht mehr zu verbergen war. Von jenen, die von Helerurs Verrat in Doranyr wussten, waren nur er, Nylma, Yargir und Bjoremul anwesend. Gaerigar wusste ebenso wenig davon wie Nerimee und Waragir. Nuramon dachte an Daoramu. Sie hätte in dieser Lage das Geheimnis einfach offenbart. Und genau das würde er nun tun. »Daoramu bat uns zu schweigen, weil sie diesen Augenblick fürchtete«, sagte er. »Den Augenblick, in dem du die Wahrheit über deinen Freund
Weitere Kostenlose Bücher