Nuramon
anderen Habseligkeiten überlassen. Nur das hier haben wir mitgebracht.« Yendred und seine beiden Geliebten holten je eine Maske hervor, die das Antlitz Guillaumes zeigte. Die Masken waren aus Messing. Bei Yendreds Maske waren die Lippen und die Wangenknochen aus Silber.
Nylma musterte ihre drei Schützlinge mit strengem Blick. »Was hat euch geritten? Ich habe euch gewiss nicht beigebracht, euch bei der Wache davonzustehlen!«
»Wir wollten was unternehmen«, erklärte Yendred leise.
»Vorhin klang das noch wie eine gute Idee«, murmelte Salyra.
»Das schreibe ich auf deine Grabtafel«, sagte Nylma und schmunzelte endlich.
Nach dem späten Frühstück gelang es Yendred erstmals, ein Tor zu den Albenpfaden zu öffnen, das keinen Fehler aufwies. Den Stolz, der sich im Gesicht seines Vaters entfaltete, hatte er vermisst. »Nun darfst du nicht übermütig werden«, sagte Nuramon. »Komm! Auf dich wartet viel Arbeit.«
Jenseits des Lichttores folgten sie dem langen Pfad, von dem sein Vater gesprochen hatte, und erstmals führte Yendred die Gefährten an. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, starrte auf den glitzernden Weg und lauschte mit seinen Zaubersinnen, ob der Fluss der Magie unterbrochen war. Dann schaute er zu Nuramon zurück. Sein Vater nickte, als könnte er von dort hinten spüren, was hier vorne vor ihnen lag.
Am nächsten Albenstern, an dem sich drei Pfade kreuzten, gelang Yendred der Torzauber zwar erst beim zweiten Versuch, aber als er nach einem Nicken seines Vaters ins Licht schritt, war er stolz, die Gefährten erstmals sicher über die Albenpfade geführt zu haben.
Zwei Schritte, und ein Meer aus Sand wellte sich in die Ferne. Eine Richtung sah im Flimmern der brennenden Sonne aus wie die andere. Diese Wüste war anders als jene, die er einst auf den Handelsreisen mit seinen Eltern im Süden Arlamyrs gesehen hatte; damals, als seine Mutter für das Fürstenhaus ein Vermögen gemacht und sein Vater ihm, Nerimee und Gaerigar die Städte gezeigt hatte und mit ihnen in die steinige Ödnis ausgeritten war.
»Das ist die Wüste, die bis nach Iskendria führt«, sagte Nuramon. »Ich werde diesen Sand niemals vergessen.«
Yendred nickte, denn er erinnerte sich an die Erzählungen seines Vaters. Kaum hatten Nuramon und Farodin heimlich den Torzauber gelernt, hatten sie sich gegen den Willen der Elfenkönigin auf die Suche nach Noroelle gemacht. Sie erschienen in einer Wüste, in der Mandred fast den Tod gefunden hätte. Hier entdeckten sie einen Albenpfad, der in die Zerbrochene Welt führte. Dort hatten die abtrünnigen Elfen der Stadt Valemas unter der Führung von Yulivee der Älteren eine Siedlung gegründet. Yulivee die Jüngere, Nuramons Wahlschwester, war dort geboren und musste später mit einem Dschinn fliehen. Derselbe Dschinn hatte Nuramon von der Bibliothek von Iskendria erzählt. Sie lag in einem Splitter der Zerbrochenen Welt, der durch ein Tor in der Stadt Iskendria zu erreichen war. Dort hatte Nuramon den Hinweis auf das Orakel Dareen gefunden.
»Habt ihr jemals geprüft, ob die Bibliothek von Iskendria noch besteht?«, fragte Yendred seinen Vater.
»Yulivee sagte mir, dass die Tjuredpriester sie zerstört haben«, antwortete Nuramon. »Sie aber hat die Hüter des Wissens und die Dschinnen gerettet. Und in Albenmark haben sie eine neue Bibliothek gegründet. Yulivee hat Alt-Valemas wieder aufblühen lassen.«
Das Lichttor versank im Boden, und Yendred fluchte. Er hatte nicht aufgepasst. Er hatte beim Torzauber nicht genug Kraft aufgewandt, um die Pforte länger offen zu halten. Doch dort, wo das Lichttor gewesen war, erblickte er nun einen grauen Stein, der im Sand zu schwimmen schien.
Sein Vater nahm eine Handvoll Sand und ließ sie auf den Stein hinabregnen. Die Körner wirbelten in alle Richtungen davon und weigerten sich, auf den Stein zu fallen. Ein kühler Hauch der Magie strahlte von ihm ab.
»Das ist ein Wegweiser – ein elfischer Wegstein«, sagte Nuramon.
»Wurde die Magie aus Angnos durch ihn umgeleitet?«, fragte Yendred.
Nuramon schüttelte den Kopf. »Nein. Die Macht, die Alwerich und mich zu Dareen trug, lag einst im Rätseltor auf dem Albenstern in Angnos. Dareen muss diesen Wegstein zurückgelassen haben – vielleicht für uns.«
»Wenn an jedem Albenstern ein solcher Stein liegt, könnten wir den Weg finden«, sagte Yendred und drängte nun darauf, die Reise fortzusetzen. Sein Vater ließ ihn gewähren, und auch seine drei Gefährtinnen waren sichtlich
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