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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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kann.« Er beugte sich zu ihr vor und schloss sie in die Arme. »Deshalb sollst du ab jetzt zu unserer Familie gehören, Nijú. Willst du? Ach, was frage ich –
    du gehörst doch schon längst zu uns!«
    Sie umarmte ihn zurück, traurig und froh, beschämt und glücklich, und Lorgios hielt sie wie ein Vater sein Kind, während sie stumm weinte.
    »Du musst nicht wissen, wer deine leiblichen Eltern waren … Solange du weißt, wer du selbst bist.«
    »Vielleicht weiß ich es nicht«, flüsterte sie.
    »Natürlich weißt du es. Du bist Nijura. Du bist die
Stimme, die du in deinem Kopf und deinem Herzen flüstern hörst.«
    Er nahm ihr Gesicht in die Hände und wischte die Tränen weg. »Du bist ein Mensch und du bist eine Elfe. Und jetzt bist du ein Teil meiner Familie.«
    Nill lächelte und schniefte leise. »Danke«, flüsterte sie.
    »Ach, du musst mir nicht danken. Danke Kaveh.«
    Ein Lächeln huschte über Lorgios’ Gesicht. »Ich glaube, er war so ungefähr am Rande seiner Kräfte, als er gestern mit dir heimgekommen ist. Aber sag ihm nicht, dass ich das gesagt habe.«
    »Schläft Kaveh noch?«
    Lorgios wies mit einem Kopfnicken auf eine der Öffnungen, die über mehrere Wurzelstufen in weitere Räume führten. »Dort drinnen.«
    »Danke«, murmelte sie nochmals und wischte sich rasch die letzten Tränenspuren von den Wangen.
    Dann stand sie auf und ging zur Öffnung in der Wand. Mit einem mulmigen Gefühl stieg sie die Wurzelstufen hinauf und strich den Vorhang aus geflochtenen Ranken beiseite. Im Schein einer Laterne sah sie Kaveh auf seinem Fellbett. Er hatte sich eingerollt und schlief.
    Vor ihm ging Nill in die Hocke, verschränkte die Arme auf den Knien und stützte das Kinn auf. Es dauerte nicht lange, da erwachte Kaveh. Als er Nill erblickte, fuhr er auf und strich sich überrascht über die Zöpfe. »Nijú! Was machst du hier? Ich meine, äh, hallo …«
»Ich wollte dir danke sagen«, flüsterte Nill. »Und
    … Entschuldigung. Für alles. Dass ich die Hykaden nicht überreden konnte und dass ich gestern da lag
    … wie ein toter Fisch.«
    Sie musste grinsen, obwohl sie sich gar nicht danach fühlte, und Kaveh lächelte ebenfalls. Dann griff er nach seinem Hemd und Wams und zog sich beides über den Kopf. Ohne zu warten, bis sein Gesicht wieder aus dem dicken Kragen herausgekommen war, sagte er: »Und – ist der tote Fisch heute bereit für ein bisschen Training?« Nill lächelte. »Ja. Das ist er.«

    Es war erschreckender als alles, was Scapa zuvor erblickt hatte. Vom hohen Balkon des Turms aus sahen sie gar nicht wie lebende Männer und Frauen aus
    – nur noch wie winzige Punkte, die sich zu einem Muster ordneten. Aus der Tiefe drang der laute Klang der Hörner zu ihnen herauf. Es war ein einziger, alarmierender Ton, der nicht endete. Schon seit früher Morgendämmerung hallte er ohne Unterlass durch die nebligen Sümpfe. Scapas Hand fuhr benommen an sein Herz, und ihm wurde erst jetzt wieder bewusst, wie er selbst aussah.
    Er trug einen schwarzen Brustharnisch mit spitzen Nieten, Schulterpanzer wie Käferflügel, einen Gürtel mit langem Dolch und Lederhandschuhe, die ihm fast bis zu den Armbeugen reichten. Sein schwarzer Umhang flatterte hinter ihm im kalten Wind.
    Neben ihm stand Arane. Ihr feuerroter Umhang
hatte einen noch höheren Kragen als ihre Kleider sonst und um ihre Brust schmiegte sich ein matt glänzender Panzer aus dünnem Gold. Rüstungsschie-nen umschlossen ihre Unterarme, die sie über ihre Handschuhe gezogen hatte. Da sie eine Reise vor sich hatten, war ihr Kleid kürzer als sonst, sodass sie die gelben Röcke beim Laufen nicht hochziehen musste.
    Gebieterisch und entschlossen wie eine Göttin stand Arane in ihrer Kriegskleidung an der Brüstung und blickte auf das Gewimmel in der Tiefe herab.
    Unendlich viele Reihen Grauer Krieger waren dabei, sich aufzustellen. Es mussten mehr als fünfzigtausend sein. Hätte heute die Sonne geschienen, wären Arane und Scapa auf dem Balkon geblendet gewesen vom Reflektieren der unzähligen Schwerter, Schilde, Helme und Lanzen. Doch der Himmel hatte die Farbe von schmutzigem Eisen, und das gigantische Heer rings um den Turm spiegelte ihn wider wie eine Pfütze, in der es vor Mückenlarven wimmelt.
    Scapa sah aus den Augenwinkeln, wie Arane zitterte. Ihre Gesichtszüge verkrampften sich. Gerade wollte er sie fragen, ob es ihr gut ging, da sah sie ihn an.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war Scapa wie erstarrt. Ein schreckliches Leuchten

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