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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Nill bei ihrem Anblick schwindelig wurde und sie sich schwer vorstellen konnte, dass irgendeine Macht der Welt sie überrennen könnte.
    Aber sie hatte die Eisenminen gesehen. Und wenn es nur halb so viele Graue Krieger gab wie Arbeiter …
    Die vereinten Stämme schlugen das Nachtlager am Waldrand auf und postierten Späher, die nach Westen hin, wo sich weites Steppenland erstreckte, nach dem Heer des Weißen Kindes Ausschau hielten. Die Elfen, die in der Nacht am besten sehen konnten, kletterten hoch auf die Bäume und beobachteten das weite, dunkle Land. Ein paar Wölfe waren in das Hügelland hinausgeschlichen, wo sie bessere Witterung aufnehmen konnten. Der Geruch der Krieger würde dem Heer der Königin weit vorauseilen.
    Weiter hinten hatten Nill, die Königsfamilie und die Zwillinge ihre Lager errichtet. Um ihren Feuer-platz scharten sich die meisten Krieger ihres Dorfes und im Flammenschein erkannte Nill ausschließlich sorgenvolle Mienen.
Auch Nill wurde von zehrender Unruhe erfasst.
    War es Furcht? Eine schlimme Vorahnung? Nill wusste es nicht. Niemand schien mehr genau zu wissen, was er dachte und fühlte. Selbst die Tiere waren nervöser geworden, seit sie den Waldrand erreicht hatten.
    In der Nacht, als das Lagerfeuer fast schon heruntergebrannt war, setzte sich Kaveh neben Nill.
    »Hast du noch das magische Messer?«, flüsterte er.
    Nill nickte und steckte die Hand in ihre Rocktasche, um es hervorzuholen. In den vergangenen Stunden hatte sie es fast ausschließlich durch den Stoff hindurch gehalten, und nun stieg ein merkwürdiges Begehren in ihr auf, den Steindorn noch einmal zu sehen.
    Aber Kaveh berührte ihr Handgelenk. »Nein, hole es nicht heraus. Es ist schon gut, wenn du es einfach hast.«
    Nill nickte. Kaveh schien offenbar etwas auf dem Herzen zu haben. Mehrere Augenblicke lang schien ihm Verschiedenes auf der Zunge zu liegen, aber schließlich sagte er nur: »Du weißt, was zu tun ist?
    Ich meine, das Messer …«
    Wieder nickte Nill. Auch daran hatte sie gedacht.
    Sie würde jemanden töten müssen, so oder so. Mit ihren eigenen Händen würde sie den Steindorn in die Brust des Weißen Kindes stoßen … Nun, vorausge-setzt sie würde überhaupt die Möglichkeit dazu bekommen. Es war ein lähmendes Gefühl, daran zu
denken, doch es erschreckte sie nicht mehr so sehr wie früher. Nichts erschreckte sie mehr wie früher.
    »Wir werden versuchen, durch die Schutzreihen zu brechen, die die Königin auf jeden Fall bewachen werden. Du hältst dich solange im Hintergrund.
    Wenn du einen Hornruf hörst …« Kaveh schob seinen Kragen zur Seite und zog ein längliches Horn hervor. Es hing ihm an einer dünnen Lederschnur um den Hals. »Wenn du das hörst, heißt das, dass der Weg frei ist und wir es geschafft haben. Dann kommst du mit dem Steinmesser und … ja.« Was dann geschehen musste, erklärte er nicht mehr.
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und starrten in die sterbenden Flammen. Obwohl rings im Wald mehr als fünfzehntausend Krieger auf den Morgen warteten, lastete eine schwere Stille über ihnen.
    »Also, du solltest ein bisschen schlafen«, sagte Kaveh, aber es klang nicht sehr überzeugend. »Morgen müssen wir schließlich alle bereit sein.«
    »Dann solltest du auch schlafen«, gab Nill leise zurück.
    Er fuhr sich durch die Haare. »Das kann ich nicht.
    Schlafen ist jetzt das Letzte, was ich tun kann.«
    Sie senkte das Gesicht und lächelte müde. »Ich weiß.«
    Und sie blickten wieder in das sterbende Feuer.

    Kurz vor der Morgendämmerung erklangen die Schlachthörner. Es war so weit. Die Gurmenen mal-
ten sich mit roter Erdfarbe Runenzeichen auf Gesichter und Hände und summten ununterbrochen ihre geheimnisvollen Stammeslieder. Die Elfen tauschten Segen und schützende Amulette aus. König Lorgios gab auch Nill einen breiten Armreif, in den galoppierende Tiere geschnitzt waren, die Nill erst für Pferde hielt – doch sie hatten lange Hörner und gezackte Schwänze. Nill bedankte sich und ließ sich fest von ihm in die Arme schließen. Auch Aryjen, die einen großen Bogen trug, umarmte Nill und wünschte ihr Glück. Kaveh überreichte Nill ein Kurzschwert.
    Dann wiederholte er noch einmal ein paar Tricks mit ihr und drückte ihre Hände fest um den Griff. Nill fühlte sich seltsam fern dem Geschehen; fast, als stünde sie neben sich. Das aufgeregte Durcheinander im Wald schien nicht enden zu wollen. Und dann, wie mit einem Paukenschlag, war plötzlich alles bereit

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