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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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nicht!«
    Dunstige Sonnenstrahlen drangen durch die Dunkelheit. Scapa wich mit zusammengekniffenen Augen zurück und hustete im aufwirbelnden Staub. Oh-ne auf Fesco zu achten, lief Scapa auf die Empore zu.
    »Gar nichts!«, brüllte er. »Es ist nie was gewesen!
    Es gab nie was!«
    Er packte einen der Stühle und warf ihn von der Empore. Das Holz prallte auf, ein Stuhlbein brach ab. Als er das heisere Wimmern nicht mehr zurückhalten konnte, sank Scapa zu Boden und presste die Handballen gegen seine Augen.
    »Was soll ich tun?«, schluchzte Fesco. »Scapa …
    was soll ich denn machen?«
    »Geht alle. Macht, was ihr immer gemacht habt.
    Raubt und klaut und stehlt und bestecht und lebt euer dreckiges Elend. MACHT SCHON!«
    Fesco rannte aus der Halle. Das war das Ende, erkannte er. Das Ende von Arane, ganz sicher, und von Scapa ebenfalls. Die große Legende vom Dieb und der Straßenprinzessin war vorbei.
Es dauerte nicht lange, da hatten die Waschweiber sie vergessen.

    Die Tage verstrichen, die Wochen, die Monate. Scapa war nun überzeugt, dass Arane den Tod gefunden hatte. Bestimmt wollte der geheimnisvolle König verhindern, dass jemand das Messer fand, das ihn bedrohte, und er hatte Arane aus Furcht vor ihrer Vision töten lassen. Anfangs schien Scapa Aranes Tod unvorstellbar – viel zu deutlich konnte er ihr Gesicht vor sich sehen und ihre Stimme hören, ihr Lachen, und sich die Bewegungen ihrer Hände in Erinnerung rufen. Vielleicht begann er schließlich trotz alldem an ihren Tod zu glauben, weil es noch viel unvorstellbarer war, dass sie an einem fernen Ort ohne ihn weiterlebte.
    Dann wurde ihr Gesicht in seiner Erinnerung immer durchsichtiger. Ihre Augen wurden heller, bis sie nur noch weiße Lichtflecken waren, wie Sterne, die über Scapa wachten und doch weiter weg waren als jeder Traum.
    Allmählich vergaß man Aranes Verschwinden.
    Die Straßenkinder stahlen und raubten, wie sie es immer getan hatten, und brachten ihre Beute in die Schatzkammern ihres Herrn, als hätten sie auch das schon immer getan. Es war, als hätte es nie etwas anderes gegeben, weder einen Torron, noch ein Kesselstadt ohne die Grauen Krieger, noch eine Arane und ihren Scapa … Denn auch Scapa war verschwunden. An seine Stelle war ein fremder Anfüh-
rer getreten. Er wachte finster und schweigsam in der großen Halle des Fuchsbaus, saß auf seinem Thron aus Eichenholz und Eisen und gebot über die Scharen seiner Diebe. Sein Gesicht war eine Maske. Nur manchmal, wenn jemand seinen Namen sagte, schnell, leise, versehentlich – Scapa – dann schien ein fernes Licht durch seine dunklen Augen zu wandern.
    Die Einsamkeit wurde ein Teil von Scapas Leben.
    Und als die Zeit verstrich, als die Sommer und die Winter kamen und vergingen und wieder kamen, nis-tete sie sich tief in seinem Herzen ein.
    So fand die Legende von Scapa, dem Dieb, ihr Ende.

ZWEITES BUCH
    Das Dornenmädchen

Der Fund
    So findet deine Geschichte einen Anfang …
    Nill sank mit einem leisen Seufzen ins Moos.
    Hundert Stimmen hauchten ihr aus den Kronen der Bäume zu.
    Etwas wird passieren, ein Anfang.
    Deine Geschichte, dein Leben.
    Nill....
    Sie öffnete die Augen und blinzelte. Über ihr rauschten die Pinien und Buchen. Dahinter funkelte Sonnenlicht, tanzte in flimmernden Punkten über ihr Gesicht. Sie lächelte, weil sie das Grün und das Licht so liebte, weil es schön war und weil auch sie sich in diesem Moment schön fühlen durfte – auch wenn sie wusste, dass sie es nicht wirklich war. Ihre Nase war zu kantig, ihre Augen waren zu grün, zu merkwürdig, um den Vorstellungen der Menschen zu entspre-chen, und ihre dichten, struppigen Haare fielen ihr unordentlich über die Schultern. Das Schlimmste aber war nicht, dass ihre Haare so widerspenstig waren, sondern dass sie grün schimmerten. Das war ei-ne Eigenart, die Nill schon mit allen erdenklichen Mitteln zu vertuschen versucht hatte: mit scharf rie-chenden Ölen, Kräutersud, Baumharzgemischen und sogar eingeriebener Asche. Nichts davon half.
    Doch nun war es Nill egal, dass ihre Haare im Sonnenlicht so grün schimmerten wie das Moos un-
ter ihr. Sie lauschte dem Knarren der alten Bäume, dem Fispeln der Blätter.
    Etwas wird passieren, dachte sie. Heute ist ein besonderer Tag.
    Eine Weile spielte sie mit dem Gedanken, ihr Leben könnte aufregend werden, aber in diesem Augenblick war keiner ihrer Wünsche größer als der, einfach nichts zu tun. Könnte sie doch für immer so liegen bleiben, mitten im Wald und

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