Nybbas Nächte
wirklich.
Der Ilyan wich sofort zurück, als hätte er Nicholas’ Eifersucht gespürt. Besser für ihn. Joana schenkte ihm ein dankbares Lächeln und mied Nicholas’ Blick. Ihre Verwirrung lag wie ein störender Geruch in der Luft, und die Emotionen verdichteten sich unter jeder seiner Berührungen. Sie zitterte, als jagten Blitze durch ihren Körper. Er verstand nicht, warum sie derart unter Schock stand. Sie hatte Schlimmeres mit größerer Nervenstärke überstanden.
„Ist dir wirklich nichts passiert?“ Er kühlte ihre Hände und wischte ihr das Gesicht mit dem feuchten Tuch ab. „Oder magst du keine Erbsen?“
Der flache Scherz erreichte sie nicht, sie presste die Lippen aufeinander und starrte auf ihre Finger. „Wer waren diese Männer?“, flüsterte sie.
„Späher.“ Das Wort gab seinem Zorn erneut Zunder und die darauf folgenden Überlegungen ließen diesen ausbrechen wie einen Vulkan. Die Erklärung konnte er nur noch knurren. „Nur Inanen. Völlig chancenlos gegen uns. Sie wussten, dass du allein warst.“ Er drehte sich zu dem Ilyan um. Den Zusammenhang sah er erst jetzt. „Ich frage mich, woher.“
Der Racheengel wich zurück, obgleich er in diesem Körper nicht nur stärker als Nicholas, sondern zudem mit einem Anderthalbhänder bewaffnet war. Nicholas stand auf und trieb ihn langsam rückwärts.
„Wie eigenartig, dass von Dämonen gesteuerte Killer auftauchen, kaum dass du uns gefunden hast.“
Der Ilyan stieß mit dem Rücken gegen die Wand. „Du irrst dich, Nick. Was immer du glaubst – es ist nicht wahr.“
„Seltsam, dass du dich plötzlich für alte Autos interessierst und mich begleiten wolltest, statt bei ihr zu bleiben.“
„Ich hab mit diesen Typen nichts zu tun.“
„So ein Zufall, dass Joana fast erschossen wird, kaum eine Stunde, nachdem du dich an einer lächerlichen Drohung versuchst.“
„Nicholas, ich …“
„Halt dein dreckiges Maul, Verräter!“
Er presste den Ilyan mit dem Unterarm gegen die Wand, packte nach seiner Schwerthand, doch der Ilyan entwand sich mühelos seinem Griff. In dämonischer Gestalt war er ihm überlegen. Keine Sekunde später spürte Nicholas die Klinge an seiner Halsbeuge. Joana schrie heiser auf. Nicholas lachte dem Ilyan ins Gesicht.
„Tu’s. Na los, tu, wonach es dir verlangt. Aber du weißt, mein Kleiner, dass ich dich danach in Stücke reißen werde.“
„Ich will nicht mit dir kämpfen, Nick. Aber ich tu es, wenn du nicht endlich dein Misstrauen ablegst.“
Ein Faustschlag traf den Ilyan in den Magen, aber der reagierte kaum. Nur das Schwert vibrierte. Kaltes Metall zog einen feinen Schnitt durch Nicholas’ Haut, er spürte warme Blutstropfen über sein Schlüsselbein rinnen.
„Du hast sie hergeführt.“ Adrenalin glühte wie Lava in seinen Adern. Es kreischte in seinem Kopf, erschütterte seinen Verstand. Der Nybbas wollte dem Ruf folgen, tobte in seiner Hülle, doch Nicholas hielt ihn zurück. Dies war sein Kampf. Sein Ilyan sollte nicht chancenlos fallen. „Nur deiner Rache wegen verrätst du mich erneut. Ich hätte mich deinem Hass gestellt, Elias, wenn du mich darum gebeten hättest. Ebenso dem Zorn des Luzifers. Ich laufe nicht weg. Alles, was ich wollte, war Zeit. Ein Menschenleben Zeit nur. Dreck noch mal, ist das zu viel verlangt?“
Er rammte die Faust dicht neben dem Kopf des Ilyan gegen die Wand. Putz bröckelte. Der junge Dämon stand unbeweglich, sah aus der starren Maske auf ihn nieder. Das Schwert zuckte, Nicholas erwartete weiteren Schmerz, tieferen. Doch der Ilyan warf seine Waffe in einer knappen Bewegung zu Boden.
„Ich will nicht gegen dich kämpfen“, wiederholte er.
Oh, aber Nicholas wollte. Doch dann schlossen sich kühle Hände von hinten um seinen Arm. Joana klap-perte vor Angst mit den Zähnen. Angst, die seine Atemluft stickig machte. Aber ihr Gesicht schien beherrscht.
„Er kann uns nicht verraten haben. Sie hätten keine hilflosen Menschen geschickt, wenn sie sicher gewesen wären, uns zu finden. Du hattest recht, es waren nur Späher. Bauernopfer. Dass sie nicht zurückkommen, wird dem Dämon, der sie geschickt hat, nur eins sagen. Nämlich, dass sie dich gefunden haben.“ Sie schluckte schwer. „Ginge es ihm um Rache, hätte er mich längst töten können, Nicholas. Komm, lass ihn los.“
Keines ihrer Worte dämpfte seinen Zorn. Zudem lag ihrer Theorie ein entscheidender Fehler zugrunde. Die Menschen hatte man ihretwegen geschickt. Dämonen konnte Joana bannen, zumindest
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