Nybbas Nächte
…“
Nicholas fuhr mit einem zischenden Geräusch zu ihr herum und fasste sie grob an den Schultern. „Warum nicht?“, herrschte er sie an. „Weil du Angst hast? Bin ich gut genug, um dein Bodyguard zu sein, auch wenn du dich eigentlich vor mir fürchtest? Dann fürchtest du dich noch nicht genug.“
Pure Wut schüttelte Joana. Wut auf sich, auf ihn, auf diese verfluchten Welten, die sich unterschiedlich drehen mussten, was Einigkeit so schwer machte.
„Ich will mich nicht vor dir fürchten, verdammt!“
Sie ignorierte, mit welch bedrohlicher Kraft er ihre Schultern umschloss und legte ihre Hände in seinen Nacken, um ihn festzuhalten oder sich selbst; was aufs Gleiche hinauslief. Er starrte an ihr vorbei.
„Da steht etwas zwischen uns, Nicholas. Eine Wand. Wenn du jetzt gehst, dann verlieren wir uns.“ Dass ihre größte Angst darin bestand, dass er nicht zurückkommen würde, sprach sie nicht aus.
Sein Blick war kühl und unergründlich. „Ist vielleicht besser so.“ Er lachte, leise und abfällig. „Joana, ich habe diese Droge mitentwickelt. Ich kann nicht erlauben, dass sie in falsche Hände gerät.“
Eine Welle aus Aggression überflutete ihre Gedanken. „Ach, bekommst du jetzt Gewissensbisse? Wirst du plötzlich zum Menschenfreund und musst die Welt retten?“
„Diese Menschen interessieren mich einen Dreck“, gab er eisig zurück. Sie hätte sich gerne eingeredet, er würde sich kälter geben, als er wirklich war. Leider wusste sie zu gut, dass dies naiv wäre. Er sprach die Wahrheit. „Aber das Zeug wird gegen uns eingesetzt, Jo. Gegen mich und dich. Da hat mir jemand persönlich den Krieg erklärt, und zwar auf äußerst arrogante Weise, indem er meine eigene Waffe auf mich abfeuert. Ich muss das klären. Sofort.“
„Nein“, wollte sie scharf entgegnen, stattdessen kam der Widerspruch in einem Schluchzen.
Wie konnte sie ihn abhalten wollen, gegen den Dämon anzutreten, der diese Droge unter die Menschen brachte? Wer auch immer die Menschen mit dem Mittel willenlos machte, musste aufgehalten werden. Und sie hielt Nicholas davon ab. Sie schämte sich für ihren feigen Egoismus, doch Fakt war, dass ihre Angst um ihn einfach größer war als die Sorge um fremde Menschen. Schließlich würde er allein einer Übermacht gegenüberstehen. War das nicht ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen?
Sie berührte sein Kinn und seine Wange, wo sich die Bartstoppeln wie Sand unter ihren Fingern anfühlten. Fuhr über seine Lippen. „Lass mich jetzt nicht allein“, bat sie, nur ein Wispern. „Ich brauch ein wenig Zeit, Nicholas. Alles in mir weiß, dass ich dir vertrauen kann, bitte gib mir ein paar Tage Zeit, bis ich es mir selbst wieder glaube. Ich brauche dich, bleib hier.“
Sie suchte mit dem Mund nach seinen Lippen und ließ nicht zu, dass er sich abwandte. Zunächst erwiderte er ihren Kuss nicht, sondern nahm ihn passiv hin, jeden Muskel angespannt. Sie presste das Becken gegen seines, zwang ihren Körper gewaltsam an seinen. Er schnappte regelrecht nach ihr, als sie nicht von ihm abließ, und mit der Zunge über seine Unterlippe fuhr. Worte, die ihr so schwerfielen, dass sie sie erst ein einziges Mal ausgesprochen hatte, kamen ganz leicht über ihre Lippen und berührten seinen Mund.
„Ich liebe dich.“
Sie rissen seine Beherrschung ein wie ein Kartenhaus, aus dem nun ein wildes Tier ausbrach. Er grub eine Hand in ihr Haar, die andere schoss unter ihr T-Shirt und umfasste ihre Brust wie ein Ertrinkender einen Rettungsring. Sein Kuss wurde so leidenschaftlich, dass es an Brutalität grenzte. Er zerrte Joana herum, presste sie mit dem Kreuz gegen die Fensterbank. Seine Erregung wuchs an ihrem Unterleib, drückte sich hart und verlangend an ihren Körper. Hastig glitten ihre Hände unter sein Hemd, über seinen nackten Brustkorb, wollten so schnell es ging so viel wie möglich von ihm berühren, jeden Muskel einzeln spüren und keinen Herzschlag verpassen. Mit Druck fuhr sie über die Hämatome an seinen Rippen, die davon zeugten, dass er im ständigen Kampf mit seinem freiheitsliebenden Inneren stand. Er fühlte sich so gut an. Seine Zunge stieß in ihren Mund und sandte kleine Wellen aus Elektrizität durch ihren Körper, die sich erst in ihrem Schoß verloren. Wann hatte er ihr zuletzt gezeigt, wie sehr er sie begehrte? Es waren nur gute zwei Wochen gewesen, in denen er Abstand zu ihr gehalten hatte, aber es fühlte sich an, als wären sie beide in dieser Zeitspanne vollkommen
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