NYLONS Mademoiselle hat ein Geheimnis - Erotische Phantasien
zurück, kommst du, oder was?“, schrie einer der Jungen.
Jan trottete mit zusammengekniffenen Lippen hinter den anderen her und versuchte, nicht an den gutaussehenden Mann auf dem Motorroller zu denken.
Er war eifersüchtig wie ein junger Hahn und spürte eine unbestimmte Wut, die sich ein paar Stunden später gegen einen Jungen namens Tony entlud. Es war der Moment vor dem Abendessen, als der Sunnyboy seine Puppe lässig und mit quietschenden Bremsen zurückbrachte.
Da krähte Tony so laut, dass alle es hörten: „Hey, Jan, da kommt deine Mami. Willst du ihr nicht unter den Rock kriechen und schauen, ob sie …“ Weiter kam er nicht. Jans Faust beendete den Satz. Kurz darauf rollten beide durch den Kies, angefeuert von den anderen Jungen, aus deren Schreien nicht ersichtlich war, auf wessen Seite sie standen. Aus dem Augenwinkel nahm Jan wahr, dass Eva Mandorle hinzusprang, doch dann landete Tonys Faust an seiner Schläfe, und der explodierende Schmerz sprengte sein Blickfeld.
Ein weiterer Abend ohne Essen folgte, diesmal jedoch nicht nur für Jan. Tony schlief in seinem Bett sofort ein, aber Jan war unruhig. Er war noch zu aufgewühlt durch die Prügelei, als dass es ihn im Bett hielt. Außerdem tat es ihm an diesem Abend zum ersten Mal wirklich weh, nicht bei den anderen sein zu können. Außerhalb des Dorfes gastierte ein Zirkus, den die Jungen mit den übrigen Betreuerinnen besuchen durften. Was wäre das für eine wunderbare, willkommene Abwechslung gewesen!
Jan konnte ja nicht ahnen, was der Abend noch für ihn bereithalten sollte. Jetzt war er jedenfalls zu verärgert, um zu schlafen.
Er kniete sich auf sein Kopfkissen und schaute schlechtgelaunt aus dem Fenster. Und erblickte etwas, das ihm den Atem stocken ließ.
Draußen, halb um die Ecke zum Hintereingang, sah er die Rückenansicht von Mandorles Verehrer und daneben sie. Sie küssten sich. Lang und innig, und als Jans Schmerz so weit angestiegen war, dass er sich zurück auf sein Bett sinken lassen wollte, zauberte der Mann ein kleines Geschenk hervor und überreichte es der Aushilfslehrerin. Jan wusste nicht, warum er sich den zuckersüßen Anblick noch weiter zumutete – das Geschenk war flach und mit einer roten Schleife umwickelt, und Eva Mandorle stieß einen mädchenhaften Freudenschrei aus –, als er das Gefühl bekam, dass sie genau wusste, was sich darin befand. Sie küsste den Mann erneut stürmisch und lockte ihn hinters Haus. Jans Herz raste plötzlich. Was hatten sie vor? Im nächsten Moment knarrte die Hintertür, und er hörte Schritte auf dem Holzboden. Die beiden mussten sich in Evas Zimmer direkt hinter dem Schlafsaal befinden. Jan setzte sich ins Bett zurück und lauschte mit einem beklommenen Gefühl im Herzen. Eine Ahnung stieg in ihm hoch. Auf Zehenspitzen schlich er aus dem Bett, hinüber zu Tony, der wie ein Stein schlief und mit aufgeplatzter Lippe laut schnaufte. Dann ging er zu der Tür, die zum Zimmer der Aushilfslehrerin führte. In diesem Moment hörte er, wie der Schlüssel in der Verbindungstür sich drehte, und duckte sich neben eins der leeren Betten. Sein nächster Blick fiel auf das Fensterchen in der Wand, das Fensterchen mit dem fadenscheinigen Vorhang, durch den nachts die kleine, gelbe Lampe leuchtete. Jan schlich sich neben die Tür, hörte in der Kammer ein leises Möbelrücken und richtete sich in Zeitlupe auf. Er konnte sein Glück nicht fassen, auch wenn er noch nicht wusste, ob er das, was sich in dem Zimmer abspielte, als Glück bezeichnen sollte. Der Vorhang war zehn Zentimeter aufgezogen, und dieser kleine Ausschnitt zeigte genau die Bühne, die er sich erhofft hatte. Das Bett von Eva Mandorle. Das kleine, aprikosenfarbene Samtsesselchen, vor dem er erst vor wenigen Tagen gekniet hatte.
Als sie sich darauf niederließ, hörte er das Quietschen durch die Wand hindurch. Der Mann war mit im Zimmer. Er saß auf einem Stuhl außerhalb seines Blickfelds. Jan sah seinen dunklen Umriss durch den Vorhang.
„Machst du es jetzt auf?“, fragte der Mann, und Jan zuckte zurück, weil er jedes Wort zwar gedämpft, aber doch sehr deutlich hörte. Eva nickte und zog die Schleife von dem kleinen Geschenk. Eine flache Schachtel kam zum Vorschein, und sie lächelte breit und strahlend.
„Danke, Serge. Tausend Dank!“ Sie öffnete ungeduldig die kleine Schachtel, und was sie daraus zutage förderte, ließ Jans Herz stolpern. Es waren Nylons. Frische, nagelneue, hellgraue Nylonstrümpfe, die sich wie halb
Weitere Kostenlose Bücher