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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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eigentlich?« wollte Bo Mitchell wissen.
    Claire und ich blickten einander an. »Wir glauben, daß mit der Kerbe, die das Messer hinterlassen hat, was faul ist. Der Winkel
     stimmt nicht«, erklärte sie.
    »Da haben Sie recht«, pflichtete Bo ihr bei. »Das haben wir gleich zu Anfang festgestellt. Haben Sie Bactine da? Oder irgendein
     anderes Antiseptikum?«
    »Neosporin.« Claire zog die gelbe Tube aus einer Schublade und reichte sie Bo zusammen mit einem Papierhandtuch, damit sie
     die blutende Schramme verbinden konnte. »Also, was meinen Sie dazu? Zu der Kerbe in der Tür?«
    Bo und ich zogen uns zwei zierliche weiße Eisdielenstühle heran und setzten uns an einen Glastisch.
    »Jemand ging unmittelbar auf die Tür los«, hob Bo an. »Nicht etwa, als diese aufging.«
    »Genau. Was bedeutet das Ihrer Meinung nach?«
    |264| »Daß jemand versucht hat, die Tür zu ermorden?«
    Claire brachte mir ein Geschirrtuch und eine Schüssel mit Eis. In der schneeweißen Küche fing ein riesiger Zierspargel an,
     seine Nadeln zu verlieren, weil er nicht genügend gewässert worden war. Dieser Raum war vom Vandalismus verschont geblieben.
     »Möchten Sie eine Pepsi?« fragte Claire zu uns beiden gewandt. »Diät-Pepsi?«
    »Das wäre schön«, erwiderte ich. Ich tauchte meine Hand vorsichtig in das Eis. Doch das tat nur noch mehr weh. »Ich glaube,
     ich habe mir die Hand gebrochen«, erklärte ich Bo.
    »Draußen im Busch? Das kann nicht sein.«
    »Ich habe mich an der Tür gestoßen, als Claire hinausrannte. Ich habe die Situation falsch eingeschätzt.«
    »Das passiert mir oft.« Bo inspizierte ihre Schramme.
    »Hier, bitte sehr.« Claire stellte Gläser und Servietten vor uns hin. Dann kam sie mit ihrem eigenen Glas herüber und nahm
     sich einen Stuhl.
    Sie redete nicht um den heißen Brei herum. »Jemand hat versucht, die Tür zu ermorden – was soll das?« Sie blickte Bo in die
     Augen.
    »Haben Sie eine bessere Antwort?« Bo kippte ungefähr die Hälfte ihrer Cola in einem Zug hinunter. »Mmm. Das tut gut.«
    »Sie waren hinter mir her«, sagte Claire. »Ich habe das Messer gesehen. Es war ein großes Messer. Ich habe gehört, wie es
     die Tür traf.«
    »Es war groß, das stimmt. Ein Fleischermesser. Wir haben es in diesem Blütenbusch gefunden, in dem ich dank Mrs.   Hollowell mit dem Gesäß voran gelandet bin.«
    »Sie haben das Messer gefunden?« Claires Stimme klang leicht zittrig.
    »Mhm. Sie wollen uns jetzt aber nicht wieder ohnmächtig werden, oder?«
    »Nein. Alles in Ordnung mit mir.«
    |265| »Trinken Sie was von der Pepsi. Da ist noch etwas, was ich Ihnen mitteilen muß.«
    Claire trank folgsam. »Was denn?« fragte sie.
    »Die einzigen Fingerabdrücke darauf waren Ihre. Es war aber das richtige Messer. Einschnitte in Holz sind leicht zu überprüfen.«
    Ich blickte zuerst die beiden Frauen und dann den Asparagus an. »Die Pflanze sieht ziemlich mitgenommen aus«, sagte ich. »Haben
     Sie irgendwo eine Sprühflasche?«
    »Unter der Spüle.« Claire trank einen weiteren Schluck Pepsi. »Glauben Sie, ich habe das Messer selbst in die Tür gerammt?«
    »Sieht ganz danach aus, oder?«
    Ich stand auf und ging zur Spüle hinüber.
    »Und vielleicht habe ich auch noch meine Möbel aufgeschlitzt?« Claire deutete in Richtung Flur.
    Ich füllte die Sprühflasche mit Wasser.
    »Möglicherweise«, sagte Bo.
    »Aber warum zum Teufel sollte ich das denn tun?«
    Bo zuckte die Achseln. »Ich dachte,
Sie
könnten mir das vielleicht erzählen. Es wäre doch ein geschickter Schachzug von Ihnen gewesen, uns glauben zu machen, die
     Person, die Ihre Cousine Mercy umgebracht hat, sei auch hinter Ihnen her gewesen, nicht wahr?«
    Ich fing an, die Pflanze mit meiner linken Hand zu besprühen. Verdammt. Hoffentlich hatte ich mir nichts gebrochen.
    »Aber das ist doch verrückt!« wandte Claire ein.
    »Natürlich ist es das.«
    Ich befühlte die Erde rings um die Pflanze. Sie mußte nicht nur besprüht, sondern auch gegossen werden. Ich ging an den Wandschrank,
     fand ein Glas, füllte es mit Wasser und leerte es über der Pflanze aus.
    »Brauche ich vielleicht einen Anwalt?« fragte Claire.
    »Schätzchen, jeder kann einen guten Anwalt gebrauchen, |266| sofern er einen findet.« Bo trank mit einem großen Schluck den Rest ihrer Pepsi und schob ihren Stuhl zurück. »Ich muß jetzt
     wieder böse Jungs fangen«, sagte sie. »Bleiben Sie hier?«
    »Ich fahr’ zu Yvonne und James Butler.«
    »Wissen Sie die Nummer?«
    Claire

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