O-Män - fast fantastisch
Ondruschka blickt hilflos in den Gastgarten, da drängt sich Fräulein Rehlein durch den Vorhang hinter die Bühne. „Warum so bleich du bist, junger Ondruschka?“, will sie wissen.
Otto erzählt ihr aufgeregt von Cheyenne Blue und den anderen, und dass er um nichts auf der Welt die Bühne betreten wird, aber Fräulein Rehlein zieht ihn zur Seite und unterbricht seine Ausführungen verdrossen: „Was ich muss hören!“, zischt sie. „Ich werde verpassen den Auftritt des kess gekleideten O-Män? Was dazu wohl sagen wird meine Begleitung?“
Otto zuckt mit den Schultern. „Mir wurscht!“
„Wurst eine gefüllte Haut mit zwei Schnüren ist!“, ruft Fräulein Rehlein. „Ein Held du bist oder nur ein Würstchen in buntem Kostüm? Mann oder Maus du bist? Junger Ondruschka, sehr wundern ich mich muss!“ Otto schämt sich ein ganz kleines bisschen. Fräulein Rehlein hat wohl recht, ein echter Superheld würde sich von ein paar blöden Klassenfatzkes nicht abhalten lassen. Der würde voll Freude die Gelegenheit ergreifen und denen zeigen, was er kann.
„Meine Begleiterin wird sein überaus enttäuscht, wenn sie nicht wird hören den Gesang, der angeblich klingt wie Glöckelein, vom überaus talentierten O-Män! So viel schon ich habe erzählt von dir!“
Otto wird neugierig. „Wer ist sie?“, will er wissen.
„Eine Koll… eine gute Bekannte sie ist! Luise Laner sie heißt! Nach deinem Auftritt plaudern ihr könnt. Als Otto und als Luise und nicht als O-Män und … na, egal! Hinaus jetzt, junger Ondruschka, zeigst du der Welt, was steckt in dir! Toi Toi Toi! ich dir wünsche und Bein- und Halsbruch!“ Fräulein Rehlein klettert von der Bühne, und der frisch gestärkte Otto ist wild entschlossen, doch nicht aufzugeben. Er wird es ihnen zeigen, den Klassenfatzkes, wie nur einer es kann: O-Män!
Am Lampenfieber ändert die Entschlossenheit aber leider nichts. Während auf der Bühne zwei der drei Elvise mit ihrem Programm beginnen, läuft hinter dem Vorhang Otto vor lauter Aufregung im Kreis. „Awabbabbalubba Balabb Bam Boom!“, ruft er jedes Mal, wenn er an Mama vorbeihopst. Die lächelt stolz. Endlich hört Otto die Ansage seines Opas: „Lädies änd Tschentts, hier for ju! Der unvergleichliche, der einmalige … äh … was? Ah so, der einmalige … O-Män mit dem absolut gefährlichsten Hit des King of Rack ent Roll. Hier kams ‚Trabbl‘!“
Gut, es wurde schon einmal begeisterter geklatscht, aber immerhin: Es wird geklatscht. Mit Schwung und Elan entert O-Män die Bühne, schnappt sich das Mikro und legt eine Show hin, die das Publikum völlig mitreißt. Sogar Cheyenne Blue kreischt hysterisch. Sie springt auf, läuft nach vorne zur Bühne und bewirft O-Män mit Gummibärchen. O-Män ist von den Socken, lässt sich aber nichts anmerken. Da ist er ein echter Profi, the Show must go on! Dann passiert jedoch etwas, das ihn völlig aus der Fassung bringt. Fräulein Rehleins Begleiterin, Luise, kommt ebenfalls zur Bühne gelaufen und überreicht O-Män einen Strauß Gänseblümchen. Als O-Män sich mit knallroter Birne runterbeugt, um das Sträußchen entgegenzunehmen, schnappt ihn Luise am Kragen und haucht ihm ins Ohr: „Du bischt eine Wucht, echt! Mann oh Mann!“
Mit einem Seitenblick auf Cheyenne Blue, die gerade dabei ist, ihre Kinnlade vom Kies zu hieven, verbeugt sich O-Män ein letztes Mal vor seinen Fans und schickt allen Damen, ganz besonders aber Luise, ein Kusshändchen. Das Publikum ist begeistert! Unter tobendem Applaus verlässt O-Män die Bühne, um sich wieder in Otto Odysseus Ondruschka zu verwandeln. Vorne gibt Opa Alois den perfekten Ansager: „Jess, jess, Lädies äntt Tschents! O-Män häs left se Schanigarten, änd nau for sam mohr Rack ent Roll!“
Blitzschnell hat O-Män sich wieder in Otto verwandelt, der sich beeilt, zu dieser Luise zu gelangen, die zwar nicht ihn verehrt, sondern O-Män, aber das ist ja dasselbe, irgendwie.
Im Gastgarten nicken ihm etliche Leute freundlich zu. Fräulein Rehlein deutet Otto, sich zu ihr und Luise zu setzen. Lässig lächelt Otto zu Cheyenne Blue hinüber, die ihm wild zuwinkt. Ohne ihren Pfitzner der Herzen wirkt sie irgendwie unkomplett, denkt Otto und setzt sein herzlichstes Lachen auf, extra für Luise Laner.
In der Falle
Zur gleichen Zeit glaubt sich der Schüler Pfitzner in einem schlechten Film oder in einem unglaublich intensiven Albtraum, jedoch wird diese Hoffnung jedes Mal zerstört, wenn er sich in die Wange oder in den
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