Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
Vom Netzwerk:
ich erfahre mehr über die OP-Methode. Ich fände es nicht witzig, etliche Kilos zunehmen zu müssen. Vielleicht fühle ich mich bei dem Arzt aber auch gar nicht wohl. Dann wird es bestimmt nicht mehr so einfach, einen weiteren Spezialisten zu finden. In dem Spiegel -Artikel von Klaus waren weitere Namen, aber der Ausdruck des Textes liegt in Freiburg. Ich würde jetzt gerne wissen, was für Namen das waren. Muss ich mir eigentlich auf jeden Fall zwei Ärzte anschauen, oder kann ich so eine Entscheidung schon nach dem ersten Gespräch treffen? So viele offene Fragen! Aber nun gut, es geht schon am Freitag weiter. Besser hätte es nicht laufen können! Und auf Freiburg freue ich mich inzwischen riesig. Endlich wieder meine eigenen vier Wände, mal wieder selber kochen.
    Ich werde einiges ändern in meinem Leben. Frisches Obst gehört in Zukunft zum Frühstück dazu. Das war hier einfach immer klasse morgens. Das muss ich in Zukunft unbedingt auch zu Hause machen. Ganz egal, wie früh es ist, ich brauche mehr als fünfzehn Minuten zum Frühstücken. Dann beginnt der Tag einfach besser. Schon verrückt, über was ich mir in den vergangenen Wochen Gedanken gemacht habe!
    Ich bin wieder zurück an der Klinik. Die letzten Meter geht es steil bergauf, vorbei an dem Gasthaus. Wie wird es sein, jetzt Mitpatienten zu treffen? Was sage ich? Eigentlich ein blödsinniger Gedanke – ich sage, dass ich positiv bin. Ist ja kein Makel, oder? Ich kann ja nichts dafür. Ich gehe hinauf in den ersten Stock, und auf der Treppe spüre ich die Müdigkeit des langen Tages, die mich unwiderstehlich ins Bett zieht.

    Ich habe erstaunlich gut geschlafen. Klasse, ich springe voller Elan aus dem Bett. Ab zum Frühstück! Dort bin ich wie immer eine der Ersten. Alles ist noch sehr ruhig, keine Hektik, kein Lärm. Ich hole mir eine Brezel, der Kaffee wird an den Tisch gebracht. Heute stehen diverse Arztgespräche auf dem Programm. Mal sehen, ob die heute Morgen schon Teamsitzung hatten und alle schon Bescheid wissen! Außerdem muss ich die Abreise klären. Und in der Schule anrufen. Keine schöne Nachricht, die ich meiner neuen Rektorin da mitteilen muss. Wie wird sie reagieren? Ich kenne sie ja praktisch nur von zwei kurzen Telefonaten. Komisch, seit einigen Tagen ist wieder Schule. Das ist verdammt weit weg. Viel kann ich sowieso noch nicht sagen, vielleicht weiß ich ja am Freitag mehr. Aber es wäre schon schön, zum Halbjahr wieder einzusteigen. Erzwingen kann ich das aber auch nicht. Ach, ist ja auch egal. Alles Spekulationen. Nach dem Frühstück geht’s in die Gerätegestützte Krankengymnastik. Klingt wichtig, oder? Und tut auch echt gut. Meine Schulterschmerzen, die ich vor allem beim Schlafen und später dann beim Nichtschlafen hatte, sind weg. Das motiviert doch, auch wenn ich nicht weiß, ob es durch die Krankengymnastik oder durch die anderen Therapien gekommen ist. Oder durch die Gespräche mit der Chefärztin.

    »Guten Morgen, Frau Heeg.«
    »Guten Morgen.«
    »Wie war Ihre Fahrt nach Köln?«
    Ich hole kurz Luft.
    »Ich bin positiv. Sie haben eine Mutation gefunden. BRCA1.«
    »Wie geht es Ihnen damit?«
    »Mir geht es erstaunlich gut.« Das stimmt tatsächlich. Mir fällt es gerade schon schwer, es auszusprechen, aber es ist die Gewissheit, die ich mir gewünscht habe. »Ich habe sogar schon am Freitag einen Termin in München bei einem Professor, der solche Operationen durchführt.«
    »Das ist ja toll. Und, Frau Heeg, seien Sie ehrlich: Sie wussten, dass sie Mutationsträgerin sein werden.«
    Also auch die Chefärztin hatte diesen Eindruck. Schon seltsam, das scheine ich ja deutlich ausgestrahlt zu haben.
    Wir reden über die Tragweite dieser Informationen. Dann sagt die Ärztin: »Jetzt ist es Ihre Aufgabe, diese Behinderung in Ihr Leben zu integrieren.« Sie macht eine kleine Pause. Ich bin etwas geschockt: Behinderung. Bin ich jetzt behindert? Der Gedanke fährt mir schmerzhaft in die Magengrube.
    »Ich wähle dieses Wort bewusst, Frau Heeg, weil es am besten zeigt, dass es keine Kleinigkeit ist und sein wird. Auch nach der Operation wird es schwierige Zeiten geben, körperliche Veränderungen und so weiter. Aber Sie werden es schaffen, dies alles in Ihr Leben zu integrieren.«
    Ich spüre einen Kloß im Hals. Wird es so schwer werden? Es tut zwar gut zu hören, dass sie es mir zutraut. Aber hoffentlich überschätzt sie mich nicht.
    Das Gespräch wendet sich nun Organisatorischem zu. Wir besprechen, dass ich am

Weitere Kostenlose Bücher