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Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
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veränderte Lage. Erneut der Versuch, die Augen zu öffnen.
    Immerhin kann ich Tino kurz anlächeln. Schön zu merken, dass die Mundwinkel auf mein Kommando reagieren.
    Die Tür geht auf, und die Schwester bringt ein Tablett herein.
    »Leider bekommen Sie erst mal nur Griesbrei.«
    Nur Griesbrei? Das ist doch super! Den mache ich mir zu Hause viel zu selten. Ich habe zwar kein Hungergefühl, aber Griesbrei geht immer.
    »Kommen Sie klar?«
    Tino bejaht, und die Schwester verschwindet wieder. Ich bin mir da nicht so sicher. Wie soll das jetzt funktionieren? Den linken Arm könnte ich wahrscheinlich einfach benutzen, denn es wurde ja die rechte Brust operiert. Aber essen mit links? Tino hat das Problem allerdings schon gelöst und fängt an, mich zu füttern. Okay, dann eben so. Die ersten Löffel sind zum Genießen. Aber schnell macht mir die Wärme zu schaffen. Wir unterbrechen, um einen kühlen Waschlappen zu organisieren. Dann kann’s weitergehen. Das Essen kurbelt auch meinen Kreislauf wieder an. Kein Wunder, ich habe lange nichts mehr gegessen. Vorgestern zum letzten Mal. Schneller als ich schauen kann, habe ich die anfangs riesig erscheinende Portion verdrückt. Und dazu noch mehrere Gläser Wasser ausgetrunken. Das hat gutgetan! Die Schwere kommt zwar auch wieder, aber jetzt ist es eine richtige Müdigkeit und nicht dieser erschöpfte Dämmerzustand.
    Ich wache während der nächsten Durchblutungskontrolle auf. Die Schwester ist wieder voll zufrieden. Ich versuche nach unten zu schielen, um mir ein Bild davon zu machen, was an meiner rechten Seite so dran ist. Mein Blickwinkel ist aber denkbar ungünstig. Danach macht sich die Schwester an meinem Bettende zu schaffen. Sie geht mit einem Beutel voller gelblicher Flüssigkeit ins Bad. Eigentlich logisch, dass ich seit der OP einen Blasenkatheter habe. Es ist aber kein tolles Gefühl, keinerlei Kontrolle darüber zu haben. Ich komme mir mal wieder richtig krank vor.
    »Das war echt knapp, der Beutel war kurz vorm Platzen.« Tino macht eine Grimasse. Er ist zum Scherzen aufgelegt, aber die ironische Distanz ist gut, sie hilft mir, nicht im Jammertal zu versinken. Die Beutel und Flaschen werden auch wieder verschwinden. »Hast du die Brust schon gesehen?«, frage ich.
    Er nickt: »Im Moment ist sie komplett mit einem durchsichtigen Verband verpflastert, aber die Form ist sehr gut geworden.«
    Beruhigend. Aber Wachsein ist echt anstrengend. Es sind so viele Eindrücke. Ich drehe den Kopf und schaue aus dem Fenster. Es ist ein toller Ausblick, auch wenn es nur ein paar Blätter und der Himmel sind, die ich sehe. Die Welt scheint so friedlich, alles hat seine Richtigkeit.
    Die Ärzte rücken an. Professor Feller kommt mit Doktor Heckmann ins Zimmer. Die beiden verbreiten eigentlich immer gute Laune.
    »Und, wie geht es Ihnen?«
    »Immer besser.«
    »Gut. Die OP ist sehr gut verlaufen ist. Wir haben ein bisschen länger gebraucht als geplant, aber das Transplantat ist sofort angesprungen. Am Schluss hatten Sie dann etwas Schüttelfrost, aber das ist nicht weiter schlimm. Wir schauen uns jetzt die Brust nochmal an.«
    Professor Feller hebt vorsichtig die Decke an, und die beiden Herren werfen einen fachmännischen Blick auf meinen neuen Busen.
    »Alles in Ordnung. Sehr schön. Morgen früh kommt die Heizdecke weg, und Sie stehen auf.«
    Die Ärzte plaudern noch kurz mit uns und verabschieden sich dann.
    Ich bin erleichtert, dass die Sauna zu Ende gehen wird. Aber aufstehen? Wie soll denn das gehen? Das kann ich mir echt nicht vorstellen.

    Der nächste Morgen ist schon Freitag. Wenn man so viel schläft, vergehen die Tage wie im Flug. Ich bin mit den verschiedensten Hörbüchern ausgestattet hier angereist. Aber im Moment brauche ich keine Ablenkung. Es passiert so genug. Nach dem Frühstück droht ja das Aufstehen. Die Heizdecke ist schon weg, und jetzt ist es fast ein bisschen kühl. Ich muss mich richtig in die Decke einmummeln. Eine halbe Stunde nach dem Essen ist es so weit: Die Schwestern kommen zu zweit. Eine davon ist die nette Schweizerin.
    »So, wir stellen jetzt das Kopftteil hoch, dann heben wir Ihre Füße langsam über den Bettrand, und dann stehen Sie auf.«
    Klingt einfach, ist aber in der Durchführung durchaus komplex.
    Schließlich sitze ich. Eigentlich müsste ich nur noch von der Bettkante rutschen. Die Schwestern halten mich unter den Armen. Im Hintern spüre ich ein starkes Reißen, mir wird leicht übel. Okay, das sind also die Schmerzen. Aber

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