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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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sich zur Reise ins Ausland vorbereiten – mit einem Worte, sie würde ihn nicht einschlafen lassen; sie wollte ihn auf ein Ziel hinweisen, alles das, was er zu lieben aufgehört hatte, wieder lieben machen, und Stolz würde ihn bei der Rückkehr nicht wiedererkennen. Und das ganze Wunder würde sie vollziehen, die so schüchtern und schweigsam war, der bis jetzt niemand gehorcht hatte und die erst zu leben begann! Sie würde die Urheberin einer solchen Verwandlung sein! Diese hatte schon begonnen; sie hatte nur zu singen gebraucht, und Oblomow war schon ganz anders ... Er würde leben, arbeiten und das Leben und sie segnen. Einen Menschen dem Leben zurückgeben! Welcher Ruhm erwartet den Arzt, wenn er einen hoffnungslosen Kranken rettet! Und sie würde einen Geist und eine Seele, die zugrunde gingen, retten! ... Sie erbebte vor Stolz und Freude und hielt es für eine Aufgabe, die ihr vom Himmel bestimmt war. Sie hatte ihn in Gedanken schon zu ihrem Sekretär und Bibliothekar gemacht. Und das alles sollte plötzlich aufhören! Sie wußte nicht, was sie tun sollte, und schwieg darum, wenn sie mit Oblomow zusammenkam.
    Oblomow quälte sich mit dem Gedanken ab, daß er sie erschreckt und beleidigt hatte, erwartete drohende Blicke und kühle Strenge, zitterte, wenn er sie sah, und ging ihr aus dem Wege. Unterdessen war er schon aufs Land übergesiedelt und irrte drei Tage lang allein über die Hügel, durch den Sumpf und im Walde herum, oder er ging ins Dorf, saß träge an einem Bauernhaus und sah zu, wie die Kinder und die Kälber herumliefen und wie die Enten im Teich herumplätscherten. Neben dem Landhaus befanden sich ein See und ein großer Park, doch er fürchtete sich hinzugehen, um Oljga nicht allein anzutreffen. Wie ich nur so herausplatzen konnte! dachte er und fragte sich gar nicht, ob er die Wahrheit gesagt hatte oder ob das nur die momentane Wirkung der Musik auf seine Nerven war. Das Gefühl der Unbehaglichkeit und Beschämung, die von ihm begangene »Schandtat«, wie er sich ausdrückte, hinderte ihn daran, zu analysieren, was für ein Gefühlsausbruch das war und was Oljga überhaupt für ihn bedeutete. Er versuchte es nicht mehr, sich klarzumachen, daß in sein Herz etwas Neues hineingekommen war, ein Klümpchen, das sich früher nicht darin befunden hatte. Alle seine Gefühle hatten sich in ein einziges Gefühl, das der Scham, verwandelt. Wenn sie aber für Augenblicke seiner Phantasie erschien, erstand darin auch die andere Gestalt, jenes Ideal der verkörperten Ruhe und des Lebensglückes: Dieses Ideal war genau wie Oljga! Beide Gestalten näherten sich einander immer mehr und verschmolzen in eine einzige. »Ach, was ich angestellt habe!« sagte er, »ich habe alles zerstört! Gott sei Dank, daß Stolz verreist ist; sie hat nicht Zeit gehabt, es ihm zu erzählen, sonst müßte ich in die Erde sinken! Liebe, Tränen – wie paßt denn das zu mir! Auch Oljgas Tante schickt niemand zu mir herüber und ladet mich nicht ein; sie hat es ihr gewiß gesagt ... O Gott! ...« So dachte er, sich in die Tiefe des Parkes, in irgendeine Seitenallee versteckend.
    Oljga kam nur bei dem Gedanken an die Begegnung in Verlegenheit, wie dieses Ereignis ablaufen würde. Würden sie schweigen, als ob nichts geschehen wäre, oder mußte sie ihm etwas sagen? Und was sollte sie sagen? Sollte sie eine strenge Miene annehmen, ihn stolz anblicken oder auch gar nicht anblicken und hochmütig und trocken bemerken, daß sie »ihm eine solche Handlungsweise niemals zugemutet hätte! Für wen er sie wohl halte, da er sich eine solche Frechheit erlaubt habe? ...« So hatte Sonitschka während der Mazurka irgendeinem Fähnrich geantwortet, trotzdem sie sich selbst mit allen Kräften bestrebt hatte, ihm den Kopf zu verdrehen. Warum ist denn das frech? fragte sie sich. Und wenn er wirklich so fühlt, warum soll er es dann nicht sagen? ... Aber wie war es möglich, so plötzlich, kaum daß er sie kennengelernt hatte ... Das würde sonst niemand gesagt haben, nachdem er ein Mädchen zum zweiten- oder drittenmal gesehen hat; auch niemand würde so schnell Liebe empfinden. Das war nur Oblomow imstande ... Doch sie dachte daran, daß sie gehört und gelesen hatte, die Liebe käme manchmal plötzlich. Das war bei ihm eine Aufwallung, ein Ausbruch; er läßt sich jetzt nicht blicken; er schämt sich; folglich ist es keine Frechheit. Und wessen Schuld war es? dachte sie weiter. Natürlich Andrej Iwanowitschs, denn er hatte sie zum Singen

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