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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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das Geständnis – das alles müßte das Unterpfand des ganzen Lebens sein und dürfte sich bei einer reinen Frau nicht wiederholen. Was hab' ich denn getan? Wer bin ich? dröhnte es ihm wie ein Hammerschlag durch den Kopf. Ich bin ein Verführer, ein Courmacher! Es fehlt nur, daß ich wie jener widrige alte Seladon mit den Schweinsaugen und der roten Nase die bei einer Frau gestohlene Rose ins Knopfloch stecke und meinen Sieg einem Freund ins Ohr zuflüstere, um ... um ... Ach, mein Gott, wie weit es mit mir gekommen ist! Da ist der Abgrund! Und auch Oljga schwebt nicht hoch darüber, sie liegt in der Tiefe ... warum, warum? Er verlor seine ganze Kraft, weinte wie ein Kind, weil die Regenbogenfarben seines Lebens verblaßt waren und weil Oljga das Opfer sein würde. Seine ganze Liebe war ein Verbrechen, ein Schandmal, das auf seinem Gewissen lastete. Dann, als Oblomow erkannte, daß alles ein gesetzliches Ende nehmen würde, er brauchte Oljga nur die Hand mit dem Ring hinzustrecken, hellte sich seine erregte Seele für einen Augenblick auf ...
    »Ja, ja,« sprach er vor Freude zitternd – »und ein verschämt bejahender Blick wird die Antwort sein ... Sie wird kein Wort sagen, wird erröten, vom Grunde ihres Herzens wird ein Lächeln aufsteigen, dann wird ihr Blick sich mit Tränen füllen ...« Tränen, dann ein Lächeln, eine schweigend hingestreckte Hand, dann lebhafte, stürmische Freude, frohe Eile der Bewegungen, dann ein langes Gespräch, ein Flüstern unter vier Augen, dieses zutrauliche Flüstern der Seelen, der geheimnisvolle Vertrag, zwei Leben zu einem einzigen zu verschmelzen! In jeder Kleinigkeit, in Gesprächen über alltägliche Dinge wird die außer ihnen niemand sichtbare Liebe durchschimmern. Und niemand wird sie mit einem Blick zu verletzen wagen.
    Sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich ernst und wichtig.
    »Ja,« sprach er zu sich selbst, »da ist die Welt des aufrichtigen, ehrlichen, andauernden Glücks! Ich muß mich schämen, daß ich bis jetzt diese Blumen gepflückt habe, wie ein Knabe im Duft der Liebe geschwebt hat, Rendezvous gesucht habe, beim Mond spazierengegangen bin, dem Schlagen eines Mädchenherzens gelauscht und nach den Schwingungen ihrer Träume gehascht habe ... O Gott!«
    Er errötete bis über die Ohren.
    »Oljga wird noch heute abend erfahren, welche strenge Pflichten die Liebe auferlegt; heute wird die letzte Begegnung unter vier Augen sein, heute.«
    Er legte seine Hand aufs Herz; es schlug heftig, aber gleichmäßig, so wie es bei ehrlichen Menschen schlagen soll. Jetzt tauchte in ihm wieder der Gedanke auf, daß Oljga anfangs traurig sein würde, wenn er ihr sagte, daß sie nicht mehr zusammenkommen dürften; dann würde er ihr schüchtern sein Vorhaben mitteilen, nachdem er ihre Ansicht darüber erfahren hatte, er würde sich an ihrer Verlegenheit weiden, und dann ... Ferner träumte er von ihrem verschämten Jawort, von ihrem Lächeln und ihren Tränen, von ihrer schweigend entgegengestreckten Hand, vom langen, geheimnisvollen Flüstern und dem Kuß im Angesicht der ganzen Welt.
Zwölftes Kapitel
    Er lief Oljga suchen. Man sagte ihm bei ihr zu Hause, daß sie fortgegangen war; er eilte ins Dorf – sie war nicht da. Dann erblickte er sie in der Ferne, wie sie gleich einem dem Himmel entgegenschwebenden Engel den Berg hinanstieg, so leicht stützte sich ihr Fuß, so anmutig wiegte sich ihre Gestalt. Er folgte ihr, doch sie berührte kaum das Gras und schien wirklich fortzufliegen. Er rief sie, als er den Berg bis zur Hälfte erklommen hatte. Sie wartete auf ihn; sowie er ihr aber um zwei Klafter näher kam, eilte sie weiter, so daß zwischen ihnen wieder eine große Entfernung entstand, blieb dann stehen und lachte. Endlich ward ihm zur Gewißheit, daß sie ihm nicht entkommen würde. Sie lief ihm ein paar Schritte entgegen, reichte ihm die Hand und schleppte ihn lachend zu sich. Sie traten in den Hain; er nahm den Hut ab, sie wischte ihm die Stirn mit einem Tuch ab und begann ihm mit dem Schirm das Gesicht zu fächeln.
    Oljga war lebhafter, gesprächiger und fröhlicher als sonst, manchmal ließ sie sich durch eine zärtliche Aufwallung hinreißen und vertiefte sich dann plötzlich in ihre Gedanken.
    »Rate, was ich gestern getan habe?« fragte sie, als sie sich in den Schatten gesetzt hatten.
    »Gelesen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Geschrieben?«
    »Nein.«
    »Gesungen?«
    »Nein. Karten gelegt!« sagte sie. »Die Wirtschafterin der Gräfin war gestern da; sie

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