Oblomow
durch die Tür und erreichte mit ungewöhnlicher Schnelligkeit die Küche.
»Stell die Pfanne hin und geh zum Herrn!« sagte er zu Anissja, ihr mit dem Daumen auf die Tür hinweisend.
Anissja übergab die Pfanne Akulina, zog den Saum des Kleides aus dem Gürtel heraus, schlug sich mit den Händen auf die Schenkel, wischte sich mit dem Zeigefinger die Nase ab und ging zum Herrn. Sie beruhigte Ilja Iljitsch in fünf Minuten, indem sie ihm sagte, niemand hätte von seiner Hochzeit gesprochen. Sie könnte es beschwören und sogar das Heiligenbild von der Wand herabnehmen, sie hörte es zum ersten Male; man hätte im Gegenteil von etwas ganz anderem gesprochen, nämlich daß der Baron das Fräulein heiraten wolle ...
»Wieso der Baron?« fragte Ilja Iljitsch, plötzlich aufspringend, und ihm erstarrten außer dem Herzen die Hände und die Füße.
»Auch das ist ein Unsinn!« beeilte sich Anissja zu sagen, als sie sah, daß sie aus dem Regen in die Traufe geraten war. »Das hat Katja nur Sjemjon gesagt, Sjemjon – Marfa, Marfa hat alles verdreht und es Nikita erzählt, und Nikita hat gesagt, daß es gut wäre, wenn euer Herr, Ilja Iljitsch, um das Fräulein anhielte ...«
»Was für ein Dummkopf dieser Nikita ist!« bemerkte Oblomow.
»Es ist wahr, daß er ein Dummkopf ist«, bestätigte Anissja. »Er sieht sogar dann, wenn er hinten auf der Kutsche sitzt, schläfrig aus. Wassilissa hat ihm ja auch nicht geglaubt«, sprach sie schnell weiter; »sie hätte ihr noch am Himmelfahrtstag gesagt, und Wassilissa hätte es von der Kinderfrau selbst erfahren, daß das Fräulein gar nicht ans Heiraten denke, und daß es ganz unmöglich wäre, daß unser Herr sich nicht schon längst eine Braut gefunden hätte, wenn er heiraten wollte; sie hätte noch vor kurzem Samojlo gesehen, der hätte sogar darüber gelacht, daß da eine Heirat herauskommen könnte! Es sähe gar nicht nach einer Hochzeit, sondern eher nach einer Beerdigung aus, die Tante hätte immer Kopfschmerzen, und das Fräulein weinte und schwiege immer; man bereite im Hause auch gar keine Mitgift vor; das Fräulein hätte eine Menge ungestopfter Strümpfe, man nehme sich aber nicht einmal die Zeit, sie zu stopfen; man hätte auch vorige Woche das Silber versetzt ...«
Man hat das Silber versetzt? Sie haben also auch kein Geld! dachte Oblomow, die Wände entsetzt mit den Augen streifend und sie auf Anissjas Nase richtend, da sie nichts anderes hatte, auf das er seinen Blick richten konnte. Sie schien das alles nicht mit dem Munde, sondern mit der Nase zu sagen.
»Gib also acht, daß kein Unsinn gesprochen wird!« bemerkte Oblomow, ihr mit dem Finger drohend.
»Wie sollte ich denn über so was sprechen? Ich denke nicht einmal daran!« schnatterte Anissja, daß es klang, als spaltete sie Holzspäne. »Es wird auch gar nicht darüber gesprochen, ich hörte es heute zum erstenmal, oder ich soll vor dem Antlitz des Herrn in die Erde sinken! Ich habe mich gewundert, als der Herr es mir gesagt hat, es hat mich erschreckt, und ich habe sogar am ganzen Leibe gezittert! Wie ist denn das möglich? Was für eine Hochzeit? Niemand ist im Traum so etwas eingefallen. Ich spreche mit niemand über etwas, ich sitze immer in der Küche. Ich habe die Iljinskyschen Dienstboten seit einem Monat nicht gesehen und habe vergessen, wie sie heißen. Und mit wem sollte ich hier plaudern? Mit der Hausfrau spreche ich nur von der Wirtschaft; mit der Großmutter kann man nicht sprechen; sie hustet und hört schlecht. Akulina ist sehr dumm, und der Hausbesorger ist ein Trunkenbold; es bleiben also nur die Kinder übrig. Worüber soll man mit ihnen sprechen? Ich habe sogar vergessen, wie das Fräulein aussieht ...«
»Gut, gut!« sagte Oblomow ungeduldig und winkte ihr mit der Hand, sie sollte gehen.
»Wie kann man etwas sagen, wenn es nicht wahr ist!« sprach Anissja beim Fortgehen weiter. »Nikita hat ja vielleicht etwas gesagt; aber für Narren gibt es eben kein Gesetz. Ihr selbst fiele so etwas gar nicht ein; sie rackert sich den ganzen Tag ab, denkt man denn dann an so was? Gott weiß, was man sich da ausgedacht hat! Da hing ja ein Heiligenbild an der Wand ...« Und gleich darauf verschwand die sprechende Nase hinter der Tür, man hörte aber noch einige Zeit sprechen.
»So ist es also! Sogar Anissja sagt, daß es etwas ganz Unmögliches ist!« flüsterte Oblomow, die Hände faltend. »Das Glück, das Glück!« sagte er dann bitter. »Wie zerbrechlich und unverläßlich bist du! Der
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