Obsession (German Edition)
ist nämlich längst nicht so sauer, wie er tut. Das hier ist so etwas wie das berühmte »guter Chef – böser Chef«-Spiel, und das weiß er auch. Hauptsache, Fabrice lernt etwas daraus, und wenn nicht, dann kann Brix ihn immer noch übers Knie legen.
»Mitkommen«, sage ich also kurz angebunden zu den beiden, und frage mich insgeheim, wie lange Fabrice diesen »Tu-mir-bitte-nichts-ich-bin-doch-so-ein-süßes-Häschen«-Blick beibehalten will. Vielleicht steht René ja darauf, überlege ich mir, dann sollten die beiden sich schleunigst besser kennenlernen.
Beide folgen mir schweigend bis in unsere Wohnung. Fabrice hat sich den ganzen Weg bis hierher Gedanken gemacht, wie er den drohenden Auszug verhindern soll ... der Arme! Jetzt hat René allerdings die Faxen dicke.
»Also, was läuft hier eigentlich?«, will er wissen, als ich hinter uns die Tür schließe. »Seid ihr zusammen, oder was?«
Ich erwidere seinen Blick. »Fabrice kann ins Bett gehen, mit wem er will«, beruhige ich ihn. »Und meinetwegen kann er auch mit dir auf dem Klo poppen ...« – »Wir haben gar nicht gepoppt!«, erklärt Fabrice trotzig, was ich ignoriere.
»Aber er ist ein Freund von Brix und mir, und er wurde hier kürzlich von einem Typen bedroht, weswegen wir uns gemeinsam auf ein paar Vorsichtsmaßnahmen geeinigt haben.«
René schaut mich verwundert an. »Bedroht? Was heißt denn das?«
Ich grinse ein wenig humorlos. » Bedroht bedeutet, dass der Typ ihn erst angebaggert, ihm dann Geld für Sex geboten hat, und als Fabrice dann immer noch abgelehnt hat, dazu übergegangen ist, körperlich zudringlich zu werden. Und da der Typ laufend vor seiner Wohnung auftaucht, und wir vermuten, dass er ihm etwas antun will, wohnt Fabrice im Moment eben bei uns. Und das ist auch der Grund, warum Fabrice sich bei uns abmelden sollte, wenn er beschließt, mal eben weg zu sein ...«
René ist wirklich betroffen. Er sieht erst zu Fabrice, dann zu mir. »Puh, das ist ja eine Geschichte ...« Und ihm wird offensichtlich klar, dass sie wesentlich länger als »mal eben« verschwunden waren. »Scheiße, da habt ihr gedacht, ihm könnte etwas passiert sein«, kombiniert er. »Okay, dann kann ich die ganze Aktion auch verstehen. – Aber du willst ihn nicht feuern, oder?«
Nein, nicht feuern, nur Feuer unterm Hintern machen ... Ich lächele René an und schüttele den Kopf. ›Wenn du mich kennen würdest, bräuchtest du mich nicht zu fragen‹, denke ich.
Fabrice ist jedenfalls so erleichtert, dass ihm jetzt doch ein paar Tränen über die Wangen kullern. Er wischt sie zwar schnell weg, aber sowohl René als auch ich haben sie gesehen. René zieht Fabrice ohne zu überlegen in seine Arme und drückt ihn an sich. Schön, wenn Fabrice jemanden gefunden haben sollte, an den er sich so anlehnen kann. Das ist nämlich genau das, was er braucht.
»Ihr könnt das Gästezimmer haben«, biete ich an. »Wenn irgendetwas ist, meldet ihr euch sofort über Handy. Macht die Tür nicht auf, Brix und ich haben einen Schlüssel. Klar?« – »Natürlich«, erklärt René, aber seine Gedanken sind schon bei Fabrice. Und was er für Gedanken hat ...
Ich lasse die beiden lieber alleine, bevor sie noch vor meinen Augen übereinander herfallen.
54
Fabrice spürt Renés Atem auf seiner Haut. »Das ist ja gerade noch mal gut gegangen, was?«, grinst der.
Fabrice nickt nur. Das Gefühl, von René gehalten zu werden, ist einfach nur schön. Und die leichten Küsse, die René auf seiner Haut hinterlässt, bringen ihn fast um den Verstand. Er räuspert sich. »Das Gästezimmer ist dort hinten ... Willst du überhaupt ...?«
René lacht leise. »Du kannst Fragen stellen. – Ich muss aber meiner Schwester noch eine SMS schicken, damit sie sich keine Sorgen macht.« – »Wird sie sauer sein?«
René schüttelt den Kopf.
Die beiden stolpern mehr ins Gästezimmer, als sie gehen. Das Bett ist zum Glück bezogen, und die paar unausgepackten Kartons, die hier herumstehen, tun der Stimmung keinen Abbruch. Fabrice bemerkt sie eh nur am Rande, denn René drängt ihn Richtung Bett. Noch im Gehen öffnet Fabrice Renés Hose und streift ihm das Shirt über den Kopf. Fast ehrfürchtig streicht er mit den Fingerspitzen über das beeindruckende Drachentattoo.
René zuckt zusammen und hält Fabrice’ Hände fest. »Ich bin so geil auf dich, ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll«, flüstert er mit seiner verlockend rauen Stimme.
Fabrice
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