Obsession
wahrnehmen.
Sie tranken noch einen Schluck.
«Ich kann für nichts bürgen», sagte Paterson und kam abrupt zum Thema. «Es ist nur, was die Leute gesagt haben. Nichts Konkretes.»
Ben nickte.
Paterson betrachtete sein Bier. «Sie soll eine recht üble Vergangenheit haben.»
«Inwiefern?»
«War ein ziemlich böses Mädchen. Hat Geld dafür genommen.» Er schaute Ben an, als wollte er sich vergewissern, dass er ihn
verstand.
«Sie meinen, sie war eine Prostituierte?»
«Das habe ich jedenfalls gehört. Ein Sohn eines Clubmitglieds hat einen Kumpel, der mit Cole in Aldershot stationiert war.
Sie soll sich an das halbe Regiment verkauft haben, bevor sie ihn geheiratet hat.» Er schürzte missbilligend seine Lippen.
«Nach dem, was Sie sagen, scheint sie immer noch im Geschäft zu sein.»
|303| Ben war enttäuscht. Selbst wenn es stimmte, war es nicht die Enthüllung, auf die er gehofft hatte. «Haben Sie sonst noch etwas
gehört?»
Er konnte sehen, wie Paterson um eine Entscheidung rang. «Man hat sich erzählt, dass sie mal in Schwierigkeiten gesteckt haben
soll», sagte er schließlich. «Andere Schwierigkeiten. Aber ich sage Ihnen was: Ich höre mir solche Sachen nicht an.»
«Kennen Sie jemanden, der etwas wissen könnte?»
Paterson überlegte und schüttelte dann den Kopf.
«Was ist mit dem Sohn des Clubmitglieds, von dem Sie gesprochen haben?»
«Die Familie ist letztes Jahr weggezogen. Wohin, kann ich Ihnen nicht sagen.» Anscheinend hatte er die Frustration in Bens
Gesicht gelesen. «Sie dachten, ich könnte Ihnen etwas erzählen, das Ihnen hilft, ihn zurückzubekommen.»
Es war keine Frage. Ben hatte seine Motive nicht preisgegeben, er hatte nur erwähnt, dass er sich Sorgen um Jacob machte.
«Mir wurde gesagt, dass es aussichtslos ist.»
Paterson trank einen Schluck Bier. «John Cole wird ihn nicht hergeben. Ganz egal, was man von ihm verlangt.»
Ben reagierte nicht.
«Er war schon immer besitzergreifend. Er mochte es nicht, wenn unsere Jeanette ausgegangen ist oder etwas getan hat, ohne
ihn zu fragen. Damals war er schon schlimm genug. Jetzt, wo er seinen Sohn zurückhat, wird er ihn sich von niemandem wegnehmen
lassen.» Er klopfte mit einem Finger auf den Tisch. «Wirklich von niemandem. Und ich möchte mir gar nicht vorstellen, was
passiert, wenn es jemand versucht.»
«Sie meinen, ich sollte den Jungen einfach aufgeben.»
Für einen Moment schien den älteren Mann eine Müdigkeit |304| zu überkommen, dann war sie verschwunden. «Mir gefällt es genauso wenig wie Ihnen, dass mein Enkel in diesem Haus lebt. Aber
absichtlich wird John ihm nichts tun. Der Junge ist alles, was er hat. Vergessen Sie seine Frau, dieses Flittchen.» Er machte
eine abweisende Geste. «Sie bedeutet nichts. Er hat sein Leben nur auf den Jungen ausgerichtet. Wenn er glaubt, dass er ihm
wieder weggenommen wird, wird seine Welt zum zweiten Mal zusammenbrechen. Ich glaube, dann ist er zu allem fähig.»
«Ich werde vorsichtig sein», sagte Ben.
Paterson griff nach seinem Glas. «Ich mache mir dabei weniger Sorgen um Sie.»
Sie tranken noch ein Bier im Club. Dieses Mal bezahlte Ben – die Regel, dass Gäste eingeladen wurden, galt also offenbar nur
für die erste Runde. Dann gingen sie zurück zum Haus. Paterson lud ihn ein, zum Mittagessen zu bleiben. «Ich habe genug für
zwei gekocht», sagte er. «Die Macht der Gewohnheit.»
Danach schauten sie sich gemeinsam auf dem kleinen Fernseher im Wohnzimmer das Sonntagsspiel der Premier League an. Ben fühlte
sich angenehm schläfrig. Durch die Kombination aus Bier, Mittagessen und dem im Kamin knisternden Feuer war er so entspannt
wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Sie verbrachten einen großen Teil des Nachmittags schweigend, ohne dass die Stille unangenehm
war. Als Paterson verkündete, dass er sich fertig machen müsse, um seine Frau zu besuchen, bot Ben an, ihn ins Krankenhaus
zu begleiten. Offen und unbefangen lehnte der alte Mann ab.
«Sie ist noch nicht richtig auf dem Damm. Aber Sie können uns besuchen, wenn sie wieder zu Hause ist.»
Ohne beleidigt zu sein, verstand Ben, dass es Zeit für ihn |305| war zu gehen. Paterson brachte ihn zur Tür, sie gaben sich jedoch nicht die Hand. Es wäre unpassend gewesen.
«Bedrängen Sie ihn nicht zu sehr», sagte Paterson zum Abschied.
Fast hätte Ben «okay» gesagt.
Aber nur fast.
Weihnachten verbrachte er in der Karibik. Es war einer dieser Traumaufträge, die hin
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