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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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und lächelte ihn durch seine gespreizten Finger an. Ben grinste zurück und war wieder froh, dass sie gekommen waren.
    Sie blieben, bis es kühler wurde und alle anderen Ausflügler verschwunden waren. Jacob war eingeschlafen, sodass Ben ihn wecken
     musste, als es Zeit war zu gehen. Nachdem er gebadet und im Bett war, nahm Ben einen Stuhl, setzte sich hinaus in den kleinen
     Garten und schaute zu, wie die Sonne hinter den Platanen unterging.
    Wenn ich mich an solchen Dingen festhalten kann, dann schaffe ich es, dachte er. Es wird nie mehr so werden wie früher, aber
     ich könnte damit klarkommen.
    Aber er wusste, dass es lediglich eine Wochenendstimmung |96| war, die genauso schnell wieder umschlagen konnte. Und als er am nächsten Morgen aufwachte, wartete die Schwermut schon auf
     ihn, wollte wieder übergestreift werden wie eine schmutzige Jeans. Er suchte stattdessen nach der Gemütsruhe, die ihn am Tag
     zuvor umgeben hatte, aber sie war verschwunden und bereits so verblasst und unwirklich wie die Ferien in der Kindheit.
    Er brachte Jacob zur Schule und fuhr ins Atelier. Um elf Uhr rief Quilley an und sagte, er habe die Coles gefunden.

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    |97| Kapitel 6
    Die junge Frau wirkte genauso müde wie beim letzten Mal, als Ben sie gesehen hatte, und begrüßte ihn so lustlos wie zuvor.
     «Sie können gleich reingehen.»
    Er klopfte an die Tür. «Herein», rief Quilley von drinnen.
    Der Detektiv saß hinter dem Schreibtisch. In dem kleinen Büro lag immer noch der Gestank von kaltem Zigarettenrauch in der
     Luft, doch immerhin waren die Presslufthämmer draußen still. Ohne von dem Blatt aufzusehen, auf das er schrieb, deutete Quilley
     auf den freien Stuhl. «Nehmen Sie Platz, Mr.   Murray. Ich bin gleich fertig.»
    Ben setzte sich. Er starrte auf den Kopf des Detektivs und fragte sich, ob der Mann bei jedem Klienten dieses Verhalten an
     den Tag legte. Er spürte mit einem Mal eine heftige Abneigung gegen den Mann.
    Quilley legte seinen Stift weg. «Das wär’s.» Er lehnte sich zurück. «Und wie geht es Ihnen?»
    «Gut.»
Komm zur Sache.
    «Die Coles ausfindig zu machen war etwas komplizierter, als ich dachte. Die Ermittlung erforderte   ... tja, wie soll ich sagen, wesentlich mehr Nachforschungen als erwartet.»
    Sein Lächeln war reine Ironie.
    Er öffnete einen Papphefter. «Also schön. John Cole. Lebt zurzeit mit seiner Frau in einem Ort namens Tunford, das |98| ist eine kleine Stadt auf halber Strecke zwischen Northhampton und Bedford. Cole stammt ursprünglich aus der Gegend – er ist
     in einem Waisenhaus groß geworden, falls Sie es noch nicht wissen – und ist nach Tunford gezogen, als er vor vier Jahren die
     Army verlassen hat. Er wurde verabschiedet, nachdem er bei einem Grenzvorfall drüben in Nordirland verwundet worden war. Eine
     Beinverletzung. Das war kurz nachdem seine erste Frau ums Leben kam, also vielleicht   ...»
    «Seine erste Frau kam ums Leben?»
    «Entschuldigen Sie, habe ich das nicht erwähnt? Das war Jeanette, von der Sie bereits wussten. Sie starb vor sechs Jahren
     bei einem Verkehrsunfall. Ziemlich tragische Sache.»
    Vor sechs Jahren.
Die Parallelität der Ereignisse war Ben nicht entgangen. Quilley betrachtete ihn mit seinem seltsamen Lächeln. «Alles in Ordnung,
     Mr.   Murray? Sie sehen ein bisschen blass aus.»
    «Mir geht es gut. Fahren Sie fort.»
    «Wo war ich? Genau, John Cole. Ungefähr zur gleichen Zeit, als er nach Tunford gezogen ist, hat er wieder geheiratet. Seine
     zweite Frau heißt Sandra. Er hat sie kennengelernt, als er nach seiner Verwundung in Aldershot stationiert war, kurz bevor
     er entlassen wurde.» Der Detektiv zog die Mundwinkel nach unten. «Sieht nicht so aus, als wäre sie eine besonders gute Partie,
     wenn ich so sagen darf, Mr.   Murray. Arbeitet als Bardame im örtlichen Pub. Cole ist auf einem Schrottplatz in der Nachbarstadt angestellt. Er ist recht
     angesehen, soweit ich gehört habe. Ein Art Lokalheld. Sie wissen schon, ein Junge aus dem Ort zieht in den Krieg, seine Frau
     stirbt, er kommt verwundet zurück. Alles sehr tragisch.»
    Er schaute Ben an, als würde er eine Reaktion von ihm |99| erwarten. Ben nahm es als Wink, die Frage zu stellen, vor der er sich gefürchtet hatte.
    «Haben sie Kinder?»
    Die Frage schien Quilley regelrecht zu erfreuen. «Nein, und das ist eine weitere Tragödie. Cole hatte ein Kind mit seiner
     ersten Frau, einen Jungen, doch anscheinend wurde das Kind kurz nach der Geburt aus dem

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