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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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kleines Flittchen.»
    «Ron», ermahnte ihn seine Frau. Mit einem Nicken schien er zugleich seine Worte zu bestätigen und sich dafür zu entschuldigen.
     Seine Frau wandte sich an Ben. «Wir haben ihm geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Im Grunde haben wir auch keine
     erwartet. Aber man hofft ja immer, nicht wahr?»
    Jetzt nicht mehr, dachte Ben. Wenn Cole nicht einmal Jacobs Großeltern erlaubte, den Jungen zu sehen, dann hatte er erst recht
     keine Chance. «Es geht mich eigentlich nichts an, aber warum hat Jeanette ihn verlassen?»
    Wieder tauschten sie schweigend einen Blick aus. «Er hat sich verändert», sagte sie. «Er war immer ein stiller Typ gewesen.
     Unergründlich. Aber nachdem Stev   ..., nachdem Jacob verschwand, war er nicht mehr derselbe. Ich will nicht unhöflich sein, aber er ist daran zerbrochen. Beide
     sind sie daran zerbrochen, aber auf unterschiedliche Weise. Er wurde härter.» Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
     «Nein, nicht härter, das stimmt nicht ganz. Eher gleichgültig. Und Jeanette   ... Also, sie ist eigentlich nie darüber hinweggekommen. Man würde vermuten, dass die beiden sich gegenseitig halfen, aber
     es war genau das Gegenteil. Daran hatte Jeanette vielleicht genauso viel Schuld wie John. Aber sie brauchte jemanden, der
     ihr Halt gab und ihr half, die Sache durchzustehen. Und das hat er nicht getan. Ich schätze, das war seine Art, damit zurechtzukommen,
     aber er hat sich immer mehr eingeigelt und abgekapselt. Wenn sie zu uns zu Besuch kamen, hat er stundenlang ins Leere gestarrt
     und kein Wort gesagt. Und die meiste Zeit war er sowieso weg, |175| mit der Army, wissen Sie? Jeanette saß allein in Aldershot. Deshalb kam sie schließlich zurück zu uns.»
    Ben graute vor der nächsten Frage, aber er musste sie stellen. «Cole sagte   ... Er hat mir erzählt, dass meine Frau für den Tod von Jeanette verantwortlich wäre. Wie hat er das gemeint?»
    Sie antwortete nicht. Ihr Mann verschränkte seine Hände auf dem Tisch. Die Knöchel waren weiß. Seine Frau tätschelte sie.
     Ihre Hände waren geschwollen und verwachsen.
    «Seiner Meinung nach hat sie sich umgebracht.» Während sie tief Luft holte, zitterte ihr Atem unmerklich. «Aber ich weiß es
     nicht.» Sie drückte die Hände ihres Mannes und zog dann ihre zurück. «Ich weiß es nicht. Man sagt, sie sei ohne zu schauen
     auf die Straße gelaufen, aber ob sie es absichtlich getan hat oder nur in Gedanken verloren war   ...» Sie schüttelte den Kopf. «Einen Tag davor war John hier gewesen. Er hatte Urlaub. Sonderurlaub aus familiären Gründen.»
     Sie lachte bei dem Gedanken sarkastisch auf. «Er kam hier vorbei und verlangte, dass sie mit ihm nach Hause kommt. Einfach
     so. Wie ein Befehl. Ron hat ihm gesagt, dass sie nichts tun wird, was sie nicht tun will, und   ... und da hat John ihn niedergeschlagen.»
    Sie schaute zu ihrem Mann. Seine Hände waren noch fester zusammengepresst als zuvor. Als er sprach, schaute er keinen von
     beiden an. «Wenn ich zehn Jahre jünger gewesen wäre, hätte er das nicht getan. Dass er Soldat war, spielt dabei keine Rolle.»
     Seine Stimme bebte. Die Hände seiner Frau zuckten, als wollte sie ihn wieder berühren. Aber dieses Mal tat sie es nicht.
    «Danach marschierte John ohne ein Wort hinaus», fuhr sie fort. «Am nächsten Morgen ging Jeanette spazieren, und dann haben
     wir erfahren, dass sie tot ist.»
    |176|
O Sarah, was hast du getan?
    «Seitdem haben wir John nicht mehr gesehen, außer bei der Beerdigung», sagte Mary. «Und da hat er nicht mit uns gesprochen.
     Ich glaube also nicht, dass wir Ihnen helfen können. Tut mir leid.»
    Ben konnte die beiden nicht anschauen. «Er gibt mir die Schuld», sagte er. «Mir und meiner Frau. Er macht uns dafür verantwortlich,
     dass Jacob autistisch ist.» Er hatte das Gefühl, als wären die Worte aus ihm herausgestanzt worden. Und er musste weiterreden,
     um die darauffolgende Stille zu füllen. «Die Ärzte sagen, die Krankheit kann nicht dadurch verursacht worden sein, dass er
     seiner Mutter weggenommen wurde. Aber er glaubt trotzdem, es ist unsere Schuld.»
    Er hörte Mary Pattersons Rollstuhl quietschen, als sie sich rührte. «Manchmal glaube ich, dass Dinge einfach passieren. Es
     hat keinen Sinn, nach Gründen zu suchen.»
    «Es tut mir leid», sagte Ben, und erst nachdem er es gesagt hatte, wurde ihm klar, dass er sich zum ersten Mal dafür entschuldigt
     hatte, was Sarah getan hatte.
    «Sie

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