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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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lächeln, wurde die
     Erinnerung an ihr Lachen vom Wind davongetragen.
    |169| Das Grab befand sich in einer Reihe anderer neuer Gräber. Es hatte noch keinen Stein, weil der Boden sich erst setzen musste.
     Der Rasen darauf wuchs aber schon, was ihn erfreute. Die Blumen, die er mitgebracht hatte, steckte er in eine der beiden Tonvasen
     am Kopf der Grabstätte. In der anderen Vase stand bereits ein Strauß, wahrscheinlich war er von ihren Eltern. Die Blumen waren
     fast verwelkt, aber er ließ sie dort, um ihre Mutter nicht zu verärgern. Seit die Sache mit Jacob herausgekommen war, hatte
     er sich nicht mehr bei ihnen gemeldet, und das bereitete ihm ein schlechtes Gewissen. Am Anfang hatte er die Situation nicht
     noch verschlimmern wollen, aber mittlerweile war genug Zeit verstrichen, um die Wogen wieder zu glätten. Während er seine
     Hände trocken rieb, erzählte er Sarah, dass er sich darum bemühen wolle, erinnerte sie aber auch daran, dass ihre Mutter eine
     Zicke war, weshalb er nichts versprechen könne.
    Eine Weile stand er im böigen Wind vor dem Grab und gedachte ihrer, dann ging er zurück zum Wagen.
    Irthlington lag zehn Meilen nördlich von Tunford. Ben verließ die Autobahn an derselben Ausfahrt und folgte eine Weile der
     bekannten Strecke, ehe er abbog. Die Verkehrsschilder führten ihn durch ein Industriegebiet und dann für ein kurzes Stück
     zurück in die grüne Landschaft, hinter der die Stadt begann.
    Die Adresse lag in einer kurzen Straße mit Reihenhäusern, an einem Ende ein kleiner Laden, am anderen eine mit Schutt gefüllte
     und hohem Maschendraht eingezäunte Fläche. Hinter dem Zaun sah er Bagger und Bauwagen, die jetzt am Wochenende ruhig und verlassen
     dastanden. Viele der Häuser waren vernagelt und warteten auf den Abriss. Andere waren offenbar noch bewohnt. Das Haus, das
     Ben suchte, hatte hübsche geblümte Vorhänge und einen bunten |170| Blumenkasten auf der Fensterbank im Erdgeschoss. Er parkte davor und stieg schnell aus, ehe er darüber nachdenken konnte,
     was er vorhatte.
    Er wusste nicht genau, was er mit dem Besuch bei Jeanette Coles Eltern erreichen wollte. Es gab keinen Grund, warum sie mehr
     Zeit für ihn haben sollten als Cole. Cole hatte seine Frau verloren, sie ihre Tochter, und Ben gab auch für sie einen guten
     Sündenbock ab. Doch bei dem Interview im Fernsehen hatten Ron und Mary Paterson keinen verbitterten Eindruck gemacht. Er hoffte
     deshalb, dass sie ihn wenigstens anhören würden.
    Das war zwar nicht viel, woran man sich an einem Samstagmorgen klammern konnte, aber mehr hatte er nicht.
    Die Patersons waren von London weggezogen, nachdem ihr Enkel verschwunden war. Ben hatte sie ausfindig gemacht, indem er in
     der Bücherei die jüngsten Zeitungsberichte studiert hatte, bis er einen Hinweis auf die Stadt fand, in der die Großeltern
     von «Baby Steven» nun lebten. Dann hatte er im Telefonbuch nach der Adresse gesucht. Er hatte überlegt, sie anzurufen, bevor
     er sie besuchte, sich am Ende aber dagegen entschieden.
    Am Telefon hätten sie zu einfach nein sagen können.
    Er klopfte an die Tür. Sie war staubig und schmutzig von den Abrissarbeiten in der Nachbarschaft, aber der blaue Anstrich
     darunter war einwandfrei. Erst dachte er, dass sie offenbar nicht zu Hause wären, doch dann hörte er von drinnen ein gedämpftes
     «Es ist offen».
    Er ging hinein. Die Tür führte direkt in die Küche. Die Wände waren mit geblümten Tapeten bedeckt. Auf der Türschwelle lag
     eine kleine Fußmatte über dem mit braunen und cremefarbenen Wirbeln gemusterten Teppich. An der gegenüberliegenden Wand stand
     ein stabiler, ausklappbarer |171| Holztisch, darauf ein Geranientopf. Es roch nach Yorkshire Pudding und Gebratenem, aber nicht ranzig wie bei den Coles. Der
     Geruch erinnerte Ben an seine Besuche bei den Großeltern in der Kindheit.
    Neben der Spüle stand ein älterer Mann. Er trug eine braune Hose mit Bügelfalte und ein weißes Unterhemd. In einer Hand hatte
     er ein gepelltes Ei, während er die andere darunter hielt, um die Krümel aufzufangen. Die Lippen mit Eigelb benetzt, schaute
     er Ben an, ohne etwas zu sagen. Anhand der Fernsehbilder erkannte Ben in ihm Jeanette Coles Vater. Plötzlich war es ihm unangenehm,
     den Mann in dieser Situation anzutreffen. Ihn hatte der Mann bestimmt nicht erwartet.
    Ben blieb unschlüssig in der Tür stehen. «Entschuldigen Sie, ich hörte Sie sagen, dass offen ist. Ich bin Ben Murray   ...»
    «Ich weiß,

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