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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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einem Ohrläppchen. «Warum haben Sie sich überhaupt von hinten ans Haus herangeschlichen?»
    |185| «Keine Ahnung. Aus Neugier, nehme ich an.» Ben spürte, wie sein Gesicht errötete. Das schlechte Gewissen machte ihn noch wütender.
     «Ich denke mir das nicht aus. Wenn Sie mir nicht glauben, dann schauen Sie es sich selbst an! Das Grundstück sieht aus wie
     ein   ... wie ein Schrottplatz! Gott weiß, wie Sie Jacob an so einen Ort geben konnten!»
    Die letzte Bemerkung war ihm einfach so herausgerutscht. Der Hals des Sozialarbeiters begann rot zu glühen. «Entgegen der
     öffentlichen Meinung sind wir keine Vollidioten. Wir haben das Haus besucht und uns davon überzeugt, dass es eine sichere
     Umgebung ist.»
    «Das war in dem Fall vielleicht so, aber jetzt nicht mehr! Hat sich eigentlich mal jemand den Garten hinter dem Haus angeschaut?»
    Ben wusste, dass er einen Streit heraufbeschwor, aber er konnte sich nicht bremsen. Auch Carlisles Wangen waren jetzt erhitzt.
    «Wir verstehen unsere Arbeit, Mr.   Murray.»
    «Gut, dann tun Sie sie auch! Jacob ist dort nicht sicher! Dieser Verrückte wird ihn am Ende noch umbringen!»
    «Ich glaube nicht, dass uns Hysterie irgendwie weiterbringt.»
    «Ich bin nicht hysterisch! Ich habe gesehen, was er getan hat!»
    «Das sagen Sie.»
    Ben ballte seine Fäuste und kämpfte um Beherrschung. «Was soll das heißen?»
    Auch der Sozialarbeiter schien das Gespräch wieder in kontrolliertere Bahnen lenken zu wollen. «Mr.   Murray, ich habe letztes Mal erklärt, dass es immer eine sehr schwierige Situation ist, wenn ein Kind einem Elternteil, oder
     einem Stiefelternteil, weggenommen und der Obhut eines anderen |186| übergeben worden ist. Deshalb sehe ich ein, dass es nicht leicht für Sie sein wird, dass Jacob nicht mehr bei Ihnen wohnt.
     Ich muss Sie allerdings daran erinnern, dass Sie Mr.   Coles Antrag auf Betreuungsrecht nicht angefochten haben. Gut, ich weiß, dass es wegen Ihres ersten Umgangskontaktes zu Missverständnissen
     gekommen ist – nein, bitte, lassen Sie mich ausreden.» Er hob eine Hand, als Ben ihn unterbrechen wollte. «Aber am Anfang
     gibt es recht häufig solche Kontroversen. Beide Elternteile müssen sich erst auf die neue Situation einstellen. Ich habe Mrs.   Cole darauf hingewiesen, dass Sie ein Recht auf Ihren Umgangskontakt haben, und sie hatte keine Einwände dagegen, deshalb   ...»
    Aber sicher.
    «...   schlage ich vor, dass Sie bis zu Ihrem nächsten Kontakttermin warten. Ich bin sicher, dass sich all diese   ... diese Probleme freundschaftlich lösen lassen.»
    Der Mann glaubte ernsthaft, dass es keinen Grund zur Sorge gab, merkte Ben. In den Augen des Sozialarbeiters war es bereits
     zu einem Happy End gekommen. «Und was ist, wenn Cole bis dahin einen Metallklotz auf Jacobs Kopf fallen lässt?»
    Carlisle zog ein Gesicht, als hätte Ben einen geschmacklosen Witz gemacht. «Wir werden Ihre Beschwerde selbstverständlich
     prüfen. Wir nehmen solche Dinge ernst, aber Sie müssen verstehen, dass wir auf Grundlage einer unbestätigten Behauptung nichts
     unternehmen können.»
    «Sie glauben also mit anderen Worten, dass ich die Sache erfunden habe.»
    «Es geht nicht darum, ob ich glaube, Sie hätten etwas erfunden.» So wie er es sagte, schien er allerdings auch nicht zu glauben,
     dass Ben die ganze Wahrheit erzählt hatte. «Nur können wir ohne Beweise nichts unternehmen.»
    |187| «Ach, darum geht es?»
    Der Sozialarbeiter breitete seine Hände aus. «Tut mir leid, Mr.   Murray, aber ich kann Ihnen versichern   ...»
    Ben ging hinaus. Sein Schädel schien vor lauter Frustration zu dröhnen.
    Ich werde dir die verdammten Beweise liefern, dachte er.
     
    Er kaufte das Objektiv bei seinem Stammhändler. Er besaß bereits einige Zoomobjektive für Nah- und Portraitaufnahmen, aber
     keines davon hatte die Brennweite, die er jetzt benötigte. Es war ein 60 0-mm -Teleobjektiv, ein Biest von mehr als einem halben Meter Länge, das zwar nicht so gewaltig war wie manche der langen Objektive
     von Pressefotografen, seinen Ansprüchen aber vollends genügte.
    Als er es an seine Nikon schraubte und einen Blick durch den Sucher warf, hatte er das Gefühl, durch das Zielfernrohr eines
     Scharfschützengewehrs zu schauen.
    Bevor er es gekauft hatte, hatte er Zoe gesagt, dass er am Nachmittag nicht mehr zurück ins Atelier kommen würde, und war
     anschließend nach Tunford aufgebrochen. Als er die Autobahn verließ, stahl sich die Sonne

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