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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Anwesenheit gegeben, aber   ...»
    «Ein paar Probleme? Er geht nicht hin, oder?»
    «Mr.   Murray, ich   ...»
    «Geht er nun zur Schule oder nicht?»
    Wieder entstand eine Pause. «Die Situation ist unter Kontrolle.»
    «Scheiße, was soll denn das heißen?»
    «Genau das, was ich sage. Und ich denke, es gibt keinen Grund, ausfallend zu werden.»
    Ben holte tief Luft. «Ich bitte um Verzeihung.» Er wartete, bis sich das Bedürfnis, den Mann anzuschreien, gelegt hatte. «Wie
     lange geht das schon so?»
    «Darüber darf ich wirklich nicht sprechen.»
    «Wenn Sie es mir nicht sagen, frage ich selbst in der Schule nach!»
    |253| «Leider bin ich nicht   ...»
    «War er überhaupt mal dort, seit er bei Cole wohnt? War er nicht, oder?»
    Er konnte hören, wie Carlisle sich sträubte. «Äh   ... nun gut, ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er dort war.»
    Ben traute seinen Ohren nicht, verkniff sich aber lieber einen Kommentar.
    «Es hat ein paar Unstimmigkeiten darüber gegeben, ob es Jacob gut genug geht, um am Unterricht teilzunehmen», sagte Carlisle
     zögerlich. «Mr. und Mrs.   Cole – also eigentlich Mrs.   Cole   ... behauptet, dass er einen Virus hat. Wir haben sie darauf hingewiesen, dass wir ein ärztliches Attest benötigen und dass
     es illegal ist, Jacob ohne Attest von der Schule fernzuhalten.»
    Und das hat die beiden bestimmt unheimlich beeindruckt.
Ben starrte über die Straße hinüber zum Schrottplatz. «Cole nimmt den Jungen mit zur Arbeit. Deswegen ist er nicht in der
     Schule und nicht, weil er einen ‹Virus› hat.»
    «Woher wissen Sie das?» Die Stimme des Sozialarbeiters hatte wieder einen amtlichen Ton angenommen. Er klang nun äußerst gereizt.
    «Weil ich gerade vor dem Schrottplatz stehe. Die beiden sind noch hier, wenn Sie sich selbst davon überzeugen wollen.»
    «Sie haben die beiden tatsächlich gesehen?»
    «Ganz genau.»
    Er konnte spüren, wie Carlisle versuchte, diese Information für sich zurechtzubiegen. «Vielleicht kann zu Hause niemand auf
     ihn aufpassen.»
    Ben war mit seiner Geduld am Ende. «Herrgott nochmal, ich bitte Sie! Wenn es ihm gut genug geht, um den Tag auf einem Schrottplatz
     zu verbringen, kann er auch zum Unterricht! |254| Er ist nicht krank! Cole will bloß nicht, dass er zur Schule geht!»
    «Entschuldigen Sie, Mr.   Murray, aber ich verstehe nicht, warum Sie glauben, sich so gut mit Mr.   Coles Motiven auszukennen. Und selbst wenn er Jacob heute wirklich mit zur Arbeit genommen hat   ...»
    «Er hat ihn mitgenommen.»
    «...   selbst wenn er es getan hat, können wir nicht auf der Grundlage eines einmaligen Vorkommnisses voreilige Schlüsse ziehen.»
    «Es ist natürlich nicht einmalig! Seine Frau hat Ihnen diesen Schwachsinn mit dem ‹Virus› aufgetischt, damit Sie ihn in Ruhe
     lassen, und Sie lassen ihn auch noch damit durchkommen.»
    «Wir lassen ihn mit gar nichts durchkommen, Mr.   Murray   ...»
    «Und warum unternehmen Sie dann nichts?»
    «Wenn wir zu der Ansicht gelangen, dass die Notwendigkeit besteht, dann werden wir etwas unternehmen, aber im Moment sehen
     wir keinen Grund dafür. Und ein unüberlegtes Eingreifen hilft niemandem. Es ist ein äußerst sensibler Fall, und wir wollen
     nicht dastehen wie   ...»
    «Wie wollen Sie nicht dastehen? Das ist der springende Punkt, nicht wahr? Sie haben Angst, schlechte Presse zu kriegen!»
    Mit bebender Stimme versuchte Carlisle, seine Verärgerung zu unterdrücken. «Ich muss mir nicht sagen lassen, wie ich meine
     Arbeit zu tun habe, Mr.   Murray. Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gerne damit weitermachen.»
    «Werden Sie etwas wegen Cole unternehmen?»
    «Wir werden es prüfen. Auf Wiedersehen.»
    |255| «Moment   ...!», begann Ben, doch Carlisle hatte bereits aufgelegt. «Arschloch!» Als Ben das Handy gegen das Armaturenbrett schlug,
     knackte die Plastikschale. Er beruhigte sich kurz, knallte es dann noch zweimal und mit jedem Mal härter nach vorn und warf
     es schließlich auf den Beifahrersitz.
    Aufgebracht starrte er durch die Windschutzscheibe. Im Geiste sah er, wie er in Carlisles Büro marschierte und sich den Mann
     zur Brust nahm, um ihm die Meinung zu sagen. Dann stellte er sich vor, auf den Schrottplatz zu gehen und Cole zur Rede zu
     stellen. Er versuchte sich auszumalen, wie er ihn niederschlug, doch selbst seine Wut reichte nicht aus, um diese Bilder glaubwürdig
     erscheinen zu lassen. Mit der kalten Realität konfrontiert, versiegte sein

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