Obsidian (German Edition)
deutlicher. Von oben leuchtete ein starker Scheinwerfer auf das Wasserloch. Gleichzeitig nahm er ein Seil wahr, dass in der Mitte der Cenote baumelte.
„ Spring endlich und schnapp Dir das Seil! Das Wasser kommt!“, schrie Joaquim von hinten.
Eric kroch, soweit es ging, hinaus, krallte sich an der Wand an und erhob sich. Er blickte hinauf und sah einen vertrauten Hubschrauber über der Cenote schweben.
Er sah zum Seil hinüber, holte tief Luft und stieß sich mit Händen und Füßen von der Wand ab. Mit einem Schrei flog er zum Seil hinüber, erwischte es und packte fest zu. Die Wucht ließ ihn etwas abrutschen, seine Hände brannten, doch er klammerte sich fest an das dicke Seil. Monja stand inzwischen ebenfalls am kleinen Ausgang ihres Fluchtweges. Sie blickte verängstigt nach unten und zu ihm.
„ Spring, Princesa!“, rief er ihr zu und kletterte etwas hinauf. Monja warf sich dem Seil entgegen, hatte aber nicht so viel Kraft in ihren Beinen wie Eric und verpasste das Seil mit der ausgestreckten Hand. Eric schrie kurz auf, aber dann konnte sie es doch noch erwischen. Sie griff mit einer Hand zu, rutschte mit einem schmerzerfüllten Schrei ab und schaffte es dann, sich mit beiden Händen am dicken Seil festzuhalten.
Joaquim war auch schon aus dem Loch herausgekrochen, inzwischen strömte das Wasser schon stark aus dem kleinen Durchgang. Er stand wackelig an der Wand.
„ Rauf mit Euch!“, befahl er ihnen. Eric hatte das Seil zwischen seinen Beinen eingeklemmt und konnte sich hinaufziehen, Monja hingegen fehlte die Kraft dazu. Joaquim sah ihren mehrmaligen, hilflosen Versuchen zu, dann sprang er ab. Er erwischte scheinbar problemlos das Seil, knapp unter ihren Beinen. Durch die Wucht, wurde Monja hinuntergerissen und verlor mit einer Hand das Seil. Sie kreischte auf, wirbelte mit der freien Hand herum und schaffte es, das Seil wieder in die Hand zu bekommen. Der Scheinwerfer erlosch und das Seil wurde hinaufgezogen, während sich alle drei fest daran festkrallten. Schnell gewann der Hubschrauber an Höhe, das Seil aber wurde nur langsam hochgezogen. Da der Nachthimmel noch genug Licht spendete, sahen sie, wie sie sich von Chichen Itza entfernten und hundert Meter über der Erde in der Luft hingen. Eric erkannte den kleinen Flugplatz bei der Ausgrabungsstätte, dann war unter ihnen nur dunkler Wald zu sehen.
Es dauerte mehrere anstrengende Minuten, bis sie im Hubschrauber gelandet waren. Eric, der als Erster ankam, sprang zur Seit und wartete auf Monja, um sie in Empfang zu nehmen. Sie war kreidebleich und sprach kein Wort. Er ließ sie hinsetzen und nahm ihre Hand.
„ Alles vorüber, wir sind in Sicherheit. Wir sind wieder im Airwolf, diesen tollen Hubschrauber und wir wissen nun …“
„ Das ist mir scheißegal!“, fuhr sie ihn an, „Ich habe mir fast in die Hosen gemacht, da am Seil hängend. Auf den Fallschirmsprung konnte ich mich noch etwas vorbereiten, aber jetzt das … es reicht mir langsam, verstehst Du das?“
Eric nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Sie zitterte am ganzen Leib. Inzwischen war auch Joaquim im Hubschrauber angekommen, schloss die Klappe und setzte sich zu ihnen. Mit einer Zigarette im Mund lächelte er Monja an.
„ Du warst super, mein Kind. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Wenn Du jemals Lust auf einen Job bei uns …“
„ Niemals! Verstehst Du, niemals!“, versicherte sie ihm. Die Tür öffnete sich und Jose stand vor ihnen.
„ Dann wären wir ja wieder alle versammelt. Unser nächstes Ziel ist Progreso.“ Und schon war er wieder verschwunden. Monja lehnte sich zurück, schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch.
„ Ach ja, es freut mich, Dich wieder zu sehen, Jose!“, rief Monja ins Cockpit.
Joaquim stand auf und ließ die beiden alleine. Eric legte einen Arm um Monja und hielt sie fest an sich gedrückt.
„ Wir sind fast am Ziel. Nicht mehr lange und wir werden erfahren, ob sich diese ganze Aufregung, dieses Chaos, dieser Wahnsinn ausgezahlt hat“, flüsterte er ihr ins Ohr und küsste ihren Kopf.
Kapitel 16
Zu viert saßen sie einige Stunden später unter einem Strandschirm aus Stroh, jeder hatte einen Kaffee und Brötchen vor sich liegen. Obwohl es erst acht Uhr morgens war, waren schon die ersten Badegäste am feinsandigen, hellen Strand. Einige Touristen blickten sie verwundert an, gingen aber kommentarlos weiter. Sie gaben auch ein recht komisches Bild ab. Nur Joaquim passte in dieses Urlaubsbild, mit seiner
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