Obsidian (German Edition)
breit genug, hier brannte die Sonne auch wieder auf sie herab. Der Weg zu der Stelle, die Miguel meinte, war leicht zu erkennen, da die Bäume fehlten und nur kleine Büsche und Gras vor ihnen wuchs.
Zunächst konnten sie nichts Auffälliges entdecken. Es war etwas lichter als noch vorhin im Wald, aber einige dünnere Bäume wuchsen über die verteilten Steine. Manche der Bäume standen auf einem großen Stein, die Wurzeln waren um den länglichen Stein gewickelt und verschwanden im erdigen Boden. Mehrere große, flache Felsen lagen verstreut. Von einem Tempel war aber weit und breit nichts zu sehen.
„ Wenn wir hier richtig sein sollen, was genau suchen wir dann?“, fragte Monja, stöhnte dann aber gleich auf.
„ Nein, sagt es nicht. Es wird wieder in den Untergrund gehen, oder?“
„ Ziemlich sicher, mein Kind.“, bestätigte Joaquim ihre Vermutung. Alle fünf sahen sich auf der fast kreisrunden Lichtung um.
„ Ein ‚X‘ markiert die Stelle“, murmelte Eric vor sich hin.
„ Falscher Film, mein Freund“, flüsterte Joaquim ihm ins Ohr.
Einige rechteckige Steine standen senkrecht am Boden, doch keiner war höher als einen Meter. Miguel setzte sich auf einen der breiten Steine und sah zu seinen Begleitern. Miguel studierte einige der quer liegenden Steine, fand auf einigen auch Maya-Zeichen eingraviert, aber nichts, was ihnen weiterhelfen konnte. Joaquim, mit einer weiteren Zigarette im Mund, probierte einen anderen Weg und suchte sich den höchsten Stein aus. Er stemmte sich hoch, was bei einer Höhe von etwas über einem Meter nicht schwer war und überblickte den Platz von dieser erhöhten Position aus. Recht schnell fiel ihm etwas auf.
„ Leute, wenn hier einmal ein Tempel stand, dann stehe ich auf einem der Eckpfeiler“, erkannte er. Seine Theorie war schnell überprüft. Tatsächlich waren vier besonders dicke Steine so angeordnet, dass sie ein fast quadratisches Feld ergaben.
„ Wenn der Tempel eingestürzt ist, dann würde das natürlich die umherliegenden Steine erklären“, überlegte Miguel. Er stand vor einem flachen, aber sehr großen Stein, dessen Oberseite keine Verzierungen aufwies, aber zu glatt war um natürlichen Ursprungs zu sein.
„ Jose, hilf mir bitte hier.“ Sofort kam Jose und als er den Stein ansah, deutete er Joaquim und Eric ebenfalls zu sich. Zu viert versuchten sie die massive Steinplatte anzuheben. Mit erheblicher Kraftanstrengung gelang es schließlich, ihn etwas aufzuheben. Monja lugte unter den Spalt und leuchtete mit einer Taschenlampe, die Miguel ihr reichte hinein.
„ Bingo! So wie es aussieht, ist darunter ein Loch oder ein Abgang. Könnt ihr den Stein zur Seite drehen oder wegtragen?“
Keiner antwortete ihr, die Männer mussten ihre ganze Kraft aufwenden, um die Stein zu halten. Langsam versuchten sie ihn einige Schritte auf die Seite zu bewegen. Eric Arme schmerzten und er fürchtet, jeden Moment den Halt zu verlieren, oder seine Arme von dem Gewicht abgerissen zu bekommen. Er blickte in Joses Gesicht, dessen Oberarme leicht zitterten. Der Stein wurde langsam zur Seite gedreht, bis Monja Bescheid gab, dass der Abgang frei war. Sofort ließen die Männer los. Eric setzte sich auf den Boden und holte tief Luft. Ein stechendes Kribbeln ging durch seine Arme, seine Hände schmerzten und er benötigte einige Zeit um sie wieder ganz zu spüren. Sein einziger Trost war, dass es den Anderen genauso ging, sogar Jose setzte sich um etwas zu verschnaufen.
Nach einer Minute der Erholung standen sie auf und blickten auf den freigelegten Abgang. Was zunächst wie ein Loch aussah, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als ein Stiegenabgang. Die Steinstufen waren von Gras, Moos und Wurzeln nahezu komplett überwachsen. Ebenso die Seitenwände, die von Wurzelwerk übersät waren. Es war nicht zu erkennen, wie weit die Treppen hinabführten. Nach wenigen Metern war nichts mehr zu erkennen.
„ Ich habe zwei Taschenlampen. Hoffentlich reicht das“, meinte Miguel und ging vor. Mit einer Hand hielt er sich an der Wand und den Wurzeln an, während er mit der anderen auf den Boden leuchtete. Für die anderen, die noch auf der Oberfläche warteten, verschwand Miguel recht bald im Dunkel, nur das Licht der Taschenlampe war noch einige Zeit zu sehen.
Eric blickte ihm nach und sein Magen meldete sich wieder.
„ Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache“, murmelte er leise.
„ Was glaubt ihr, werden wir da unten finden?“, fragte Monja nach.
„ Ganz ehrlich,
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